NDR: Neubrandenburger Spitzentrainer Kollark offenbar in DDR-Doping verstrickt

Der Spitzentrainer beim Sportclub Neubrandenburg, Dieter Kollark, wird von seiner Vergangenheit eingeholt.


Kollark arbeitete nicht nur als Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit sondern war offenbar auch in das DDR-Dopingsystem verstrickt. Das haben Recherchen von NDR 1 Radio MV und dem Nordmagazin ergeben.  NDR-Reporter sind bei der Birthler-Behörde auf Hinweise gestoßen, die darauf deuten, dass Dieter Kollark offensichtlich ab 1980 in die Vergabe von Dopingmitteln eingebunden war. Zu den Vorwürfen wollte sich der 63-Jährige auf eine entsprechende NDR Anfrage nicht äußern. Kollark arbeitete zudem von 1984 bis zum Fall der Mauer unter dem Decknamen „Alexander“ als Inoffizieller Mitarbeiter für die Staatssicherheit und gab Informationen über Spitzenathleten weiter.

Dazu gehörten beispielsweise Katrin Krabbe und der ehemalige Berliner Diskusweltrekordler Wolfgang Schmidt, dessen Schwager Kollark war. Zur Zeit bereitet er die Diskusweltmeisterin Franka Dietzsch und die Kugelstoßerin Petra Lammert auf die Olympischen Spiele in Peking vor. Kollark ist als Trainer für die deutsche Olympiamannschaft vorgesehen, die Nominierung steht allerdings noch aus.

Weiterer Hintergrund:
Der 63 Jahre alte Dieter Kollark gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Leichtathletik-Trainer. Zwar wurde bereits 1994 bekannt, dass er unter dem Decknamen „Alexander“ als Inoffizieller Mitarbeiter für die DDR-Staatssicherheit arbeitete, aber Konsequenzen hatte das für ihn nicht. Er informierte zwischen 1984 und 1989 das MfS über viele Athleten, dazu zählten Katrin Krabbe und der Berliner Diskuswerfer Wolfgang Schmidt, der wegen beabsichtigter Republikflucht ein Jahr im Gefängnis saß. Dieter Kollark war der Schwager von Schmidt und wurde gezielt in der „Aktion Werfer“ vom MfS eingesetzt.

Trotz der bekannten Stasi-Tätigkeit wurde Kollark vom Deutschen Leichtathletik-Verband regelmäßig als Trainer für große Titelkämpfe aufgestellt. Neu ist nunmehr der Hinweis, dass Dieter Kollark bereits 1980 in die Vergabe von Dopingmitteln an Athleten des SC Neubrandenburg verstrickt gewesen sein soll. Einen entsprechenden Vermerk gibt es in der Stasi-Akte des ehemaligen Sportarztes Klaus Böhm.

Die Präparate, in der Regel handelte es sich um das Anabolikum Oral-Turinabol, wurden vom entsprechenden Sportarzt an die Trainer ausgegeben, diese reichten die Mittel dann weiter an die Sportler. Der Leichtathletik-Sportarzt beim SC Neubrandenburg war damals Klaus Böhm, der unter dem Decknamen „Fuchs“ für die Staatssicherheit tätig war. Böhm berichtete dem MfS über die Dopingpraxis beim SC Neubrandenburg, dabei gab er den entsprechenden Hinweis auf Dieter Kollark. In das DDR-Dopingsystem waren damals viele Trainer eingebunden, allerdings fiel der Nachweis bislang schwer. Meist gelang der nur, wenn geschädigte Athleten ihre ehemaligen Trainer anzeigten.

Die neuen Anhaltspunkte, die Kollark nun belasten, werden keine juristischen Folgen haben. Die Fälle sind verjährt.