Neue Stadtoberhäupter in sechs Städten bereits gewählt

Bürgermeister- und Oberbürgermeister-Wahlen in M-V

marktplatzEs war wieder einmal Wahl-Zeit in der Mecklenburg-Vorpommern. Dieses Mal gab es jedoch nicht die „großen Wahlen“, sondern die vermeintlich „kleineren“, obwohl bedeutenderen für die Region. „Neue Männer bzw. neue Frauen“ brauchten einige Stadtspitzen im Nordosten, so auch die Hanse- bzw. Universitätsstadt Greifswald.

Neun neue Bürgermeister gesucht

Anstatt zu warten und nach dem Motto „Alles neu macht der Mai“ zu agieren, war „frau“ bzw. man in M-V anscheinend im Hinblick auf die neuen Stadtoberhäupter zu ungeduldig. Daher fanden die Oberbürgermeister- und Bürgermeister-Wahlen in neun Städten in M-V – in Bergen/Rügen, in Stralsund, in Eggesin, in Plau, in Grimmen, in Lübz, in Parchim, in Malchow und eben in Greifswald – bereits am letzten April-Wochenende 2015 statt. Insgesamt waren 150000 Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, ihre neuen Stadtoberhäupter zu wählen.

Greifswald mit spannendem Duell

Für Greifswald bedeutete dieses: Geht die nahezu seit 1990 zementierte CDU-Dauerherrschaft weiter? Oder: Gibt es einen Außenseiter-Sieg?
Tja, Greifswald und seine Stadtoberhäupter… Von 1250 bis 1262 regierte der erste offizielle Bürgermeister der Stadt: Jakob von Treptow. Zwei Frauen waren ebenfalls schon in führender städtischer Position: Charlotte Rostock von 1950 bis 1952 und Ingelore Pautsch von 1957 bis 1961. Seit 1974 ist ein Greifswalder Stadtoberhaupt nicht mehr nur Bürgermeister, sondern sogar Oberbürgermeister…

CDU-Dauer-Regentschaft seit 1990

Seit 1990, seit der politischen „Wende“ ist dieses sicher in CDU-Hand. So amtierte von 1990 bis 1992 Dr. Reinhard Glöckner. Dann folgte Joachim von der Wense von 1993 bis 2001 und seit 2001 ist der Greifswalder Regier- und OB-Meister Dr. Arthur König im Amt, der nach zwei Amtsperioden aus Altersgründen nicht mehr kandidierte und in den wohl verdienten (Un-)Ruhestand geht.

Jörg Hochheim oder Dr. Stefan Fassbinder?!

Eigentlich schien zunächst alles „klar“ zu sein. Zunächst gab es nur einen Kandidaten für das OB-Amt: Jörg Hochheim (CDU), den bisherigen Stellvertreter und Bau-Dezernenten. Die Fortsetzung der CDU-Regentschaft im Greifswalder Rathaus war also „Formsache“. Aber: Es fanden sich doch noch Gegen-Kandidaten, so der Historiker am Pommerschen Landesmuseum Dr. Stefan Fassbinder (Bündnis 90/Die Grünen), der von einem Linksbündnis aus SPD, Linkspartei, Grünen und Piratenpartei „ins Rennen“ geschickt wurde und der Student Björn Wieland von der Satire-Partei DIE PARTEI.

Spannung war also am Wahl-Tag, am 26.April, in Greifswald angesagt. Und diese „Ansage“ sollte auch Realität werden, denn Jörg Hochheim und Dr. Stefan Fassbinder lieferten sich nahezu „ein Kopf-an-Kopf-Rennen“, wobei Jörg Hochheim mit 49,7 Prozent vor Dr. Stefan Fassbinder mit 44,2 Prozent gewann. Björn Wieland kam auf 6,1 Prozent. Damit wird eine Stichwahl zwischen Jörg Hochheim und Dr. Stefan Fassbinder notwendig. Ganze 0,3 Prozent fehlten Hochheim zur absoluten Mehrheit, so wird es im „zweiten Wahlgang“ noch einmal spannend…

Doch die bloßen Prozent-Zahlen für die jeweiligen Kandidaten sollten nicht der einzige Aspekt bleiben, der rege diskutiert wurde. Vor allem die extrem niedrige, um nicht zu sagen blamable Wahlbeteiligung von rund 37 Prozent sorgte nicht nur im politischen Bereich für viel Gesprächsstoff… Ganz gleich, wer am Ende vorne sein wird – auf einen großen Rückhalt in der Bevölkerung kann sich der neue Amtsinhaber nicht verlassen.

Wahlen ohne Wählerinnen sowie Wähler?!

„Stelle Dir vor, es sind Wahlen und (fast) keiner geht hin…“ Das war wohl das tatsächliche Motto der Bürgermeister-Wahlen im Nordosten am 26.April. Eine herbe Niederlage für die real existierende Demokratie in M-V, aber auch ein Beweis für die politische Destruktivität in M-V. Meckern allein reicht nicht, „frau“/man muß sich schon auch aktiv und konstruktiv gesellschaftlich einbringen wollen. Wer alles nur negativ bewertet, auch die jeweiligen Bürgermeister-Kandidaten, sollte zumindest versuchen, es selbst besser zu machen. Und wenn sich diejenige/derjenige selbst zur Wahl stellt.

So bleibt ein mehr als fader Beigeschmack zu den Bürgermeister-Wahlen am 26.April, die angesichts geringer Beteiligung nur eine Scharade darstell(t)en. Leider.

Übrigens: Bei den anderen Wahlen setzten sich folgende Kandidatinnen und Kandidaten durch: in Lübz Gudrun Stein (CDU), in Plau Norbert Reier (Linke), in Stralsund Alexander Badow (CDU), in Grimmen Benno Riester, in Bergen Anja Ratzke (parteilos) und in Eggesin Dietmar Jesse (CDU). In Parchim, in Malchow und – wie erwähnt – in Greifswald wird es zu Stichwahlen am 10.Mai kommen.

Marko Michels

Foto/Michels: In Greifswald (hier Marktplatz) bleibt es bis Mitte Mai spannend…