Kreisstadt-Frage: Strenz wirft Ludwigsluster Landrat „Trickserei“ vor

Die Bundestagsabgeordnete und Parchimer CDU-Kreischefin Karin Strenz hat den Ludwigsluster Landrat Rolf Christiansen scharf angegriffen.

„Was Herr Christiansen als Argumentationspapier bezeichnet, ist ein Witz – und noch dazu ein sehr, sehr schlechter.“ Hintergrund der Kritik ist ein 15seitiges Papier, das Christiansen am 24. Juni mit dem Ludwigsluster Bürgermeister Reinhard Mach veröffentlicht hat. Es trägt den Titel „Argumentationspapier – Vergleichende Darstellung zwischen Ludwigslust und Parchim“ und wird laut Strenz auch an die Landtagsabgeordneten verteilt. Der Landtag wird am 7. Juli entscheiden, wo der künftige Großkreis Südwestmecklenburg seinen Sitz hat.

„Herr Christiansen argumentiert mit falschen Zahlen für Ludwigslust und biegt sich Zitate zurecht. Entweder will er die Landespolitiker täuschen – oder er hat keine Ahnung“, sagte Strenz. „Beides disqualifiziert ihn als künftigen Verwaltungschef.“ So verweise Christiansen auf das Gewerbesteueraufkommen, um zu belegen, dass Ludwigslust wirtschaftlich schwächer sei und den Kreisstadtstatus brauche. „Diese Berechnung ist Unfug, weil sie nicht das Pro-Kopf-Aufkommen betrachtet. Dass Parchim insgesamt mehr einnimmt, hat einen einfachen Grund: Die Stadt hat doppelt so viele Einwohner. Und wo mehr Menschen leben und sich mehr Gewerbe ansiedelt, wird auch mehr erwirtschaftet.“

Ähnlich „absurd und manipulierend“ argumentiere der Landrat bei der Frage, welche Stadt schneller zu erreichen sei. „Boizenburger brauchen laut Christiansen eine Stunde und 14 Minuten nach Parchim – das ist die längste Fahrzeit „, so Strenz. „Christiansen unterschlägt aber, dass die Dobbertiner nach Ludwigslust auch eine Stunde und 11 Minuten unterwegs sind. Das Klosterdorf scheint er gar nicht zu kennen, er unterschlägt es, weil es ihm nicht in den Kram passt. Bei ihm endet der Landkreis in Plau am See.“ Strenz sagte, sie hoffe, dass die Landtagsabgeordneten „diese Trickserei“ durchschauten. Wenn man es genau betrachte, hätte Ludwigslust als Kreisstadt drei Minuten Vorsprung. „Sollen diese drei Minütchen ernsthaft ein Argument sein?“, fragte die Christdemokratin. Der Innenausschuss des Landtages habe in seinem Anhörungsschreiben fünf Kriterien genannt, um über die Kreisstadt zu entscheiden: Einordnung im zentralörtlichen System, Erreichbarkeit, Einwohnerzahl, Situation der vorhandenen Verwaltungsimmobilien und strukturpolitische Auswirkungen. „Parchim und Ludwigslust hatten die Chance auf einen fairen Wettstreit“, so Strenz. „Wir haben einfach die besseren Antworten gegeben.“

Für Parchim spricht laut Strenz vor allem das Gebot der Gerechtigkeit. Ludwigslust könne wegen seiner Nähe zu Hamburg den Verlust seines Kreisstadtstatus viel leichter auffangen. Das Durchschnittseinkommen sei deutlich höher als in Parchim. Wer indes Parchim die Kreisstadt nehme, müsse die infrastrukturellen Folgen bedenken. „Das Land würde seinen Süden aufgeben“, warnte die CDU-Politikerin.

Karin StrenzStrenz, die bis Oktober 2009 dem Landtag angehörte, sagte, sie wisse, dass ihre früheren Kollegen vor einer schwierigen Entscheidung stünden. „Gerade deshalb darf sie sich aber auch keiner leicht machen. Der Innenausschuss hat sich für Parchim ausgesprochen. Dieses Votum hat für mich sehr viel Gewicht.“

Christoph Wesemann