Zwischen Olympia, EM und regionalen Herausforderungen

Der Handball-Sport der Herren

Noch bis zum 31.Januar werden die 12.Europameisterschaften im Herren-Handball in Polen ausgetragen. Dann steigt in der Tauron Arena in Krakow das Finale.

Deutsches Team mit Johannes Sellin aus Wolgast

Im deutschen Team dabei ist auch Johannes Sellin, der 1990 in Wolgast geboren wurde, zwischen 1999 und 2007 beim HSV Insel Usedom spielte und nun bei MT Melsungen aktiv ist. Vor fast fünf Jahren feierte Johannes Sellin als U 21-Junioren-Weltmeister seinen größten Erfolg mit einer deutschen Nationalmannschaft.

Weitere klasse Handballer mit einem vorpommerschen Hintergrund

Überhaupt gibt es schon einige Handballer mit vorpommerschen Hintergrund, die international sehr erfolgreich waren, so Wolfgang Niescher, Jahrgang 1934, Feldhandball-Weltmeister 1959, Hallen-Handball-WM-Dritter 1958 bzw. Hallen-Handball-WM-Vierter 1961 oder Josef Rose, Jahrgang 1943, der bei Einheit Ahlbeck-Heringsdorf mit dem Handballsport begann sowie 1970 bzw. 1974 jeweils Hallen-Handball-Vize-Weltmeister und auch Olympia-Vierter 1972 mit der DDR wurde.

Der HSV Insel Usedom im Fokus

Zurzeit spielt der HSV Insel Usedom in der dritten Liga Nord, kämpft dort als Sechzehnter (nach 17 Spieltagen), wie auch SV Mecklenburg Schwerin (13.) oder der Stralsunder HV (15.) leider nur gegen den Abstieg. Eine andere große Herren-Handball-Mannschaft aus M-V, der HC Empor Rostock, agiert zwar in der zweiten Bundesliga, ist dort gegenwärtig (nach 21 Spieltagen) allerdings ebenfalls nur 19. bei 21 Teams.

Wie beurteilt nun Lars Petersen, Vorstand beim HSV Insel Usedom, das aktuelle Handball-Geschehen?!

L.Petersen zur Handball-EM 2016, das kommende Olympia-Turnier 2016 und den HSV Insel Usedom

„Setzen unsere Schwerpunkte nicht auf kurzfristige Erfolge, sondern auf eine gute Ausbildung…“

Frage: Die 12.Handball-EM der Herren laufen zurzeit… Wie lautet ein erstes Resümee Ihrerseits nach den Vorrunden-Spielen? Wer ist Ihr Titel-Favorit? Und: Wie ist Ihre Meinung zum deutschen Team mit dem einstigen Insel Usedom-Spieler Johannes Sellin?

Lars Petersen: Mit dem Erreichen der Zwischenrunde und dem tollen Erfolg über Ungarn ist aus meiner Sicht, trotz der Verletzungsmisere, unter anderem von Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki und dem Kieler Patrick Wiencek, alles möglich.

Es wäre schön, wenn wir wieder einmal in ein Finale einziehen. Nach den bisherigen Leistungen gehört das deutsche Team für mich zu den Geheim-Favoriten und ein Erfolg würde wieder ein wenig helfen, die Handball-Euphorie anzukurbeln.

Und natürlich macht es einen jeden Handball-Enthusiasten stolz, wenn man sieht, dass unsere Jugendarbeit durchaus Früchte tragen kann. Johannes habe ich selber noch zusammen mit Trainer Jens Teetzen betreut, so dass das Schauen der Spiele noch einen zusätzlichen Anreiz erhält.

Frage: Die Handball-Traditions-Vereine aus M-V, wie der HC Empor Rostock, der SV Mecklenburg Schwerin, der Stralsunder HV oder auch der HSV Insel Usedom, tun sich schwer in ihren Ligen. Wie beurteilen Sie die Leistungssituation im M-V-Herren-Handball, speziell auch beim HSV Insel Usedom?

Lars Petersen: Wir befinden uns im Umbruch, denke aber, dass wir mit der Mischung aus „Eigengewächsen“, jungen Zugängen und einigen polnischen Akteuren, die menschlich zu uns passen, gut für die Zukunft aufgestellt sind.

Der Rahmen mit GmbH und Geschäftsführung ist bei uns verantwortungsvoll aufgestellt, wir gehen keine finanziellen Risiken ein.

Natürlich wäre es schön gewesen, wenn wir die Spiele, die wir offen gestaltet haben, so wie zum Beispiel gegen Potsdam, wo wir zwischenzeitlich mit vier Toren führten, oder auch das eine oder andere knapp verlorene Spiel, wie gegen Schwerin oder Oranienburg, erfolgreicher gestaltet hätten.

Doch dem war nicht so und trotzdem können wir auf ein tolles Publikum blicken, das uns in fast jeder Situation zur Seite stand und steht. Auch die Sponsoren-Situation ist vor allem durch den „Club 100“ gut aufgestellt.

Natürlich fehlt uns, wie auch den anderen Vereinen in M-V, die ganz großen finanziellen Möglichkeiten, um langfristig nach ganz oben „zu schielen“.

Frage: Welche Ziele hat insbesondere der HSV Insel Usedom 2016? Wie ist zudem die aktuelle Nachwuchs-Situation auf der Insel?

Lars Petersen: Schön wäre es natürlich, wenn wir noch das „Wunder Klassenerhalt“ in der dritten Liga schaffen könnten. Im Jugend-Bereich arbeiten wir konsequent an der Umsetzung der SG Vorpommern, bei der wir Talente aus dem Landkreis zusammenführen, um sie später in der Liga-Mannschaft einzusetzen. Der st der einzige Weg, um dauerhaft die dritte Liga zu halten.

Des Weiteren sollen die Talente aus der A-Jugend, die in diesem Jahr den Sprung in die Ostsee-Spree-Liga anstreben, im kommenden Jahr zusätzlich  in der zweiten Mannschaft spielen. Diese wird ihre Spiele in Greifswald bestreiten, davon erhoffen wir uns ein wenig wirtschaftliche Unterstützung.

Ansonsten haben wir alle Jugend-Klassen besetzt und setzen ferner unsere Schwerpunkte nicht auf kurzfristige Erfolge, sondern auf eine gute Ausbildung.

Letzte Frage: In sechseinhalb Monaten finden die Olympia-Turniere im Handball der Männer und Frauen statt. Mit welchen Teams rechnen Sie bei den Herren?

Lars Petersen: Da sind die zwölf besten Teams der Welt dabei. Spanien und Frankreich erwarte ich wie immer vorne, aber Polen, Dänemark und vielleicht auch das deutschen Team, in Bestbesetzung und bei erfolgreicher Qualifikation, könnten eine gute Rolle spielen.

Ein Blick auf die Platzierungen der Europameisterschaft wird uns schon zeigen, wer bei Olympia vorne mitspielen wird. Die EM ist immer eine kleine WM und somit auch richtungsweisend für Olympia.

Vielen Dank, dann ein erfolgreiches 2016 und maximale Erfolge für den HSV Insel Usedom!

Marko Michels