Gala des Sportes in Wismar mit Gästen

Als Ehrengast bei der Wismarer Sportgala 2008 – Kanu-Olympiasieger Andreas Dittmer

Am 22.November 2008 fand die 14.Sportgala in Wismar statt. Geehrt wurden u.a. die besten Sportlerinnen und Sportler der Hansestadt 2008. Ehrengäste der Veranstaltung waren der Fußballspieler Rene Rydlewicz und der Kanurennsportler Andreas Dittmer.

„Große Erfolge dank harter Arbeit …“

Mit Andreas Dittmer, u.a. dreifacher Olympiasieger, und vier Nachwuchssportlerinnen Wismars sprach MV-Schlagzeilen

Familie DittmerFrage: Seit Ihren ersten Paddelschlägen 1982 bis zum olympischen Abschied 2008: Neben den vielen Siegen bei Olympia, WM, EM oder Weltcups, was waren für Sie die besonders schönen Momente in Ihrer sportlichen Karriere ? Was verdanken Sie – rückblickend betrachtet – diesem alten, traditionsreichen Kanusport ?

Andreas Dittmer: Ich würde es nicht nur auf den Kanusport beschränken wollen, denn die Erfahrungen, die Erkenntnisse, die ich für mein Leben gewinnen konnte, gelten für den Sport allgemein. Durch den Sport habe ich gelernt, mir langfristig Ziele zu setzen, diese auch konsequent und kontinuierlich zu verfolgen. Man lernt durch den Sport, dass sich Fleiß lohnt, dass harte Arbeit auch große Erfolge mit sich bringen kann. Sport hilft zudem, mit Stress-Situationen besser umgehen zu können. So hatte ich beispielsweise nie Prüfungsangst in der Schule, in der Ausbildung oder im Studium. Ich hatte ja meine jährlichen Wettkampf-Höhepunkte regelmäßig bereits mit jungen Jahren, bei denen ich unbedingt erfolgreich sein wollte. Das motivierte mich und war letztendlich eine „normale Sache“. Das klassische „Lampenfieber“ vor Klausuren oder mündlichen Tests hatte ich nie – für mich sind solche Herausforderungen eben „Gewohnheit“.

Dittmer und Co.Zum schönsten Moment der Karriere … Der nachhaltigste, emotionalste Wettkampf waren die olympischen Entscheidungen 2004 in Athen. Ich galt ja vor diesen Spielen über die 1000 Meter-Distanz als nahezu unschlagbar. Ich fuhr mit „breiter Brust“ und noch mehr Optimismus nach Athen, war dreimal hintereinander Weltmeister auf dieser Strecke geworden. Doch es kam „alles“ anders. Obwohl ich dort das schnellste Rennen meines Lebens ablieferte, war der Spanier David Cal doch knapp vor mir. Die Niederlage tat weh, gerade weil auch die Leistung stimmte. Nur – und hier half die sportliche Erfahrung – ich akzeptierte, dass an diesem Tag ganz einfach ein Anderer besser war. 24 Stunden später wollte ich es dann über 500 Meter unbedingt wissen. Ich war ungemein motiviert, hatte einen festen Siegeswillen, wollte Revanche und „meine“ Goldmedaille  und – es gelang. Im Endspurt setzte ich ungeahnte Kräfte frei, wollte es wissen. Diese Goldmedaille war eine unglaubliche Genugtuung, ein echter Höhepunkt.

Frage: Bei solchen emotionalen Rennen – gehen Ihnen dann „viele Gedanken“ durch den Kopf …

Andreas Dittmer: Nein, das wäre nun wirklich suboptimal. Man muss den Kopf schon frei haben. Wer den Ärger mit ins Kanu nimmt, Probleme unbewusst „wälzt“, kann sich nicht auf sein Rennen konzentrieren. Das würde auch Kräfte abziehen, die einem dann auf den letzten Metern fehlen würden. Ich habe nur meine Strategie und Taktik im Kopf, lasse dann nichts mehr an mich heran oder in mich hinein !

