Landesjugendserver aus Schulen aussperren?

Landesjugendring M-V: Medienkompetenz an Schulen entwickeln, statt Filtersoftware

Der Landtag Mecklenburg-Vorpommern unterstützt den Antrag der CDU, in Schulen künftig durch den Einsatz von Internetfiltern den Zugang zu Gewalt verherrlichenden Darstellungen, Pornographie oder Internetseiten mit Drogenbezug deutlich zu erschweren. Wir begrüßen dass sich Politik dem Thema Jugendschutz in Medien annimmt. Allerdings fördert der Ansatz, Gefährdungen für junge Menschen im Internet durch Software auszuschließen, weder die dringend benötigte Medienkompetenz der Jugendlichen, noch bringt es den gewünschten Erfolg.

Der Landesjugendring M-V widmet sich diesem Thema seit dem Start des Jugendservers M-V „www.jugend.inmv.de“ im jahre 1999. Im Rahmen der Landes- und Bundesprogramme „Jugend ans Netz“ schult der LJR M-V Jugendarbeiter in Medienkompetenz.

Dabei wurde immer wieder deutlich, dass Filtersoftware kein Internet für Kinder und Jugendliche „zaubern“ kann. Derartige Programme sind aus technischer Einschätzung (beschränkte Nutzung, hohe Fehlerquote) nicht unumstritten. Filtersysteme schützen Kinder und Jugendliche nur bedingt vor für sie ungeeigneten Seiten.
Im Gegenteil. Die Filtersoftware kann nicht unterscheiden zwischen „guten“ und „schlechten“ Seiten. Sie kann nicht erkennen ob beim Wort Rechtsextremismus eine rechtsradikale Seite liegt oder eine Aufklärungsseite zum Thema Rechtsextremismus. Etwa die Hälfte der Informationsseiten des Jugendservers M-V zum Schutz und zur Hilfe von Jugendlichen werden blockiert, wenn die Schulen in M-V dem Aufruf des Landtages folgen.

Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) kommt in diesen tagen zu dem Ergebnis: „?, dass der KJM noch kein Jugendschutzfilter vorgelegt wurde, der den gesetzlichen Anforderungen genügt. Die getesteten Filtersysteme weisen zudem ein inakzeptables Maß an Overblocking auf: Sie sperren zu viele Inhalte, die eigens für Kinder und Jugendliche gemacht sind.“ (Für die Anerkennung von Jugendschutzfiltern ist die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) zuständig.)

Filtersoftware enthebt Eltern und PädagogInnen nicht ihrer Verantwortung, Medienkompetenz zu vermitteln und Kinder und Jugendliche über das Internet, seine Gefahren, seine Grenzen und seinen Nutzen, aufzuklären.

Wie finde ich im Internet geeignete Seiten? Welchen Gefahren kann ich mit welchen Strategien begegnen. Wie verhalte ich mich im Chat? Warum und wie schütze ich meine Daten? Warum ist „Happy Slapping“ menschenverachtend und deshalb strafwürdig? Hier ist neben der außerschulischen Jugendbildung auch der Informatikunterricht gefragt. Dieser darf aus unserer Sicht nicht nur technische Details vermitteln, sondern muss auch die soziale Medinekompetenz bei Schülern entwickeln und stärken.

Wenn die Politik dem Problem ernsthaft begegnen wollte, müsste sie Rahmenbedingungen schaffen, in denen die Lehrer kurzfristig in ihrer Medienkompetenz gefördert werden. Die Schere zwischen schulischer und privater Mediennutzung durch Kinder und Jugendliche darf nicht noch weiter auseinandergehen. In Schule und Jugendarbeit müssen junge Menschen stark für den Umgang mit Medien gemacht werden. Der technische Fortschritt richtet sich weder nach schulischen noch nach Rahmenbedingungen, welche die Politik setzen möchte.

Der Landesjugendring M-V bietet sich im Prozess der Medienkompetenzentwicklung sowohl Politik als auch Schulen als Partner an.