Rückblick auf die Ruder-WM 2009 im polnischen Poznan

MV-Ruderflotte mit Gold und zweimal Bronze

PoznanDie Weltmeisterschaften in Poznan 2009 sind schon wieder Geschichte. Der Deutsche Ruderverband stellte – nach den unbefriedigenden Resultaten in Peking 2008 – überraschend das erfolgreichste Team. Auch die Ruderinnen und Ruderer aus Mecklenburg-Vorpommern, ob aus einem Verein in M-V oder mit „Wurzeln“ in M-V, konnte ausgezeichnete Ergebnisse „einfahren“.

So gewann der Rostocker Stephan Krüger mit Bootspartner Eric Knittel im Doppelzweier Gold, der gebürtige Schweriner Philipp Naruhn konnte im Zweier mit Bronze errudern und der Ribnitzer Marcus Klemp kam im Handicap-Rudern zu Bronze-Ehren. Super auch das Resultat der Rostockerin Marlene Sinnig, die für den Crefelder Ruder-Club startet, in Poznan. Mit Platz vier, gemeinsam mit Kerstin Hartmann, bewies die fesche Hanseatin, dass sie zur absoluten Weltspitze zählt und mit ihr auch in London 2012 zu rechnen sein wird …

Interview mit Marlene Sinnig

„Lndon ist ein schönes Ziel …“

> Frage: Im Zweier gab es nun mit Partnerin Kerstin Hartmann einen vierten Rang. Nach einigen Podiumsplätzen in der Saison: Wie bewertest Du – mit ein wenig Abstand – dieses Resultat ?

MS– Marlene Sinnig: Ehrlich gesagt, je weiter die WM zurückliegt, desto mehr ärgere ich mich, obwohl mir viele Menschen bestätigten, dass ich mehr als zufrieden sein kann!

Klar, es war mein erstes Jahr im Zweier ohne Steuerfrau, und es hätte auch deutlich schlechter laufen können. Am Anfang des Jahres hätte ich nie und nimmer damit gerechnet, der schnellste deutsche Zweier zu sein, geschweige denn bei den Weltcups und bei den WM so gut zu fahren.
Zufrieden ist man ja als Sportler eher selten, das ist auch gut so, denn dann nutzt man die eigene Unzufriedenheit als neue Motivation für das nächste Jahr.

> Frage: Ihr konntet im Medaillenkampf lange mithalten – am Ende gab es einen Vierkampf zwischen den Amerikanerinnen, Rumäninnen, den Neuseeländerinnen und Euch. Wie lautet Deine persönliche Renn-Analyse ? Mit der eigenen Taktik insgesamt zufrieden ?

Rudern– Marlene Sinnig: Zufrieden waren wir insofern, dass wir unsere Schwäche- nämlich die zweiten 500 Meter – sehr gut gestaltet haben und so auf den ersten 1000 Metern mit den starken Konkurrentinnen mitfahren konnten. Unzufrieden waren wir mit dem, was danach kam bzw. den letzen 500 Metern! Unsere eigentliche Stärke, der Endspurt hat nicht so „gezündet“ wie geplant…

> Frage: Wie hast Du die WM-Tage in Poznan erlebt. Bist Du mit der Organisation der Welttitelkämpfe 2009 zufrieden ?

– Marlene Sinnig: Die Tage zwischen den Rennen sind eigentlich relativ ruhig, man ruht sich aus, geht spazieren oder schaut sich andere Rennen an!
An der Organisation gab es wenig auszusetzen, nur das Essen im Hotel ließ zu wünschen übrig …

> Frage: Nach der suboptimalen Olympia-Regatta 2008 ist der Deutsche Ruderverband wieder „oben auf“. Mit 4 x Gold, 1 x Silber und 4 x Bronze konnten die deutschen Ruderinnen und Ruderer in 27 Entscheidungen, einschließlich Handicap-Rudern, das erfolgreichste Team stellen. Insgesamt erkämpften 13 Länder Weltmeistertitel. Wie war die Stimmung und die Atmosphäre bei den WM in der Mannschaft ? Wie schätzt Du die Leistungen des DRV-Team ein ? Wie bewertest Du ferner die Zukunft des deutschen Rudersportes ? Und: Wie ist Dein Verhältnis zu den Konkurrentinnen z.B. aus den USA oder Neuseeland ?

MS– Marlene Sinnig: Die Stimmung im gesamten DRV Team war echt gut, bereits im gemeinsamen Trainingslager in Ratzeburg. Die gleichen Ziele schweißten uns zu einem Team zusammen. Der Beweis dafür, ist eben der erste Platz in der Mannschaftswertung!

Ich denke, mit dem guten Ergebnis der WM ist ein großer und guter Schritt in Richtung London 2012 gemacht, so könnte es von mir aus weiter gehen!
Die einzigen Konkurrentinnen mit denen ich in Poznan ein wenig geredet habe ,sofern man es reden nennen kann, waren die Neuseeländerinnen und die Australierinnen.
Man reduziert es natürlich auf einen Smalltalk nach dem Rennen oder wartet bis zur Fare-Well-Party!

> Frage: Wie geht es jetzt für Dich weiter ? Erst einmal Urlaub ? Wie lauten Deine kommenden Ziele in persönlicher, beruflicher und sportlicher Hinsicht ?

– Marlene Sinnig: Nein, also Urlaub habe ich leider nicht. Am Montagabend sind wir wieder zu Hause angekommen, und am Dienstagmorgen saß ich schon wieder auf der Schulbank! Ich habe durch die WM-Vorbereitung und die WM über einen Monat entschuldigte Fehltage gesammelt!

RudernIch bin jetzt im dritten Semester zur Ausbildung als MTA und hoffe, dass die Schulleitung weiterhin so tolerant ist, damit ich die Ausbildung beenden kann. Sportlich „lege“ ich jetzt natürlich erst einmal die Beine „hoch“ –  für die nächsten rund zwei Wochen. Ich hoffe aber, dass ich für meinen Verein den CRC bei der Ruder-Bundesliga an den Start gehen kann (Darauf freue ich mich schon etwas länger!).

> Frage: Deine Zukunft liegt doch sicher im Zweier ohne – mit Kollegin Kerstin Hartmann – oder ? Wird das Duo Sinnig/Hartmann auch das Dream-Team für London 2012 ?

Rudern– Marlene Sinnig: Das wäre zu schön, um wahr zu sein, aber es hängt davon ab, wie sich die nationale Konkurrenz entwickelt und wie weit man dann international mithalten kann. Ich bin jetzt auf den „Geschmack gekommen“, und London 2012 wäre schon ein Ziel, welches ich auf gar keinen Fall aus den Augen verlieren möchte!

> Frage: Wann beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison ?

Marlene Sinnig: Hm, vielleicht so Mitte Oktober?? Ganz ehrlich, ich weiß es noch nicht …

– Auf jeden Fall, erst einmal abwechslungsreiche Stunden bei der Ausbildung zur MTA und maximale Ruder-Erfolge in der Zukunft !

Die Fragen stellte: Marko Michels.

F.: Marlene Sinnig hofft auf Olympia 2012. (D.Nuelken vom Olympiastützpunkt Rostock/2) / Oliver Palme (DRV/3)