Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker wird 90 …
Er war, er ist noch immer einer der beliebtesten Politiker des Landes. Richard von Weizsäcker, der deutsche Bundespräsident von 1984 bis 1994, ein geistreicher Unangepasster, der nie Parteisoldat war und über einen immensen politischen Erfahrungsschatz verfügt:
Der Christdemokrat wird heute, am 15.April 2010, 90 Jahre. Wie der „ewige Kanzler“ Helmut Kohl ein „Widder“, verband ihn mit dem Rekord-Kanzler jedoch nur wenig, auch wenn beide der gleichen Partei angehören.
Das Verhältnis der beiden Christdemokraten war zwar nie spannungsfrei, aber beide erkannten schnell, dass sie aufeinander angewiesen waren. Der Machtpolitiker (im positiven Sinne) Helmut Kohl und der Volkspräsident Richard von Weizsäcker, dem seine Parteifreunde nachsagten, er sei der beste Bundespräsident gewesen, den die SPD je hatte.
Richard von Weizsäcker, der Mann mit der berühmten Familie und einer Vita, die sowohl von Geradlinigkeit, aber auch von Brüchen gekennzeichnet ist – wie viele Biographien des 20.Jahrhunderts – hat es sich selbst nie leicht gemacht. Er unterstützte Willy Brandts Ostpolitik, die maßgeblich zur Überwindung der stalinistischen Diktaturen in Mittel- und Osteuropa und damit auch zur Überwindung der Teilung Deutschlands beitrug, als die CDU/CSU hier noch Verrat witterten, um am Ende selbst die Richtigkeit dieser Politik zu erkennen – und diese mit der Vollendung der deutschen Einheit erfolgreich zu Ende zu führen.
Bereits 1974 war Richard von Weizsäcker Kandidat der CDU/CSU für das Amt des Bundespräsidenten, unterlag jedoch dem Liberalen Walter Scheel. Im Jahre 1981 beendete er dann die SPD-Siegesserie in Berlin, als er 1981 Nachfolger des Sozialdemokraten Hans-Jochen Vogel wurde.
Richard von Weizsäcker amtierte von 1981 bis 1984 als Regierender Bürgermeister Berlins – eine prägende Zeit. Seine bedeutendste Rede war jene zum 40.Jahrestag des Kriegsendes 1945, als er das deutlich aussprach, was gerade viele Konservative und Rechtsliberale in Deutschland bis dato nicht hören wollten. Dass der 8.Mai 1945 ein Tag der Befreiung und der Freiheit gewesen sei.
Er war stets ein Bundespräsident, der sich wohltuend in das politische Tagesgeschäft einmischte, den Politikern, gleich welcher Parteibuch-Farbe, die Leviten las und noch weit vor dem Mauerfall den intensiven Kontakt zu den Menschen in der DDR suchte.
Richard von Weizsäcker gehört zu den prägendsten Politikern der Bundesrepublik – neben Kurt Schumacher, Konrad Adenauer, Theodor Heuss, Ernst Reuter, Willy Brandt, Ludwig Erhardt, Helmut Schmidt, Johannes Rau, Hans-Dietrich Genscher oder Helmut Kohl. Noch immer meldet er sich zu aktuellen Themen geistreich zu Wort und findet beim Volk, was für aktuelle Politiker selten genug ist, Gehör. Richard von Weizsäcker – der Volkspräsident !
M.Michels
Foto: Archiv/Deutscher Bundestag