Frage: Junge Sportlerinnen und Sportler, ganz gleich ob im Kanu, auf der Tartanbahn, auf der Turn-Matte oder im Schwimmbecken, sehen in Ihnen ein Vorbild. Was würden Sie den sportiven Youngstern empfehlen, die da sagen: „ Also Olympiasiegerin oder Olympiasieger möchte ich auch werden. !“ ….

A. und A.D.Andreas Dittmer: Gerade die jungen Talente müssen ihren Sport mit Freude und Spass ausüben. Sie dürfen auch keine Angst vor den großen Herausforderungen haben. Sie sollten positive Energie, eine positive Einstellung zu ihrer jeweiligen Sportart entwickeln. Schaue ich in die Gesichter von Janika, Michelle, Conny oder Stefanie, so kann ich förmlich spüren, dass ihnen der Sport sehr, sehr viel bedeutet. Sicherlich gibt es auch Höhen und Tiefen bei Wettkämpfen oder beim Training. Bei mir war es oftmals so, insbesondere zum Jahresende im November oder im Dezember, dass mir, passend zur trüben Jahreszeit, die richtige Motivation fehlte. Doch ich versuchte dann, meine Ziele noch einmal „in Erinnerung“ zu rufen. Ich wusste ja, der nächste Wettkampf erforderte eine sorgfältige Vorbereitung. Sollte dieser auch mit Erfolg verbunden sein, so musste ich mich aufraffen und auch bei tristem Wetter und trister Stimmung ran. Ich hatte nun einmal mein Ziel – das hieß „Erfolg bei den wichtigsten Wettkämpfen“. Mit dieser  Einstellung schaffte ich es dann, mich zu überwinden.
Als ich 8 Jahre alt war, saß ich noch vor dem Fernseher und staunte über die großartigen Leistungen, die Stimmung bei den Olympischen Spielen und sagte mir: „Wow, da möchte ich auch mal hin !“.  Mit den Jahren wurde ich immer besser, hatte Spartakiade-Erfolge, kam in die Junioren-Nationalmannschaft, dann in die „A-Auswahl“ bis hin zur ersten Olympia-Teilnahme 1996 in Atlanta. Ein nicht immer einfacher Weg, aber ein Weg, den ich mit viel Engagement, Kontinuität und Zielstrebigkeit verfolgte. Ganz gleich, wohin diese Begeisterung für den Sport Michelle, Conny, Stefanie oder Janika führen mögen, die Erfahrungen, die sie durch den Einsatz für ihre jeweilige Sportart gewinnen konnten, werden sich für ihren weiteren Lebensweg auf jeden Fall lohnen.

Frage: Sie stammen ja aus einer sportlichen Familie. Ihr Vater war selbst erfolgreicher Kanu-Rennsportler, ihre Mutter lief sehr schnell über die Hürden und ihre Schwester, Gesamt-Weltcup-Siegerin 2004,  ist eine herausragende Triathletin. Sie haben die sportlichen Gene also geerbt. Wenn Sie selbst analysieren müssten: Wie viel Talent und wie viel  Trainingsfleiß stecken hinter ihren Erfolgen ?

Andreas Dittmer: Na ja, man sollte nicht glauben, dass unbändiger Fleiß mangelndes Talent wettmachen kann. Natürlich, auch beim Kanurennsport, gibt es viele Athletinnen und Athleten, die sich – da die „sportlichen Gene“ fehlen – besonders aufopferungsvoll ihrem Training widmen, sehr fleißig , sehr ehrgeizig sind. Zweifellos kann man mit diesem Trainingsfleiß auch bis in die erweiterte Weltspitze vordringen, aber eine Medaille bei WM oder Olympia ist dennoch für diese Athletinnen und Athleten nicht möglich. Also eine „Portion“ Talent muss schon in die „Wiege gelegt sein“. Ein Medaillen-Erfolg bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen ist aus meiner Sicht 10 Prozent Talent und 90 Prozent Trainingsfleiß. Die „nur“ 10 Prozent Talent entscheiden aber über die Medaillenvergabe …

