Olympisches Feuer erloschen

Die XXX.Olympischen Spiele in London wurden feierlich beendet

Das olympische Feuer der XXX.Olympischen Spiele der Neuzeit ist erloschen. London 2012 ist Vergangenheit, ist Sportgeschichte. Die fast 11000 Sportlerinnen und Sportler aus 204 Ländern, die „zum Ruhme des Sportes und zur Ehre des Vaterlandes“ um Gold, Medaillen und beste Platzierungen wetteiferten, machen sich wieder auf dem Heimweg. Diejenigen, die siegten, wollen nun ihre Erfolge verteidigen. Diejenigen, die Niederlagen hinnehmen mußten, sinnen auf Revanche. Wollen noch härter trainieren.

Die britischen Gastgeberinnen und Gastgeber waren so erfolgreich wie seit 104 Jahren nicht mehr, als London zum ersten Mal Olympische Spiele ausrichtete. Dann folgte 1948 und nun 2012.

Unsportliche Spiegeleien

China und die USA lieferten sich ein packendes Duell um Platz eins in einem „sportlichen“ Medaillenspiegel, den es offiziell gar nicht gibt.

Aber so sind die Menschen: Erfinden die unsportivsten Dinge, um besonders sportiv zu erscheinen.

Deutschland überraschte und Deutschland enttäuschte bei diesen Spielen. Nicht alle Blütenträume der Funktionäre und Sportpolitiker gingen in Erfüllung, nicht alle Hoffnungen der Sportlerinnen und Sportler zwischen Kap Arkona und Bayrischem Wald erfüllten sich.

Viele gaben ihr Bestes, zeigten Einsatz, Siegeswillen und viel Engagement. Dennoch reichte es nicht. Sollte man ihnen dieses vorwerfen? Ist denn nicht wirklich bereits die Teilnahme an den Spielen so unglaublich klasse, dass alles andere mehr ohnehin nur noch Zugabe ist …

Gerade die Spiele in London zeigten, dass der Konkurrenzkampf, national wie international, immer härter wird. Es gibt zwar noch sportliche Freundschaften und gute Bekanntschaften, aber die hören bekanntlich dann auf, wenn es um Edelmetall geht. Es gab Proteste, suboptimale Leistungen von Schiedsrichtern und Kampfrichtern, chaotische Regelauslegungen, es gab viele Nickligkeiten bei den Wettkämpfen und in den Stadien. Die Mainstream-Medien beteiligten sich oftmals an oberflächlichen Inszenierungen, die alles andere als fair waren.

Ist der „große Sport“ gesund?!

Ob immer alles regelkonform, selbstlos und aufrichtig ablief? Zweifel sind angebracht. Bei 302 Entscheidungen in 32 Sportarten könnte so etwas nur ein Naivling glauben.

Wie meinte schon treffend Bert Brecht: „Der große Sport fängt da an, wo er längst aufgehört hat, gesund zu sein!“

Da gibt es mitunter nur kleine Sieger, aber großartige Verlierer.

Ist eine Janne Friederike Meyer mit ihrem „Mops“ plötzlich keine erstklassige Reiterin mehr, nur weil es in London nicht besonders gut lief. Ist ihr WM-Gold, ihr EM-Gold, ihr Sieg beim CHIO in Aachen schon vergessen …

Zählen die phantastischen Leistungen von Toni Wilhelm (Windsurfen), Janine Berger (Turnsport), Sabine Lisicki/Christopher Kas (Tennis), Stefan Härtel (Boxen), Sebastian Beyer (Leichtathletik), Britta Steffen (Schwimmen), Helene Langehanenberg auf „Damon Hill“ (Reitsport) oder Patrick Hausding (Wasserspringen), nur ein paar Beispiele von vielen, etwa nichts, nur weil es denkbar knapp nicht zu Edelmetall reichte. Haben diese genannten und auch die nicht genannten Athletinnen und Athleten, die unglücklich das Podest verfehlten, es nicht verdient, entsprechend gewürdigt zu werden.

Was ist zudem mit den vielen großen deutschen Sport-Persönlichkeiten, wie Andrea Petkovic (Tennis), Mark Frank (Speerwerfen) oder Nicole Reinhardt (Kanu-Rennsport), die aufgrund von schwerwiegenden Verletzungen ihre olympische Chance erst gar nicht wahrnehmen konnten.

Was zählt eigentlich?

Medaillenspiegel war gestern, heute sollten doch ganz andere Dinge zählen: Ehrliche Leistungsbereitschaft, Charakter, Aufrichtigkeit, Willensstarke und Kampfgeist. Und das stimmte durchaus bei vielen Sportlerinnen und Sportlern.

Für Funktionäre geht es nur um ihre Daseinsberechtigung, für die Athletinnen und Athleten geht es jedoch um die Hingabe zum Sport.

