Hartz IV – kein Ende der Diskussion …

Ein Kommentar von Dr. Marko Michels

Hartz IV-Empfänger – mittlerweile ein extrem negativer Sammel-Begriff für die angeblich „Nicht-Leistungsbereiten“ in dieser Gesellschaft. Mit der Bezeichnung „Hartz IV-Empfänger“ lassen sich vortrefflich ganze Personengruppen stigmatisieren, unabhängig ob sie verschuldet oder unverschuldet in den Leistungsbezug von Hartz IV gelangt sind.

Der Begründer dieses Konzeptes, der Sozialdemokrat  und ehemalige VW-Vorstand Peter Hartz, wurde 2007 – u.a. wegen Untreue und Begünstigung eines VW-Betriebsratschefs – rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren  zur Bewährung sowie zu einer Geldstrafe von 360 Tagessätzen a 1600 Euro verurteilt.

Die Mehrheit der Bevölkerung folgt inzwischen der medialen Inszenierung, dass nur Geringqualifizierte, Arbeitsunwillige oder Arbeitsscheue Hartz IV-Leistungen erhalten. Tja, auch das ist Deutschland im Jahr 2011 …

Dabei gibt es andere Beispiele … Da ist der ehemalige erfolgreiche DDR-Trainer, der sich stets SED und Doping-Praxis verweigerte, letztendlich in der DDR faktisch Berufsverbot hatte, sich mit gering bezahlten Jobs abfinden musste und auch nach 1990 keinen Fuß auf den Boden bekam, weil die alten DDR-Seilschaften weiter funktionierten.
Da ist der frühere politische Häftling, der sich der DDR-Obrigkeit widersetzte, der alles, auch seine Gesundheit aufs Spiel setzte, ein Fanal gegen stalinistische Strukturen setzte und nun – mit ruinierter Gesundheit – staatliche „Sozialleistungen“ erhält.
Da ist der Junior-Professor, der ohne eigene Schuld einen schweren Verkehrsunfall hatte, seinen alten Beruf gesundheitsbedingt nicht mehr ausüben kann und nun auch auf Hartz IV angewiesen ist.
Und da ist die allein stehende, junge Mutter mit beruflicher Ausbildung und zwei Kindern, deren Ehemann frühzeitig starb, und nun – auch wegen der mangelnden Kinderbetreuung – keinen Arbeitsplatz erhielt und auf Hartz IV angewiesen ist.

Einzelbeispiele ?! Sicher. Natürlich gibt es auch die tatsächlich Arbeitsunwilligen, die Arbeitsscheuen, die Schwarzarbeiter, die Hartz IV beziehen. Ist das aber die Mehrheit. Zweifel sind angesagt. Demokratie lebt vom Individualismus. Jeder Fall ist einzeln zu betrachten.

Dass aber unverschuldet in Not Geratene mit Arbeitsverweigerern in „einen Topf geworfen werden“, ist keine Demokratie, das ist eine das Individuum verachtende Herangehensweise! Und nun streiten sich zwei Power-Frauen um 5 Euro und Bildungspakete für Kinder…
Kleinlich? Mehr als das! Da gibt es doch ganz andere staatliche Finanzsummen für Subventionen und Zuwendungen im Hinblick auf Konzerne, Verwaltungen und Verbände.