Frage: Ich nehme einmal an, dass Sie nun nicht zum „Büro-Hengst“ mutieren werden und weiterhin auch sportlich aktiv sind. Wie wird Ihr Leben nach den leistungssportlichen Kanu-Rennen nun aussehen ? Liebäugeln Sie mit einem Trainer-Job ? Zwar sind Sie Bankkaufmann bzw. Sparkassenbetriebswirt, aber zieht es Sie nach jüngstem Finanz-Crash und Finanz-Krisen tatsächlich wieder in ein Geldinstitut ; ) ?

A.D.Andreas Dittmer: Ach, warum nicht. Man sollte nicht alle Geldinstitute „über einen Kamm scheren“ 😉 Ja, meine weitere Lebensplanung ist noch in Bewegung. Ich habe schon einige konkrete Überlegungen, aber noch ist nichts „spruchreif“. Trainer ist eher unwahrscheinlich, aber auf alle Fälle möchte ich dem Sport hierzulande etwas zurückgeben. Das Jugend-Camp, das ich regelmäßig veranstalte, zieht die talentiertesten Kinder für den Kanurennsport aus dem ganzen Land zusammen, und versucht diese für den Kanusport zusätzlich weiter zu begeistern.
Aber ein „Büro-Hengst“ werde ich nun auch wieder nicht, dazu schlägt mein Herz zu sehr für den Sport. Fast zwei Monate nach Olympia in Peking habe ich mir dabei noch einen persönlichen Traum erfüllt. Gemeinsam mit anderen Weltmeistern und Olympiasiegern, u.a. Attila Vajda aus Ungarn oder Martin Doktor aus Tschechien, startete ich beim traditionellen Outrigger-Rennen vor Hawaii. In einem Outrigger, einem Boot mit Ausleger, galt es, über 71 Seemeilen – bei zum Teil vier Meter hohen Wellen und einigen Haien (!) im Wasser – von Molokai nach Oaho zu paddeln. Das war der Wettkampf, den ich nach Olympia brauchte …

S.A.D.Außerdem möchte ich in naher Zukunft meinen ersten Marathon bestreiten. Einen Triathlon (oder mehr) will ich dann auch noch meistern (Habe mit meiner Schwester ja eine gute Trainerin … 😉 ) und der Wasa-Lauf im Skisport wäre auch noch eine große Herausforderung. Sie sehen: Ich bin eher im „sportlichen Unruhestand“ !

Frage: Nun waren Sie ja als Leistungssportler fast ständig „auf Achse“ in der Welt. Blieb da eigentlich genügend Zeit auch die eigene Heimat, wie z.B. Wismar oder „andere Ecken“ in M-V, ausreichend kennenzulernen ?

Andreas Dittmer: Ich war ja die letzten zwei Jahrzehnte ständig auf Achse, rund um den Erdball. Aber ich bin ein sehr bodenständiger Typ, habe mir immer Zeit für Mecklenburg-Vorpommern genommen und kenne „einige Ecken“ wirklich sehr gut. Wismar kenne ich noch nicht so richtig, war vor 10 Jahren das letzte Mal hier. Ehrlich gesagt, habe ich erst zweimal Wismar besucht. In der Nikolaikirche war ich damals zu einem beeindruckenden Weihnachtskonzert. Wismar hat eine wirklich sehr attraktive Innenstadt, man kann die lange Geschichte der Stadt wirklich fühlen. Hier müsste man „Seemann“ sein !