Während sich die deutschen Sportlerinnen und Sportler in der überwiegenden Mehrzahl olympiareif präsentierten, offenbarten einige deutsche Offizielle eine gewisse olympische Unreife. Einige Sportpolitiker und Sportfunktionäre ließen die Mundwinkel verdächtig tief hängen, weil der (heimlich?) angestrebte dritte Platz im gar nicht offiziell existierenden Medaillenspiegel deutlich verfehlt wurde.

Darüber konnten die Olympionikinnen und Olympioniken, Sieger-Typinnen und Sieger-Typen, wie Robert Harting (Diskuswerfen), Miriam Welte/Kristina Vogel, die Kanu-Flotte, Michael Jung (Reiten), die Hockey-Herren, der Deutschland-Achter oder Julius Brink/Jonas Reckermann (Beachvolleyball) nur müde lächeln. Sie bewiesen ihre Klasse eindrucksvoll.

Der Gegensatz dazu: Die oftmals verbiesterten Mienen einiger deutscher „Offizieller“.

Eigentlich waren die deutschen Turnerinnen und Turner in London ebenfalls glänzend dabei – und gewannen dreimal Silber. Einigen Funktionären fehlte auch hier das Gold – und sie bewiesen auch an dieser Stelle ihre mangelnde „Turn-Fitness“.

Vielleicht hätten die ewigen deutschen Medaillen-Nörgler nur eine alte Weisheit des Kabarettisten Werner Finck beherzigen sollen: „Die schwierigste Turnübung ist immer noch, sich selbst auf den Arm zu nehmen.“

Auch den Einsatz achten …

Auch hierzulande, in Mecklenburg-Vorpommern, wurde viel genörgelt – angesichts der fehlenden Medaillen. Auch hier wurde vergessen, was vorbildliche Sport-Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Ruderin Marie-Louise Dräger, Rad-Ass Stefan Nimke, Ruderer Stephan Krüger, Siebenkämpferin Julia Mächtig, Kugelstoßer Ralf Bartels, Triathletin Anja Dittmer oder Stabhochspringerin Martina Strutz, im olympischen Zyklus 2008-2012 leisteten … Große Erfolge, großartiges Auftreten auch neben den Wettkampf-Stätten und nachhaltige Einsätze für M-V zeichneten unsere Olympioniken in den letzten vier Jahren aus – dank engagierter Trainer, Helfer und Übungsleiter – und nicht zuletzt dank ihrer Familien!

Das sollte nicht vergessen werden – trotz mancher berechtigter Enttäuschung.

Olympischer (Medaillen-)Erfolg ist wahrlich nicht alles …

Aber Erfolg ist nicht alles und immer nur relativ.

Und allen Olympioniken aus MV, deren Hoffnungen sich in London nicht erfüllten, sei tröstlich gesagt: „Auch Erfolg wird bestraft. Die Strafe liegt darin, dass man mit Leuten zusammenkommt, die man früher meiden durfte.“ Das stammt zwar nicht vom Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de Coubertin, aber von einem anderen hellen Kopf, vom Schriftsteller John Updike. Und der John sollte es wissen!

Übrigens: Stars gibt es nicht, auch nicht im Sport. Jeder Stern ist endlich, sein Ende unabwendbar! Mitunter gilt auch für diese: Mehr (olympischer) Schein, als (olympisches) Sein!

… Nun gilt es jedoch für die kleinen und reiferen Sportskanonen in M-V, ob bei Bummi-Olympiaden, beim Breitensport oder bei den Senioren-Sportfesten: „Auf die Plätze! Fertig! Los!“ – Mach den Bolt … Oder lieber nicht.

Marko Michels

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– PS … Die olympischen Highlights für MV 2012 in London zur „Erinnerung“: Olympia-Gold für Miriam Welte (RSC Kaiserslautern/Track Cycling Team MV/Bahn-Radsport/Teamsprint), Olympia-Gold für den gebürtigen Schweriner Peter Kretschmer (KC Potsdam/Kanu-Rennsport/C 2 über 1000 Meter) und Olympia-Bronze für Martin Hollstein (SC Neubrandenburg/Kanu-Rennsport/K 2 über 1000 Meter). – Für die gebürtige Greifswalderin Anna Rüh (SC Neubrandenburg) gab es einen sehr guten zehnten Rang. M.M.

– Tipps: Vom 29.August bis 9.September finden ebenfalls in London die XIV.Paralympics statt.

… Zudem gibt es mit dem 30.Rostocker Triathlon am 18.August, dem Schweriner Drachenbootfestival vom 24. bis 26.August und dem 20.Jedermann-Zehnkampf vom 8. bis 9.September in Schwerin drei sehr traditionsreiche Sportveranstaltungen auch in M-V. M.M.