Neuer Greifswalder Oberbürgermeister gewählt

Knapper Vorsprung für Dr. Stefan Fassbinder…


Der 10.Mai war in diesem Jahr nicht nur Muttertag, nein, dieser Tag war zugleich der Tag der Stichwahl in Greifswald um das Amt des Oberbürgermeisters. Und es bestätigte sich wieder einmal eine alte Weisheit: „Erstens kommt es anders – und zweitens als man denkt…“

Dieses wurde auch für die Christdemokratinnen und Christdemokraten in M-V, speziell in Greifswald, welche die Stimmauszählung am 10.Mai 2015 nach 18.00 Uhr verfolgten, bittere Realität.

War beim ersten Wahlgang, am 26.April, noch der CDU-Kandidat Jörg Hochheim mit 49,7 Prozent vor Dr. Stefan Fassbinder, dem Kandidaten von Bündnis`90/Die Grünen, SPD, Linkspartei und Piratenpartei, der vor zwei Wochen 44,2 Prozent erreichte, vorn, so wurde aus dem leichten Vorsprung ein denkbar knapper Rückstand…

Dr. Stefan Fassbinder mit knappem Erfolg

Dr. Stefan Fassbinder (Bündnis`90/Die Grünen) siegte „hauch dünn“ mit gerade einmal 15 Stimmen mehr… So votierten 8170 Greifswalderinnen und Greifswalder für Fassbinder und 8155 Greifswalderinnen bzw. Greifswalder für seinen CDU-Mitbewerber Hochheim. Prozentual ausgedrückt, bedeutet das: 50,05 Prozent für Dr. Stefan Fassbinder und 49,95 Prozent für Jörg Hochheim.

Eine politische Überraschung, die aber auch in der schwachen Wahlbeteiligung eine Begründung hatte. Von fast 47000 Wahlberechtigten wählten etwas mehr als 16400, was einer prozentualen Wahlbeteiligung von rund 35 Prozent entspricht.

Rückhalt bei 17,6 Prozent der Greifswalder…

Knapp 17,6 Prozent aller Greifswalderinnen und Greifswalder stimmten somit für das neue Stadtoberhaupt – das ist nicht nur dürftig. Das ist beschämend. Nicht etwa für den bald neuen Greifswalder OB. Auch nicht für die Greifswalderinnen und Greifswalder allgemein! … Die vermeintlichen Volksparteien haben es wieder einmal nicht verstanden, die Bürgerinnen und Bürger von der real existierenden Demokratie zu begeistern, sie „mitzunehmen“, politische Emotionen zu entfachen und diese für neue Perspektiven zu gewinnen.

Siege und gefühlte Niederlagen…

Das muß eigentlich nachdenklich stimmen. Tut es aber bei den vermeintlichen Siegerinnen und Siegern, auch bei den früheren Greifswalder OB-Serien-Siegern“ der CDU, nicht. Der „gemeine Bürger“ ist eben schuld, wenn er so selbstgefällig ist und sein Wahlrecht nicht nutzt. Warum er – und auch die „gemeine Bürgerin“ – dieses nicht aktiv „in Anspruch“ nimmt, wird hingegen nicht hinterfragt!

Vielleicht liegt es ganz einfach an der realen Politik von CDU, CSU, SPD oder Grünen auf Bundes-, Landes- oder Kommunal-Ebene?! Wie oft werden Posten und „Pöstchen“ nach Parteibuch und nicht nach Wissen bzw. Charakter vergeben? Wie oft werden politische Ränkespiele vorgeführt? Wie oft gibt es politisches Pharisäertum auf allen Ebenen?!
Wie meinte einmal der König von Epirus, Pyrrhos, nach einer vermeintlich siegreichen, aber verlustreichen Schlacht: „Noch so ein Sieg und wir sind verloren!“.

Viele Jahre sind seitdem vergangen. An der Bedeutung dieser Aussage hat sich aber nichts geändert! Und sie gilt auch für die real existierende Demokratie…

Dem baldigen neuen Greifswalder Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder ist insbesondere zu wünschen, dass er alle Greifswalderinnen und Greifswalder auf seinem politischen Weg mitnehmen, sie wieder für Politik begeistern kann. Das wäre wirklich großartig und mehr als alle persönlichen politischen Siege zusammen!

Marko Michels