Ringen „made in M-V“: Olympiasieger Rudolf Vesper wird 70 !

Traditionsreich – Mecklenburg-Vorpommern mit großen Erfolgen in den Kampfsportarten …

Ein großes Jubiläum feiert heute der Ringkampfsport in MV: Rudolf Vesper, der Olympiasieger von 1968, feiert heute seinen 70.Geburtstag.
Doch der Goldmedaillengewinner von Mexico-City setzte damit die große Erfolgs-Tradition von Athletinnen und Athleten aus M-V in den Kampfsportarten fort.

Zwischen Schwerathletik und Athleten-Club „Germania“ in Schwerin

Aufsehen erregende Kraftleistungen gab es Ende des 18.Jahrhunderts und Anfang des 19.Jahrhunderts vor allem in den Vereinigten Staaten, England und Frankreich, als „Gewichte zu stemmen bzw. zu heben“ Ausdruck „teutonischer Fähigkeiten“ war.

Während in Europa Mitte des 19.Jahrhunderts vor allem Russen auf diesem Gebiet Furore machten, hatte Deutschland in Karl Abs einen der ersten und berühmtesten Berufsringkämpfer. So veranstalteten Unternehmer oder Zirkus-Direktoren Ringkämpfe, bei denen Karl Abs 1874 in Hamburg seine erste „Meisterschaft“ errang. Abs bezwang die Meister im Berufsringen Tom Cannon (England), Antonio Pierri (Italien), Sorakichi (Japan) und Doublier (Frankreich) und konnte – sensationell – den amerikanischen „Weltmeister“ Bill Muldoon in dessen Heimat schlagen.

Zwar erlebte der Berufsringkampf insbesondere in Europa bis 1900 einen ungeheuren „Boom“, aber gerade die reisenden Ringkampftruppen aus Amerika in jenen Jahren zeigten, dass es bei den Kämpfen nicht ehrlich zuging, dass Verabredungen getroffen wurden und – dass einige Ringer nur den „wilden Mann“ spielten, um die rohen Instinkte der Massen zu befriedigen.

Zumindest erlebte die Schwerathletik aufgrund der großen Erfolge von Karl Abs einen deutlichen Aufschwung in Deutschland. Es entstanden ab 1880 Vereine für diesen Sport-Bereich in Duisburg, Hamburg, Köln, Frankfurt, Leipzig und München. Unter Rudolf Bredemeyer schlossen sich diese im Jahr 1891 zum Deutschen Athletenverband bzw. -bund zusammen. Die deutschen Schwerathletik-Anhänger konnten erleben, daß einer der ihren, nämlich Carl Schumann, bei den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen die Goldmedaille im Ringkampf gewann.
Die Schwerarthletik weitete sich in den 90er Jahren des 19.Jahrhunderts sowohl auf die beiden Ringkampf-Disziplinen „Griechisch-Römisches Ringen“ und „Ringen im freien Stil“ als auch auf das in Deutschland äußerst beliebte Gewichtheben aus.

Vor Schwerin machte die schwerathletische Entwicklung ebenfalls keinen Halt. Im Jahr 1892 gründete sich hier der Schweriner Athleten-Club „Germania“, der Ringen, Gewichtheben und Gewichtwerfen anbot.
Der Schweriner Athleten-Club kooperierte auch eng mit anderen Sport-Vereinen der Stadt und bot beispielsweise Ruderern und Schwimmern Übungsstunden an, die diese oftmals dankend mitabsolvierten.

Olympische Sternstunden für den Ringkampfsport in M-V

Doch das „olympische Fähnchen“ hielten später nicht Schweriner Ringer hoch.
Es waren vor allem die Ringer-Athleten aus Rostock und Vorpommern, die bei Olympia auftrumpften.

Lothar Metz vom ASK Vorwärts Rostock nahm viermal an Olympischen Spielen von 1960 bis 1972 im griechisch-römischen Stil teil und seine Bilanz ist „atemberaubend“: 1 x Gold, 1 x Silber und 1 x Bronze, wobei er in Mexico-City`68 die Goldmedaille errang.
Metz` Klubkollege Rudolf Vesper war hingegen zweimal Olympionike: 1964 und 1968.

1964 noch „Lehrling“ (Achter) wurde Rudolf Vesper ebenfalls 1968 „olympischer Meister“.
Zwar ohne Medaillengewinn trotz guter Leistungen blieb der in Teusin/Demmin geborene Klaus Pohl, der bei Olympia 1968 und 1972 startete.
Olympia-Bronze für den späteren Weltmeister (1977) gab es für Heinz-Helmut Wehling vom ASK Vorwärts Rostock bei den Spielen 1976 in Montreal. Zuvor, bei Olympia 1972, hatte er schon Silber erkämpft.

Hervorragende Platzierungen bei Olympischen Spielen erreichte auch der gebürtige Woldegker Roland Gehrke. Dieser „schrammte“ zweimal ganz, ganz knapp an einer Medaille „vorbei“: In Montreal 1976 und in Moskau 1980 wurde er jeweils Vierter.
Im Jahre 1969 war Roland Gehrke in Neubrandenburg zum Ringen gelangt.

Eine weitere Silbermedaille für M-V „besorgte“ der 1952 in Jarmen geborene und in Görmin (bei Demmin) aufgewachsene Hans-Jürgen Brüchert in Montreal`76. Lediglich dem Russen Wladimir Junin mußte der nur 57 kg schwere Kämpfer den Vortritt lassen. In Montreal sorgte Brüchert dann zusammen mit dem bereits erwähnten Heinz-Helmut Wehling (Bronze),  für die einzigen olympischen Ringer-Medaillen der DDR im Jahr 1976.

Auch auf der Judo-Matte und mit den Boxhandschuhen erfolgreich …

Auf der Judo-Matte waren die Schweriner bei Olympia/WM jedoch erfolgreicher als die Kollegen aus Rostock.
Torsten Brechot, 1964 in Schwerin geboren, sicherte sich in Seoul Bronze. Bereits 16 Jahre vorher, 1972, hatte sich der in Schwerin aufgewachsene Klaus Hennig für Olympia qualifiziert. Hennig war u.a. 1970 Europameister in der Klasse „Allkategorie“.

JBUEin Jahr vor dem Olympia-Boykott des Ostblocks wurde zudem der Schweriner Andreas Preschel in Moskau 1983 Judo-Weltmeister.
Der Pasewalker Judo-Kämpfer Günter Krüger wurde bei den EM 1974 und 1978 jeweils Europameister und sorgte damit für goldenen Judo-Glanz für M-V.
Für die Gewichtheber in Mecklenburg-Vorpommern setzten in der Vergangenheit u.a. zwei Stralsunder olympische „Glanzlichter“. Der „Superschwere“ Jürgen Heuser wurde in Moskau 1980 Silbermedaillen-Gewinner; der leichte Andreas Behm belegte bei den Spielen 1992 in Barcelona Platz drei.

… Dreimal olympisches Box-Gold eroberten zusätzlich die Schweriner Faustkämpfer: 1976 durch Jochen Bachfeld, 1988 durch Andreas Zülow und 1992 durch Andreas Tews.

M.Michels