Offener Brief an Dr. Backhaus von Mathias Löttge (DLRG)

Sehr geehrter Herr Minister Dr. Backhaus,
nachdem die Diskussion um die Stationierung des DLRG- Motorrettungsbootes „Sturmvogel“ bzw. die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung einen Höhepunkt erreicht hat,  muss nun endlich den politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen die Notwendigkeit der Stationierung des Bootes am Prerower Strand deutlich vor Augen geführt werden.

Durch die Versandung ist der Nothafen, in dem das Boot in den zurückliegenden Jahren nachts sicher liegen konnte, nicht mehr nutzbar.
Der „Sturmvogel“ wurde in Abstimmung zwischen der DLRG und den Gemeinden Prerow und Zingst angeschafft um einerseits den ca. 5 km langen unbewachten aber stark frequentierten Strandbereich besser absichern zu können und andererseits um Seglern und Surfern im weiten Bereich der Prerower Bucht auch bei höheren Windstärken im Bedarfsfall schnell helfen zu können.

Dieses Konzept hat sich bewährt. Zahlreiche Einsätze und Lebensrettungen in den zurückliegenden Jahren beweisen das. Ebenfalls wurde die Vernetzung der Arbeit der Rettungsleitstelle, der DGzRS, der Feuerwehr mit der DLRG wirksamer.

In diesem Jahr wurde der „Sturmvogel“ zunächst aus Ermangelung eines Liegeplatzes nicht eingesetzt. Ab Anfang Juni wollten und konnten die Lebensretter diese Situation nicht mehr hinnehmen. Der konkrete Anlass der Inbetriebnahme des Bootes war das Kentern einer polnischen Segelyacht vor dem Darßer Ort, bei dem zwei Seeleute bei Wassertemperaturen von ca.12 °C hilflos im Wasser trieben. Die Rettung der Seeleute erfolgte durch einen zufällig vor Ort befindlichen Tonnenleger. Die Diensthabenden der DLRG mussten den Unfall beobachten, ohne aktiv eingreifen zu können, da der „Sturmvogel“ wegen der unklaren Liegeplatzfrage bis zu diesem Tag nicht in Betrieb genommen worden war.

Nach diesem Ereignis wurde das Boot nachts vor der versandeten Zufahrt  verankert, um dann täglich in den Einsatz zu gehen.
Das Nationalparksamt wies an, den Liegeplatz bis zum 04.07.2009 zu räumen, da das Gebiet zur Kernzone gehört.
Ein Gespräch zwischen der örtlichen DLRG und dem Nationalparksamt am 30.06.2009 brachte keine Annäherung der Positionen. Folge dessen ist nunmehr, dass der „Sturmvogel“ aus dem Dienst genommen werden muss.

Dies stellt für die Lebensretter eine völlig unverständliche und verantwortungslose Entscheidung dar und führt zudem auch noch zu einer unverantwortlichen Gefährdung von in Seenot geratenen Menschen. Das Rettungsboot „Sturmvogel“ ist auch bei auflandigen Windstärken einsatzfähig und kann hier Lücken durch den fehlenden Seenotkreuzer schließen.
Den Urlaubern und Badegästen der Bucht Prerow / Zingst wird hier wissentlich ein Stück Sicherheit genommen. Diese Entscheidung ist im Interesse der Sicherheit der Badegäste und einer zeitgemäßen Wasserrettung nicht zu akzeptieren. Im Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern darf es nicht dazu kommen, dass engagierten, potentiellen Lebensrettern die vorhandenen, effizienten Rettungsmittel vorenthalten werden

Als DLRG müssen wir nochmals ausdrücklich darauf hinweisen, dass die ehrenamtlichen Helfer einen großen Teil ihres Urlaubes für den Einsatz um Menschenleben opfern. Sollen Sie nun durch die Schranken der Bürokratie gestoppt werden? Die am Briefanfang beschriebene Einsatzsituation ohne den zufällig vor Ort befindlichen Tonnenleger vorgestellt, löst sicherlich schon eine Gänsehaut aus.

Sehr geehrter Herr Minister Backhaus, Sie können sich sicherlich die Ohnmachtsituation der Rettungsschwimmer der DLRG vorstellen. Verdammt zum Zusehen, wie zwei Menschen ertrinken, da das einsatzfähige Rettungsboot eben nicht einsatzbereit ist. Das darf es in unserem Land nicht geben!

Sehr geehrter Herr Minister Dr. Backhaus,
ich fordere Sie auf, dafür Sorge zu tragen, dass kurzfristig eine  Ausnahmegenehmigung für das Motorrettungsboot „Sturmvogel“ erteilt wird.

Mit freundlichen Grüßen

Mathias Löttge
Präsident