„Andreas ist ein Vorbild !“

Vier erfolgreiche Wismarer Nachwuchs-Sportlerinnen über ihre Erfolge 2008, ihre sportliche Begeisterung und über das sportliche Vorbild Andreas Dittmer

Michelle Dunkel, 11 Jahre, TSG Wismar/Akrobatik, Bertolt-Brecht-Schule Wismar, Hobbies: Akrobatik, Malen

Conny Bagdahn, 12 Jahre, TSG Wismar/Akrobatik, Ernst-Barlach-Gymnasium Schönberg, Hobbies: Akrobatik, Reitsport

Janika Lange, 13 Jahre, PSV Wismar/Leichtathletik, Regionalschule Klütz, Hobbies: Reitsport, Computer

Stefanie Müller, 17 Jahre, TSG Wismar/Kanusport, Gerhart-Hauptmann-Gymnasium Wismar, Hobbies: Sport allgemein, Musik hören, Lesen

A.D. und SportlerinnenFrage: Wie seid Ihr beiden eigentlich zu Euren Sportarten gekommen ? In welchem Jahr habt Ihr Eure sportlichen Laufbahnen begonnen ?

Michelle: Ich bin seit 2002 aktiv und wurde durch Zufall auf die Sportakrobatik durch einen Zeitungsartikel aufmerksam.

Conny: Ich bin seit 2000 dabei. Erst begann ich beim Kinder-Turnen und wechselte dann zur Akrobatik in Selmsdorf. In Wismar bin ich inzwischen seit 2007. (Anmerkung: Beide Akrobatinnen bilden ein erfolgreiches Duo. Während Michelle in ihrer noch sehr jungen Karriere bereits 22 Goldmedaillen, 3 Silbermedaillen und eine Bronzemedaille bei verschiedenen Wettkämpfen gewann, konnte Conny bereits 30 Medaillen mit akrobatischem Einsatz erringen.)

Janika: Ich kam als Achtjährige zur Leichtathletik in meiner Schule in Klütz. Bei einem Sportfest entdeckten dann meine Lehrerin und auch meine Eltern mein Talent. Ich kam dann zur Leichtathletik-Abteilung beim PSV Wismar. Dort werde ich u.a. bei Oscar Männer trainiert.

Stefanie: Ich fing mit 9 Jahren als Kanutin an und wurde durch meine Mutter, ebenfalls eine frühere Kanutin, für den Kanusport begeistert. Ich erprobte mich dann, machte mit und blieb bei „meiner Sportart“ – auch dank meines Trainers Holger Steinhagen.

Frage: Das Sportjahr 2008 nähert sich seinem Ende. Wie sieht Eure sportliche Erfolgsbilanz aus ?

Michelle/Conny: Bei den nordwestdeutschen Meisterschaften in Wilhelmshaven konnten wir den ersten Platz belegen. Auch bei den Jugendsportspielen, Landesmeisterschaften und beim Traditionswettkampf in Wismar lief es echt super und wir konnten Erste werden. Bei der deutschen Besten-Ermittlung in Mainz Mitte November belegten wir mit der 3er Gruppe (mit Louisa Höpel) dann noch einen sehr guten fünften Platz unter 38 Gruppen.

Janika: Ich konnte in diesem Jahr vier Landesmeistertitel erkämpfen, je zwei in der Halle und „draußen“. Bei den Mehrkampf-Landesmeisterschaften gelang dann noch ein fünfter Rang. Auch die Landesmeisterschaften bei den 14jährigen waren erfolgreich. Und meine Bestleistungen stehen mittlerweile bei 5,27 Metern im Weitsprung und 1,60 Meter im Hochsprung.

Stefanie: Ich nahm in diesem Jahr an insgesamt fünf Wettkämpfen teil und war dabei insbesondere beim traditionellen regionalen Wettkampf im Kanu-Mehrkampf in Neubrandenburg erfolgreich.

Frage: Was begeistert Euch an Euren Sportarten ?

Michelle/Conny: Es wird bei der Akrobatik nie langweilig, da man immer neue Teile und Elemente dazu lernt. Dazu kommt dann noch die Vielseitigkeit, mal als Paar oder mal als Gruppe aufzutreten.

