Telemarketing Initiative M-V reagiert auf ZDF-Beitrag Frontal21 vom 26. Mai 2009

Sehr geehrte Frontal21-Redaktion,wir, die Telemarketing Initiative Mecklenburg-Vorpommern, haben mit Enttäuschung den frontal 21-Beitrag „Hungerlöhne trotz Staatsgelder“ vom 26. Mai verfolgt. Wieder einmal wird die junge, zukunftsorientierte Branche durch einseitige Berichterstattung gebrandmarkt. Wieder einmal wird den etwa 440.000 Menschen, die in Service Centern arbeiten, klar gemacht, für welche „unseriösen“ Unternehmen sie eigentlich arbeiten. Dabei wäre es an der Zeit, dass Journalisten diese Branche so differenziert betrachten, wie sie es bei vielen anderen auch tun.

Doch lassen Sie uns vorab kurz vorstellen: Die Telemarketing Initiative Mecklenburg-Vorpommern e.V. ist eine Plattform und Interessenvertreterin von Unternehmen der Telekommunikationsbranche und unterstützt die Entwicklung von Service Centern und Unternehmen der Branche, die sich mit Telemarketing-, Telekommunikations- und E-Business-Leistungen beschäftigen.

Zur TMI zählen 61 Mitgliedsunternehmen wie Service Center, Ministerien, Arbeitsagenturen, IHKs und Bildungs- sowie Personaldienstleister. Um bei der TMI Mitglied zu werden, müssen von den Service Center-Unternehmen gewisse Qualitätsstandards erfüllt werden. Heute repräsentieren wir 75 Prozent der Service Center-Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern. Unserem Netzwerk gehören 42 Service Center mit insgesamt 11.500 Mitarbeitern an.

Wie Sie sehen, genießen die Service Center hierzulande eine besondere Unterstützung und das hat einen wichtigen Grund:
In unserer strukturschwachen Region sind zu wenige Arbeitsplätze vorhanden. Zwanzig Jahre nach der Wende ziehen noch immer viele jungen Familien fort; dem Job hinterher. Wir sind uns sicher: Ohne Service Center hätten längst etliche mehr das Land verlassen.

Nirgendwo in Mecklenburg-Vorpommern sind in den letzten fünf Jahren so viele Jobs entstanden wie in der Service Center-Branche. Jeden Tag entsteht ein neuer Arbeitsplatz. Zurzeit sind insgesamt 15.300 Mitarbeiter in 110 Service Centern beschäftigt, die es übrigens in allen Größenordnungen gibt. Bevor diese Mecklenburger und Pommern einen Job in dieser Branche fanden, waren 70 Prozent von ihnen arbeitslos! Es sind vor allem Frauen (88 Prozent!), die in den Unternehmen arbeiten. Teilzeitarbeitsplätze ermöglichen es ihnen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Vor diesem Hintergrund haben wir, die Telemarketing Initiative Mecklenburg-Vorpommern e.V., in den vergangenen zwei Jahren ein einzigartiges Modell für in Schichten arbeitende Eltern entwickelt und umgesetzt. Früher mussten weibliche Agents einen organisatorischen Spagat vollziehen zwischen Arbeit und Kindern. Die meisten Kindergärten schließen in M-V um 17 Uhr. Aus diesem Grunde hat die Telemarketing Initiative dieses Thema selbst angepackt. Entwickelt wurden Modellkindergärten, die flexible Kinderbetreuung anbieten und 365 Tage im Jahr geöffnet sind. Diese Einrichtungen finden über die Landesgrenzen hinaus Beachtung.

Mitgewirkt hat die Telemarketing Initiative zudem bei der Schaffung der ersten Ausbildungsberufe für die Service Center Branche. Seit Sommer 2006 werden erstmals 350 junge Menschen zur Servicefachkraft und Kaufmann/-frau für Dialogmarketing ausbildet – mehr als irgendwo sonst in Deutschland. Die Klassen verteilen sich auf Standorte wie Stralsund, Neubrandenburg, Wismar, Schwerin und Rostock. Bei den Schülern handelt es sich keineswegs um leistungsschwache Jugendliche. Immerhin 86 Prozent der Azubis haben einen Realschulabschluss und sogar zehn Prozent sind Abiturienten – deutlich mehr als beispielsweise in der Tourismusbranche.

Sie sehen, mit Service Centern lassen sich junge Leute im Land halten. Wenn der Beruf des Service Center Agenten so anspruchslos wäre, hätten wir diese neuen Ausbildungsberufe kaum entwickelt. Wie groß der Bedarf an qualifizierten Kräften in dieser Branche ist, wird auch daran deutlich, dass es seit einem Jahr am Baltic College in Güstrow einen Bachelor-Studiengang gibt, der den Abschluss „Unternehmensmanagement“ mit dem Berufsabschluss „Kaufmann/-frau für Dialogmarketing“ verbindet.

Es wäre schön, wenn die Medien auch einmal über diese Entwicklungen der Branche berichten würden.

Fakt ist, dass in unserer Dienstleistungsgesellschaft die Service Center nicht mehr wegzudenken sind. Leider ist diese Branche aber immer noch extremen Anfeindungen ausgesetzt. Dabei gibt es nicht mehr schwarze Schafe als irgendwo sonst. Auch Sie, werte Redakteure nehmen längst, ohne dass es ihnen vielleicht bewusst wird, fast täglich die Hilfe von Service Centern in Anspruch. Service Center bewältigen heutzutage nahezu alles – die Werbung für ein neues Produkt genauso, wie Bestell-, Buchungs- und Reservierungsannahmen, die kaufmännische Kundenbetreuung, die Auskunft, das Reklamationsmanagement, Umfragen sowie Markt-, Meinungs- und Sozialforschung.

Wie wäre es, wenn Sie sich selbst ein Bild machen? Besuchen Sie eines unserer Service Center. Sprechen Sie mit Jugendlichen darüber, wie ihnen die Ausbildung gefällt. Stärken Sie mit einer positiven Berichterstattung doch der Branche und vor allem den Menschen, die in ihr arbeiten, den Rücken!

Mandy Wleczyk