Talentnachwuchs auf heimatlicher Bühne

Musik aus MV: junge norddeutsche philharmonie spielen zusammen mit David Kadouch Grieg und Strauss

Internationale Topinterpreten der Klassischen Musik geben sich bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern ja förmlich die Notenpulte in die Hand. Doch auch als Karieresprungbrett für junge Talente aus der Region haben die Festspiele in den letzten Jahren von sich Reden gemacht. Am 5. August um 19:30 Uhr wird in der Scheune des Gutshauses in Niendorf (auf Poel) die junge deutsche philharmonie zusammen mit David Kadouch am Klavier zu hören sein. Die Leitung des Abends übernimmt der Dirigent Nicholas Milton. Gespielt werden das Konzert von Grieg Konzert a-Moll für Klavier und Orchester op. 16 und Ein Heldenleben op. 40 von Strauß.

Die junge deutsche philharmonie ist ein überregionales norddeutsches Jugendorchester, das vor allem jungen MusikerInnen ab 18 Jahren die Möglichkeit gibt, ein ehrgeiziges und frisches Ensemble aus Musikliebenden mitzugestalten. Initiiert von ehemaligen Mitgliedern des Landesjugendorchesters Mecklenburg-Vorpommern ist die junge norddeutsche philharmonie ein neuartiges und womöglich wegweisendes Projekt in der Musiklandschaft Norddeutschlands. Das Potenzial besteht vor allem in dem großen Engagement, mit dem die Mitglieder ihrer Herzenssache nachgehen. Enge Netzwerke werden geflochten, um jungen Musikern, insbesondere aus Mecklenburg-Vorpommern, die Möglichkeit zu geben, sich regional zu engagieren und gleichzeitig auf höchstem Niveau musikalisch tätig zu sein. Die junge norddeutsche philharmonie vereinigt Musikstudierende zu einem professionellen Klangkörper und bereichert mit groß besetzten Werken die Kulturszene Norddeutschlands. Künstlerisch orientiert sich das Orchester an spätromantischen Werken Gustav Mahlers, Anton Bruckners und Richard Strauss’. Als Botschafter des norddeutschen Musikernachwuchses möchte die junge norddeutsche philharmonie den Bogen zwischen Jugend- und Profiorchester spannen. Sie vollzieht damit den Schritt zur Profikarriere, unterstützt nachhaltig Bildung und füllt eine Leerstelle, für die bisher kein vergleichbares Angebot vorhanden war.

David Kadouch, geboren 1985, wurde schnell zu einem der bedeutensten Pianisten seiner Generation. Er ist Gewinner des Beethoven Klavierwettbewerbs Bonn von 2005 und des internationalen Pianowettbewerbs von Leeds 2009. Dazu ist er bereits Dauergast bei einigen der wichtigsten Orchester, Aufführungsreihen und internationalen Festivals. U. a. trat er bei folgenden Events und Örtlichkeiten auf:  Montreux Festival, Schwetzingen Festival, Jerusalem Festival, La Roque d’Anthéron Festival, Les Flâneries Musicales de Reims, “Folles Journées” in Japan, Piano aux Jacobins in China und im berühmten Louvre in Paris.

Vielleicht ist es Zufall, dass Grieg während der Arbeit an seinem Klavierkonzert a-moll op. 16 in Dänemark, also räumlich exakt zwischen Deutschland und Norwegen, zwischen Mittel- und Nordeuropa, weilte. 1868 saß er im dänischen Sollerod am Schreibtisch und schuf ein Werk, das deutsche und norwegische Traditionen vereint: Natürlich basiert es auf Traditionen der deutschen Romantik, das spürt der Zuhörer sofort. Aber das norwegische Volkslied ist ebenso allgegenwärtig. Nimmt man beispielsweise gleich den ersten Satz: Robert Schumanns eigenes a-moll-Klavierkonzert lässt grüßen; Grieg bediente sich ausgiebig an der Formgebung. Und gleichzeitig finden dort Melodien aus Volksliedern seines Heimatlandes Eingang.

Strauss war noch ein junger Mann in den Dreißigern, als er die Tondichtung für großes Orchester op.40 schuf. Ein junger Künstler also, der seine wesentlichen (Opern-)Erfolge erst noch feiern sollte. Doch wenige Jahre, bevor Thomas Mann mit seiner Erzählung „Tonio Kröger“ seinen persönlichen Künstler-Bürger-Konflikt zu Papier brachte, setzte Strauss seine Gedanken über das Kunstschaffen in Musik um. Und zog dabei gar eine erste Bilanz: Nicht zu überhören sind Zitate aus seinen zuvor geschaffenen Tondichtungen wie etwa „Macbeth“, „Don Juan“, „Tod und Verklärung“, „Also sprach Zarathustra“ und vor allem „Don Quixote“. Letzteres steht sogar in direktem Zusammenhang mit dem „Heldenleben“.

Traumhafter kann ein Gutshaus kaum liegen: Noch vor den Toren des kleinen Ortes Niendorf im Osten der Insel Poel, umgeben nur von Feldern, erstreckt sich entlang des hinter dem Gutshaus abfallenden Landes der Kirchsee, ein Teil der Wismarer Bucht, und gleich dahinter die Kulisse von Kirchdorf mit dem Hafen und dem namensgebenden alten Gotteshaus. Die Hofanlage wurde um 1860 errichtet – diese Jahreszahl findet sich jedenfalls an einem Fachwerkbalken der Scheune. Von den 1930er Jahren bis 1945 war die Familie Sievert Besitzer des Gutes. Danach übernahm die örtliche LPG den Hof. Bis 1990 wurde hier Milchkuhhaltung betrieben. 1994 erhielt die Familie Sievert das Gut zurück und verkaufte es 1995 an Hans Joachim Lembke, der das verwahrloste Anwesen in vier Jahren komplett erneuerte. Scheune und Wohnhaus wurden entkernt und neu aufgebaut.

Karten für das Konzert, das Programm der Saison sowie alle weiteren Informationen sind im Internet unter www.festspiele-mv.de, telefonisch unter 0385 – 591 85 85 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Konzertbeginn. Die Abendkassengebühr beträgt 2,- Euro pro Karte.