Zwische Historie und neuen Zielen: Rudersportliche Frauen-Power in M-V

Eine echter Härtetest erwartet die Ruderinnen und Ruderer in vier Wochen beim Weltcup auf der Olympiastrecke 1972 in München-Oberschleißheim. Drei Monate vor den WM in Bled ist dieser eine wichtige Standortbestimmung für die Ruder-Elite nicht nur aus M-V und Deutschland.

Im vorolympischen Jahr 2011 wird sicher mit ganz besonderem Einsatz um Siege und Platzierungen gewetteifert.
Marie-Louise Dräger, die Doppel-Weltmeisterin des letzten Jahres, könnte in Bayerns Metropole viel Selbstbewußtsein für die kommenden Aufgaben „tanken“ und mit Blickrichtung London 2012 weitere Kräfte mobilisieren. Vor drei Jahren, bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, im Doppelzweier der Leichtgewichte verpasste Marie denkbar knapp die Bronzemedaille. Und eine Olympia-Medaille 2012 ist das erklärte Ziel der sympathischen Rostockerin.

Seit den Olympischen Spielen 1976 in Montreal, dort fand erstmals eine olympische Ruder-Regatta für Damen statt, gehörten Ruderinnen aus Mecklenburg und Vorpommern, die hier zumindest „ihre Wiege“ oder ihren Verein hatten, regelmäßig zu den erfolgreichen Olympionikinnen. Bereits in Montreal 1976 gab es durch die 1956 in Stralsund geborene Monika Kallies Olympia-Gold im Achter und durch die 1954 in Neukalen zur Welt gekommenen Anke Borchmann ebenfalls Olympia-Gold im Doppelzweier. Die heutige Wahl-Schwerinerin Petra Boesler (verheiratete Wach) holte Silber im Doppelzweier.

In Moskau 1980 konnten Cornelia Linse aus Greifswald und Heidi Westphal aus Gnoien über Silber im Doppelzweier jubeln. Vier Jahre später folgte dann der Olympia-Boykott vieler real-sozialistischer Länder in Los Angeles, so dass auch potentielle rudersportliche Olympionikinnen aus M-V um ihre Teilnahme-Chance 1984 gebracht wurden. Dafür sorgten dann Kathrin, Silvia und Jana 1988 in Seoul für Furore. Die gebürtige Wismarerin Kathrin Haacker gewann Gold im Achter, Silvia Rose, aus Barth stammend, erkämpfte Gold im Vierer mit und Jana Sorgers, in Neubrandenburg geboren, errang Gold im Doppelzweier.

Kathrin Haacker war dank einer Talente-Sichtung in Mecklenburg zum Rudersport gekommen. So wuchs Kathrin  im kleinen mecklenburgischen Dorf Passee bei Wismar auf und im Jugend-Alter erfolgte eine sportliche Sichtung in der Schule und Kathrin wurde als Ruderin „erwählt“. Da im Ruder-Leistungszentrum des ASK Vorwärts in Rostock nur Männer ruderten, wurde die 1967 in Wismar geborene Athletin weiter nach Berlin zur Kinder- und Jugendsportschule bzw. zum SC Dynamo delegiert. Dort begann letztendlich ihr rudersportlicher Aufstieg.

Das Olympia-Gold in Seoul war für Kathrin Haacker letztendlich „die Erfüllung eines Lebenstraumes“. Nachdem ihr 1986 der internationale sportliche Durchbruch gelang, wollte sie es unbedingt wissen: Olympia nicht nur erleben, sondern – möglichst siegreich – zu genießen. Kurz vor den Olympischen Spielen in Seoul stieg  Kathrin, auf Anraten der Trainer, vom Zweier ohne in den Achter um – eine goldrichtige Entscheidung. Es war für die Mecklenburgerin dann „ein super Gefühl, ganz oben auf dem olympischen Podest zu stehen“.
Ihre mecklenburgische Heimat besucht Kathrin immer wieder.

Sehr erfolgreich bei olympischen Ruder-Regatten war ebenfalls die aus Waren/Müritz stammende Katrin Rutschow-Stomporowski – Gold im Doppelvierer 1996, Einer-Bronze 2000 und Einer-Gold 2004.

Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona hatten erneut einige „M-V-Frauen“ die rudersportliche Erfolgsspur gefunden. Einerseits holte Kathrin Haacker mit Olympia-Bronze im Achter eine weitere Olympia-Medaille, andererseits war die mit Schwerin verbundene Sybille Schmidt mit Gold im Doppelvierer vorne dabei. Die Neubrandenburgerin Jana Sorgers konnte sich hingegen 1996 in Atlanta erneut über Gold freuen – wieder im Doppelvierer.

Hoffentlich gelingen Marie-Louise Dräger & Co. aus M-V ähnliche „Husarinnen-Stücke“ in London 2012. Aber erst einmal müssen maximale Erfolge 2011 erreicht werden. München ist vom 27. Mai bis 29. Mai der erste ganz große Bestandstest.

Von Marko Michels