Zum Tod von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl

Deutsche und europäische Einigung als bleibende Verdienste

Eine politische Legende ist tot.  Der „ewige Kanzler“, „der schwarze Riese aus Oggersheim“ und letztendlich der Kanzlers der deutschen und europäischen Einigung, Dr. Helmut Kohl, starb im Alter von 87 Jahren.

Er war ein Machtpolitiker, der nicht Macht um ihrer Willen anstrebte, sondern der diese vermeintliche Macht gestaltete, sie mit Leben und Tatkraft erfüllte.

Kohl führte letztendlich die neue Ostpolitik seiner Vorgänger Willy Brandt und Helmut Schmidt, zu denen er in seinen späteren Kanzler-Jahren ein sehr gutes Verhältnis hatte, mit viel diplomatischem und politischem Geschick zu Ende – eine politische Strategie, die zur friedlichen Überwindung der stalinistischen Diktaturen in Europa führte, ein bleibender Verdienst der Kanzler Brandt, Schmidt und insbesondere Kohl.

Vergessen sollte man jedoch nicht, dass erst durch das demokratische Aufbegehren, den Widerstand der Menschen zwischen Mecklenburger Ostseeküste und Sächsischer Schweiz, das stalinistische Regime in der DDR beseitigt wurde. Und ebenfalls nicht vergessen sollte man, dass es die Ostdeutschen waren, die sich als Erste nach dem 2.Weltkrieg gegen die drohende stalinistische Diktatur erhoben. Eben nicht die Polen, Ungarn, Tschechen, Slowaken oder Balten…

Aber ohne Brandt, Schmidt, Genscher, Reagan bzw. Bush, Gorbatschow und eben Kohl wäre die Einheit politisch so nicht möglich gewesen.

Während  seine Gegner, ob außerhalb der Union und sogar innerhalb der Union, ihn oft belächelten, blieb sich Helmut Kohl stets treu. Unbeirrt hielt er am Ziel der deutschen Einheit fest, während der linke Flügel der Sozialdemokratie, Linksliberale und Linkskonservative darüber den Kopf schüttelten. Die Geschichte gab Kohl Recht!

Mitte der 1980er und noch Anfang der 1990er Jahre erlebte Deutschland einen nachhaltigen Wirtschaftsboom – ohne geschönte Statistiken zum Arbeitsmarkt oder zur wirtschaftlichen Entwicklung. Kohl setzte hervorragende politische Rahmenbedingungen zur Entfaltung der deutschen Wirtschaft – auch das ist ein Verdienst Kohls!

Und: Kohl plädierte stets für ein Europa der Vater- bzw. Mutter-Länder mit eigenen Identitäten und letztendlich politisch-wirtschaftlicher Eigenverantwortung. Ein europäischer Einheitsstaat, in dem die historisch gewachsenen Besonderheiten der Nationalstaaten aufgegeben werden, war ihm suspekt.

Kohl machte Fehler, manche nötige wirtschaftliche bzw. gesellschaftliche Reform ging er zu zögerlich an, aber dennoch: Der sechste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland war eine große politische Persönlichkeit – mit Ecken und Kanten, Gott sei Dank.

Er war kein stromlinienförmiger Apparatschik, wie sie in den heutigen Parteien immer mehr bestehen. Gut frisiert, gut gelackt, immer unverbindlich, Hauptsache das Eigenwohl stimmt. So einer war Kohl aber nicht. Er hielt Kurs, auch wenn es heftigen Gegenwind gab. Er ließ sich von seinen politischen Zielen nicht abbringen und er hatte immer das Gemeinwohl im Auge.

„Eine Politik ohne Werte ist wertlos; ohne geistige Perspektive verliert sie Realität, Richtung und Sinn.“, sagte Kohl einmal treffend.

Seine Nachfolgerinnen und Nachfolger sollten sich diesen Satz unbedingt einmal wieder ins Gedächtnis rufen!

Marko Michels