Janika: Die Leichtathletik ist ein idealer Ausgleich zur Schule. Hinzu kommt der Spass an der Bewegung. Zusätzlich bin ich übrigens noch reitsportlich aktiv.

Stefanie: Bei mir ist es ähnlich. Das Kanu-Wandern, der Kanu-Mehrkampf sind ebenfalls abwechslungsreich und vielseitig sowie der perfekte Ausgleich zur Schule. Außerdem ist man viel in der Natur unterwegs, unternimmt jede Menge. Wir TSG-Kanusportler waren schon in den Ferien bei Wildwasser-Wettbewerben in Österreich oder unternahmen Kanufahrten in Schweden.

Frage: Andreas Dittmer, Euer Gesprächspartner und zusammen mit Rene Rydlewicz, dem ehemaligen Spieler vom FC Hansa Rostock (nun Anker Wismar), Ehrengast der Sportgala 2008, ist u.a. dreifacher Olympiasieger, achtfacher Weltmeister und fünffacher Europameister. Für Euch ein Vorbild ?

Michelle/Conny: Ja, klar, obwohl die Akrobatik keine olympische Disziplin ist, aber natürlich spornen die Erfolge von Andreas an. Wir würden auch gern so erfolgreich sein …
Aber erst einmal wollen wir im nächsten Jahr bei der deutschen Besten-Ermittlung eine Medaille erringen.

Janika: Andreas und dessen Erfolge sind einsame Klasse. Über so viele Jahre so gut zu sein, einfach toll ! Ein sportliches Vorbild ist er allemal ! Für mich speziell ist jedoch Blanka Vlasic, Weltmeisterin 2007 und Olympia-Zweite 2008,  das „Maß aller Dinge“ – sie ist eine super Hochspringerin.

Stefanie: Zwar bin ich ja Kanu-Wanderin, Kanu-Mehrkämpferin, aber die Erfolge von Andreas sprechen für sich. Eine wirkliche sportliche Ausnahme-Erscheinung. Schön, ihn einmal „live“ in Wismar erleben zu dürfen.
Info: Eine Wismarer Kanusportlerin schrieb auch weltmeisterliche Kanu-Geschichte …

Roswitha Krugmann

R.K.Weltmeisterliche und olympische Luft – und das auch noch mit großem Erfolg – konnte in den 1970er und 1980er Jahren die Kanutin Roswitha Eberl, verheiratete Krugmann, „schnuppern“.
Kanusport und Wismar. Das verbinden viele vor allem mit der Kanu-Abteilung der TSG Wismar. Doch Kanusport und Wismar – das sind vor allem die Erfolge einer Kanutin bei Weltmeisterschaften in den 1970er und 1980er Jahren.

Am 5. Juni 1958 wurde in der Weltkulturerbe- und Hansestadt Roswitha Eberl geboren, die zunächst als Schwimmerin begann und dann zu den Kanuten wechselte.
So war sie zwar Schwimmerin, allerdings keine sehr gute. Ihre eigentlich bevorzugte Sportart sei jedoch das Eiskunstlaufen gewesen, wobei sie für Gabi Seyfert, später von Anett Pötzsch sowie Kati Witt, schwärmte, verrät Roswitha Krugmann ihre einstigen sportiven Ambitionen.

