Universität Rostock gibt Schiffsneubau in Auftrag

Feldforschungen der Biologischen Station Zingst weiterhin auf hohem Niveau

Das alte Forschungsschiff ''Gammarus''Die Universität Rostock hat einen Schiffsneubau für ihre Biologische Station in Zingst, die mitten im Nationalpark Vorpommersche Bodenlandschaft auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst liegt, in Auftrag gegeben. Nach einer deutschlandweiten Ausschreibung erhielt die Schiffswerft Barth GmbH den Zuschlag. „Etwa 150.000 Euro wird das 9,5 Meter lange Forschungsschiff vom Typ Rugard 950 MP kosten“, sagt Prof. Dr. Ulf Karsten, Leiter des Lehrstuhls für Angewandte Ökologie am Institut für Biowissenschaften der Universität Rostock. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2011 geplant. Das jetzige und seit 1979 im Einsatz befindliche Forschungsschiff „Gammarus“ wird aus Altersgründen im Frühjahr aus dem Verkehr gezogen. Sein Stapellauf war damals der erste in der Geschichte einer Universität in Deutschland.

Prof. Dr. Ulf Karsten„Das neue Schiff erfüllt modernste Anforderungen“, so Prof. Karsten. Als Beispiel nennt er unter anderem einen sparsamen Motor mit sehr geringer Emission und eine Navigation, die beispielsweise auch bei starkem Nebel Forschungsarbeiten auf See möglich macht. „Dieser Schiffsneubau stärkt die Biologische Station ganz nachhaltig“, sagt Karsten. Ganzjährig können nun biologische Aktivitäten im Wasser untersucht werden, was sowohl für die studentische Ausbildung als auch für die ökologische und meeresbiologische Forschung von großer Bedeutung ist. Die Rostocker Außenstelle in Zingst bearbeitet unter anderem Projekte des Bundesforschungsministeriums (BMBF), der Europäischen Union (EU), der Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG). Dabei ging und geht es immer um Fragen der Ökologie und des aktuellen Zustandes der Darß-Zingster-Boddenkette und seiner Küsten.

„Während andere Universitäten ihre Feldstationen und Feldforschungen immer weniger unterstützen oder sogar schließen, geht die Universität Rostock andere Wege“, hebt Prof. Karsten hervor. „Wir bauen unsere Alleinstellungsmerkmale aus“. Das zeigt sich nicht nur in den sehr hohen Studienanfängerzahlen in den Masterstudiengängen Meeresbiologie und Aquakultur, sondern auch im Forschungsschwerpunkt „Küste“ des Departments Maritime Systeme der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock.

Aufgrund des geringen Tiefganges des Schiffes von nur einem Meter kann es insbesondere die inneren Küstengewässer gut befahren. Die Biologische Station Zingst erfüllt mit dem Forschungsschiff auch hoheitliche Aufgaben des LUNG, wie die Gewässerüberwachung der Darß-Zingster-Boddenkette. Seit einigen Jahren ist die Station offiziell Messstation im Bund-Länder-Messprogramm und Untersuchungsgebiet der LTER Deutschland (Long Term Ecological Research).

„Wir verfügen über 30 Jahre zeitlich hoch aufgelöste Langzeitdaten zum Zustand dieses Gewässers“, sagt Karsten. Dokumentiert ist so beispielsweise die Gewässerverschlechterung in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts durch Nährstoffbelastungen aus der Landwirtschaft. Nach der Wende hat sich die Landnutzung verändert, die Abwassersituation durch Kläranlagen verbessert. Das große Problem sind aber nach wie vor Sedimente im Gewässer mit ihrer Langzeitspeicherfunktion für Nährstoffe, beklagt Karsten. Dazu liefert die Biologische Station Zingst laufend neue Forschungsdaten. Aktuell wird über eine nachhaltige Sanierung der Darß-Zingster-Boddenkette nachgedacht. Durch die Filterfunktion dieses inneren Küstengewässers könnte die Ostsee so vor Nährstofffrachten geschützt werden.

 Die Gammarus ist seit 1979 im EinsatzDie 1977 eröffnete Biologische Station Zingst der Universität Rostock agiert seit der Gründung als Lehrplattform für die Ausbildung ökologisch-orientierter Studiengänge. Das Institut für Biowissenschaften der Uni Rostock hat im jetzigen ersten Semester 40 Studierende im Master Meeresbiologie. „Wir sind nahezu überlaufen“, stellt Prof. Karsten befriedigt fest. Junge Leute, die sich für Rostock entscheiden, finden „nicht nur die Stadt und ihre Nähe zur Ostsee interessant, sondern schätzen die hochwertige Ausstattung und die sehr persönliche Betreuung durch engagiertes Lehrpersonal.

Fotos: Universität Rostock