Rostocker und Greifswalder Biologen tauchen in Südchile

Suche nach Kriterien zur Bewertung europäischer Gewässer

Noch in diesem Monat werden Wissenschaftler der Universitäten Rostock und Greifswald gemeinsam zu einer mehrwöchigen Expedition nach Chile an die Küsten Feuerlands und Patagoniens aufbrechen. „Ziel dieser Expedition ist die Untersuchung der nahezu unberührten inneren Küstengewässer Südchiles“, sagt Prof. Dr. Hendrik Schubert, Biologe an der Universität Rostock. Die deutschen Wissenschaftler haben sich in den letzten Jahren im Rahmen der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie mit den Küstengewässern der deutschen Ostseeküste beschäftigt und ein System zur ökologischen Bewertung entwickelt. Der von der EU dafür geforderte Bezugspunkt, das „pristine“, also vom Menschen unveränderte Gewässer, „ist in Europa nur graue Theorie“, weiß Prof. Schubert. Vom Menschen unbeeinflusste Küstengewässer gibt es in unseren Regionen nicht mehr, in Südchile hingegen kann man sie noch finden.

„Der seit dem Mittelalter ständig ansteigende starke Besiedelungsdruck auf die Küstenregionen hat in Europa dazu geführt, dass alle Küstengewässer unserer Klimaregion so stark verändert wurden, dass nicht einmal Sedimentanalysen Rückschlüsse auf ihren natürlichen Zustand erlauben“, erklärt Schubert. Im extrem dünn besiedelten Süden Chiles und Argentiniens dagegen, sind die Küstenregionen bis heute  nahezu unbeeinflusst geblieben und bieten gute Vergleichsmöglichkeiten, um Kriterien und ökologische Ziele zur Bewertung der ökologischen Bedingungen unserer europäischen Gewässer ableiten zu können. „Uns interessieren besonders die Strandseen, das sind vom Meer abgeschnittene, weitgehend ausgesüßte Lagunen, die häufig einen reichen Schatz an spezialisierter Fauna und Flora beherbergen“, so Schubert.

Die gemeinsame Expedition bildet den Höhepunkt einer bereits langjährigen Zusammenarbeit zwischen den beiden Universitäten Mecklenburg-Vorpommerns, der Universidad Austral de Chile in Valdivia und der Universidad de Los Lagos, Puerto Montt. Die Ökologen der Universität Rostock pflegen seit Jahren eine intensive Kooperation mit den chilenischen Partnern. „Wir profitieren dabei vom schier unerschöpflichen Artenreichtum der chilenischen Küsten und Seen und die chilenischen Partner von unserer Hightech-Ausrüstung und wissenschaftlichen Erfahrung auf den Gebieten Algenökophysiologie und Unterwasserlichtklima, worauf die Rostocker Biologie spezialisiert ist. Beste Voraussetzungen also für diese neue Expedition und gemeinsame Forschungsvorhaben der nächsten Jahre.

Quelle: Universität Rostock