Sogar eine begeisterte Rollschuh-Läuferin sei sie gewesen und habe sich für ihr Taschengeld Eislaufschuhe erworben, so das Wismarer Sport-Talent von einst und heute.
Ihre Vorbilder im Schwimmsport waren letztendlich Kornelia Ender und Roland Matthes.
Ein richtiger Fan war Roswitha Krugmann von Roland Matthes, der bei Olympia zwischen 1968 und 1976 viermal Gold, zweimal Silber und zweimal Bronze gewann: „Dieser junge Mann hatte eine Wasserlage! Der wurde beim Rückenschwimmen kaum nass! Ich lag immer viel zu tief im Wasser! Und war leider nur die Laterne meiner Altersklasse. Das gab für mich den Ausschlag das sportliche Lager zu wechseln.“

Vor 33 Jahren machte sie dabei das erste Mal „so richtig“ sportliche Schlagzeilen, als sie bei der DDR-Spartakiade gewann. Und dann gab es für Roswitha Eberl, verheiratete Krugmann, kein Halten mehr. Beim SC Empor Rostock unter Trainer Horst Mühlberg startete sie dann durch. Im DDR-Kanusport, ihrer sportlichen Berufung, wurde sie „kanusportliche Thronfolgerin“ von Gudrun Dittmer-Klaus. Im Jahr 1978 schaffte sie den DDR-Meister und letztendlich den WM-Titel im Einer-Kajak, den Roswitha Krugmann auch 1979 verteidigte. Doppel-Weltmeisterin war sie 1978/79 zusätzlich im Vierer-Kajak. Ausgerechnet das Olympiajahr 1980 war nicht unbedingt das Jahr der Roswitha Krugmann. Bei der internen Ausscheidung für Olympia in Moskau unterlag sie Carsta Genäuß, die sich mit Kanu-Legende Birgit Fischer in jenem Jahr auch die Meisterschaft im K 2 sicherte. Birgit Fischer wurde letztendlich im Einer-Kajak für Olympia`80 nominiert, wurde dort wurde Olympiasiegerin und Roswitha Krugmann fuhr nach Moskau nur als Ersatz-Frau. Doch sie kam zurück, biss sich durch und revanchierte sich 1981 und dann noch 1982 mit den WM-Titeln im Vierer-Kajak für die verpasste Olympia-Chance.

Nach ihrer aktiven leistungssportlichen Karriere wurde Roswitha Krugmann eine leidenschaftliche Volkssportlerin, die sich vor allem dem Laufsport widmete und bei den traditionellen Wettkämpfen dazu auch in Ihrer Geburtsstadt Wismar regelmäßig startet.
Sehr engagiert ist die „goldene Fünfzigerin“ auch im sozialen Bereich. So arbeitet sie als Fachberaterin in der Arbeitsstelle Integrationsförderung für Migrantinnen und Migranten im Jugendamt Rostock.
Interesse hat Roswitha Krugmann aber nach wie vor auch für den Kanu-Leistungssport und hält „große Stücke“ auf Andreas Dittmer – für sie einer der besten Kanusportler aller Zeiten.
In Peking könnte er sich endgültig unsterblich machen, wenn es ihm gelingt, seinen vierten Olympiasieg seit 1996 zu erringen.

Die olympische Kanu-Bilanz für M-V zwischen München 1972 und Peking ist ohnehin  einzigartig: 14 x Gold / 4 x Silber / 6 x Bronze – und Andreas Dittmer ist mittlerweile der erfolgreichste Kanute (3 x Gold / 1 x Silber / 1 x Bronze).
Bei WM seit 1970 sind Kanuten aus Mecklenburg und Vorpommern ohnehin die „Medaillen-Hamster“ und eine Wismarerin gehört dazu …

Marko Michels

1.Foto: Familie Dittmer beim Neubrandenburger Olympiaempfang 2008. mm
2.Foto: Andreas Dittmer mit dem 2008er Olympiasieger Martin Hollstein und Thomas Lück. mm
3.Foto: Andreas Dittmer und seine Schwester Anja. mm / 3.1.: Autogrammkarte Andreas Dittmer. / 3.2.: Anja Dittmer, Andreas` erfolgreiche Schwester im Triathlon. mm
4.Foto: Andreas Dittmer und die Wismarer Nachwuchssportlerinnen Michelle Dunkel, Conny Bagdahn, Stefanie Müller und Janika Lange. mm
5.Foto: Roswitha Krugmann. Krugmann/privat