Neue Ausstellung der Ernst Barlach Stiftung Güstrow

Der Bildhauer Jo Jastram und dessen Schaffen stehen im Mittelpunkt

Die neue Sonderausstellung der Ernst Barlach Stiftung widmet sich dem Bildhauer Jo Jastram (1928 Rostock – 2011 Ribnitz-Damgarten). Jastram, Mitglied der Akademie der Künste Berlin, gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Seine figürliche Plastik prägte wesentlich den Charakter realistischer Bildhauerkunst in der DDR. Jastrams zahlreiche Plastiken im öffentlichen Raum gehören zu den bekanntesten in Norddeutschland, z. B. „Brunnen der Lebensfreude“ (Rostock), Relief „Todesmärsche im April 1945“ (Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin).

Als Hochschullehrer an der Universität Greifswald und der Kunsthochschule Berlin-Weißensee wies er ab den 1960er Jahren jungen Künstlern den Weg zu selbständigem bildnerischen Ausdruck. Er trug als Präsident der Ostsee-Biennale zur Öffnung des Landes für internationale, insbesondere nordeuropäische Kunstströmungen bei. Ab 1983 war Jastram Vorsitzender des „Arbeitskreises Ernst Barlach“ im Kulturbund der DDR. Bei der Vereinigung der beiden Ernst Barlach Gesellschaften in Ost und West hat er engagiert mitgewirkt.

Jo Jastram gehörte zur ersten Generation junger Künstler, die sich in der gesellschaftlichen Aufbruchszeit nach dem Inferno des Zweiten Weltkrieges einer Ausbildung zuwandten, die er an den Kunsthochschulen in Dresden und Berlin absolvierte. Vor allem die Studienjahre in Berlin-Weißensee bei Heinrich Drake haben seine Auffassung von Plastik in der Tradition der Berliner Bildhauerschule begründet, die er dort dann von 1980 bis 1986 als Lehrer und Professor für Bildhauerei seinen Studenten vermittelte. Nach dem Studium nahm er seit 1956 seinen Lebensmittelpunkt in Rostock und Mecklenburg.

Jastrams Wirken als Bildhauer erstreckte sich auf viele Gebiete seines Metiers, aus dem die Werkgruppen der Porträts, der Reisemotive und der Tierdarstellungen herausragen, die im Mittelpunkt der Präsentation stehen. Einen besonderen Platz nehmen in seinem Schaffen Werke für urbane und öffentliche Räume ein. Für Rostock, Greifswald, Barth, Ribnitz-Damgarten, Schwedt, Berlin, Leipzig, Gera, Chemnitz und Münster entstanden monumentale Reliefwände und Einzelfiguren sowie Brunnengestaltungen.

Die Ausstellung in der Ernst Barlach Stiftung Güstrow (im Ausstellungsforum am Heidberg) zeigt einen repräsentativen Querschnitt der Oeuvres des Künstlers: Plastiken, Medaillen und Zeichnungen aus den Jahren 1957 bis 2006 geben einen anschaulichen Einblick in unterschiedliche Schaffensepochen des Künstlers und zeichnen seine Entwicklung als Bildhauer nach. Erstmals werden Jastrams umfangreiche Arbeiten im Bereich von Denkmal und Gestaltungen des urbanen Raumes mit Brunnenanlagen und freien Großplastiken in einer Ausstellung dokumentiert und eröffnen damit einen Einblick in ein reiches Lebenswerk.

Das Werkverzeichnis von Jo Jastrams plastischem Werk, das anlässlich der Ausstellung in Güstrow vorgestellt wird, wurde im Rahmen eines Projektes der Kulturstiftung Rostock e.V. von den Kunstwissenschaftlern Dr. Heidrun Lorenzen, Dr. Andreas Lorenzen und Klaus Tiedemann erarbeitet. Das Gesamtvorhaben wurde ermöglicht durch die Förderung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, mit freundlicher Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der OstseeSparkasse Rostock sowie durch die Förderung der Hansestadt Rostock.

Das Ausstellungsprojekt ist im Ergebnis der Arbeit am Werkverzeichnis entstanden und wurde von den Autoren in Zusammenarbeit mit der Ernst Barlach Stiftung kuratiert und von der Kulturstiftung Rostock e.V. gefördert. Mit der Ausstellung Jo Jastram setzt die Ernst Barlach Stiftung die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Bildhauerei in der Nachfolge Ernst Barlachs fort, die als Teil der Rezeptionsgeschichte verstanden wird. Diese Reihe soll in den kommenden Jahren fortgesetzt werden.

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Ernst Barlach Stiftung Güstrow und der Kulturstiftung Rostock e.V.

Zur Ausstellung erscheint das Werkverzeichnis Jo Jastram. Das plastische Werk. 1949-2010. Rostock 2016.

Kuratoren der Ausstellung: Dr. Heidrun Lorenzen, Dr. Andreas Lorenzen und Klaus Tiedemann unter Mitarbeit von Dr. Volker Probst

Ausstellungsdauer: 18.09.2016 – 26.02.2017

Kuratorenführung: Mi., 21.09.2016, 14.30 Uhr

Pressemitteilung der Ernst Barlach Stiftung Güstrow