Zwischen Rheinland-Pfalz und Mecklenburg: Rad-Olympiasiegerin Miriam Welte

Nachgefragt bei der Sportlerin


Die fünf olympischen Bahnradsport-Entscheidungen 2012 standen ganz im Zeichen der britischen Athletinnen, die dreimal Gold und einmal Silber gewannen. Aber auch die deutschen Bahnradsport-Athletinnen durften jubeln: Miriam Welte und Kristina Vogel gewannen den Teamsprint und überraschten damit die Konkurrenz um die favorisierten Chinesinnen, Australierinnen und Britinnen.

Ansonsten zeigte London 2012 wie beliebt der Frauen-Bahnradsport weltweit ist: Die fünfzehn Medaillen gingen an sieben Länder. Neben den Britinnen und den Deutschen sicherte sich ebenfalls Australien eine Goldmedaille – dazu erkämpfte „Down Under“ noch zweimal Bronze. China erradelte zweimal Silber und einmal Bronze, zweimal Silber errangen die USA und je einmal Bronze wurden von Hongkong und Kanada gewonnen.

Unvergesslich bleiben jedoch insbesondere die Goildmedaillen von Victoria Pendleton (Großbritannien) im Keirin, von Danielle King, Laura Trott und Joanna Rowsell in der Mannschaftsverfolgung, von Laura Trott (Großbritannien) im Omnium, von Anna Meares (Australien) im Sprint und natürlich von Miriam Welte/Kristina Vogel im Teamsprint.

Für Miriam Welte, Jahrgang 1986, für den RSC Kaiserslautern und das „Track Cycling Team MV“ startend, war das Jahr 2012 ohnehin ein sehr erfolgreiches, denn neben Olympia-Gold gab es außerdem WM-Gold – ebenfalls mit Kristina Vogel – im Teamsprint und WM-Silber im 500 Meter-Zeitfahren.

Aber nun geht es – fünf Monate nach Olympia – zu den WM nach Minsk.

Wie beurteilt Miriam nun die olympischen Entscheidungen im Rückspiegel?! Welche Ziele sind für 2013 auf der Agenda?!

Nachgefragt bei Miri…

„Mit London 2012 ging ein Kindheitstraum in Erfüllung …“

Frage: London liegt fünf Monate zurück. Wie lautet Ihr persönliches und sportliches Resümee zu Deinen goldenen 2012er Spielen? Was waren für Dich die beeindruckendsten Momente in London – nicht nur beim Frauen-Bahnradsport?

Miriam Welte: London war für mich ein unglaubliches Erlebnis. Unabhängig davon, dass ich Gold im Teamsprint gewonnen habe. Für mich ist in London ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen.

Allein die Teilnahme war großartig. Das Rennen selbst, der 2.August 2012, ist nach wie vor sehr präsent. Es war ein unglaublich toller Tag, der letztendlich die letzten Monate sehr verändert hat.

Außerdem hatte ich in London die Möglichkeit, viele andere Wettkämpfe anschauen zu dürfen. Auch das war großartig. Die Begeisterung der Briten, aber auch der Zuschauer, die aus der ganzen Welt angereist waren, um die Olympischen Spiele zu erleben, war auf jeder Wettkampfstätte unglaublich. Alle haben mitgefiebert und mitgefeiert. Es waren die drei schönsten Wochen, die ich im Sportalltag bisher erleben durfte

Frage: Sehr stark waren auch die Britinnen im Bahnradsport, die von ihren Landsleuten frenetisch angefeuert und umjubelt wurden. Wie beurteilst Du den Stellenwert des Frauen-Bahnradsport in Großbritannien im Vergleich zu Deutschland?

Miriam Welte: In Großbritannien hat der Radsport allgemein einen ganz anderen Stellenwert als bei uns in Deutschland. Die Athleten haben erzählt, dass vor den Olympischen Spielen zum Training teilweise 1500 Menschen nach Newport auf die Radrennbahn kamen, um sich anzuschauen, wie sich die britischen Bahnradsportler auf die Olympischen Spiele vorbereiteten.

Das ist unglaublich, diese Euphorie kenne ich im deutschen Sport nur im Fußball. Es hat Spaß gemacht, in London in einer ausverkauften Halle Radrennen zu fahren. Das Publikum hat im Finale, als wir gegen China gefahren sind, auch gut Stimmung gemacht.
Ich habe mir natürlich eingebildet, die jubeln alle nur für Kristina und mich …

Frage: Wie geht es nun für Dich sportlich und beruflich weiter?

Miriam Welte: Ich habe letzte Woche mein Studium zur Polizeikommissarin bei der Landespolizei Rheinland- Pfalz beendet. Daher hatte ich nicht allzu viel Zeit zum Trainieren. Dennoch versuche ich nächste Woche in Mexiko, mir noch beim letzten Weltcup im Sprint und/oder Keirin Startplätze für die Weltmeisterschaft einzufahren.

Ich hoffe, dass es zumindest in einer der beiden Disziplinen klappt. Als nächstes kommt dann die Diplom-Feier. Dort werde ich als Kommissarin ernannt und anschließend reise ich nach Weißrussland zur Weltmeisterschaft (Anmerkung: Die WM im Bahnradsport findet vom 20. bis 24.Februar 2013 in Minsk statt!). Dort werde ich sicherlich mit Kristina Vogel im Teamsprint an den Start gehen. Immerhin haben wir im Teamsprint einen Titel zu verteidigen…

Vielen Dank! Erst einmal noch herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Studium und vor allem alles erdenklich Gute für 2013 – beruflich, persönlich und sportlich! Weiterhin maximale Erfolge in allen Lebensbereichen und viel Gesundheit!

Marko Michels