SSV – Saitenklänge, Sommerhitze und „Viel-Harmonie“

Gitarrentag in Waren findet bei sommerlichen Temperaturen großen Anklang

„Fünf Stunden Gitarre üben?“, liest Felix Eckardt erstaunt das Programm des Gitarrentages. Ein wenig Unsicherheit schwingt bei dem Zwölfjährigen dann doch mit, als er sich gegen neun Uhr im Probensaal der Friedrich Dethloff Regionalschule in Waren zum Gitarrentag des Landes Mecklenburg-Vorpommern einfindet. „Werde ich die geplanten fünf Stunden Probe und das geplante Konzert packen?“ – dies sind Fragen, die sich sicherlich auch die anderen Kinder, Jugendlichen und deren Lehrer an diesem Samstagmorgen stellten. Doch als dann alle knapp 60 Orchestermitglieder ihr Notenständer, Fußbänke und Gitarren ausgepackt und gestimmt haben, muntert der Dirigent Fridolin Zeisler alle Musiker mit einem persönlichen Grußwort und einer vergnüglichen Aufwärmübung auf.

Nach den ersten gemeinsamen Klängen und Lachen ist sich dann auch Felix sicher, dass ihn sein Lehrer gut auf die Herausforderung des Tages vorbereitet hat. Genau wie er konnten sich alle Teilnehmer im Vorfeld mit einem von Fridolin Zeisler erstellten Notenbuch vorbereiten. Felix weiß, dass die Noten der 14 Konzertstücken schon im Vorfeld gut erarbeitet sein müssen, damit das anspruchsvolle Programm im entscheidenden Moment sitzt. Deshalb hat er schon in den Sommerferien fleißig zur Playback-CD geübt. Neben „Pink Panther“ und der „Olsenbande“ sind die „Filmmusik“ von „Mission Impossible“ und „Löwenzahn“ seine Favoriten.

Wie auch im letzten Jahr in Ludwigslust hat sich das größte Gitarrenorchester Mecklenburgs wieder einmal den wärmsten Tag der letzten Wochen zum Zusammentreffen ausgesucht. Doch die Stimmung in der hellen und besonders schön klingenden Aula der Regionalschule, welche von der Schulleiterin Ute Schmidt sehr freundlich zur Verfügung gestellt wurde, konnte an diesem Tag nichts trüben. Mit Blick über die Dächer Warens zupften die Gitarristen engagiert ihre Saiten und unterbrachen die knapp bemessene Probenzeit lediglich für ein kurzes Mittagessen in ihrem Auftrittsort, der Kulturkneipe „Flomala“. Dort fanden sich zum abendlichen Konzert so viele Zuschauer ein, dass einige von ihnen an den geöffneten Fenstern stehend den Gitarrenklängen lauschten.

„Es ist mir eine Freude, dieses einmalige Konzert als Abschluss eines besonderen Tages ankündigen zu dürfen.“ Mit diesen Worten eröffnete Karin Knöfel, die Leiterin der Regionalmusikschule Malchin und zugleich Vorstandsmitglied des Landesverbands mecklenburgischer Musikschulen, den Abend und dankte ihrem Stellvertreter Fridolin Zeisler und würdigte seine intensive Vorbereitung. Der Landesverband und die unterstützende Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung haben ihn ausgesucht, die Stückauswahl, deren Bearbeitung für die speziellen Bedürfnisse eines jugendlichen Gitarrenorchesters und die Organisation gemeinsam mit Gisela Witt, der Leiterin der Kreismusikschule Müritz, zu übernehmen. Als Dirigent und Moderator führte er beschwingt, abwechslungsreich und locker durch das Konzert. Die zu den Stücken passenden Bilder werden so nicht nur den Gitarristen sondern auch dem Publikum sicherlich in Erinnerung bleiben.

Neben dem abwechslungsreichen Programm des beeindruckenden Gitarrenorchesters konnte sich das bunt gemischte Publikum von der Vielseitigkeit des Instruments beim Auftritt des Berliner Musikers Julius Theo Helm überzeugen. Der Student motivierte mit seinen anspruchsvollen Werken von Giuliani, Piazzolla und Brouwer die jungen Musiker, auch in Zukunft weiter viel auf dem Instrument zu lernen. „Wow. Ich wusste gar nicht, dass sich Finger so schnell über die Saiten bewegen können,“ staunt Felix angesichts der rasanten Läufe und emotionalen Virtuosität des professionellen Gitarristen. Genau diese Begegnungen zwischen Schülern, Lehrern und aktiven Künstlern sind auch Julius Helm so wichtig, dass er die Einladung zum Gitarrentag M-V gern angenommen hat.

„Es ist sowohl den Musikern als auch unserem Land Mecklenburg-Vorpommern zu wünschen, dass der Gitarrentag auch im nächsten Jahr wieder stattfinden und so in Zukunft zu einer Tradition werden wird,“ unterstreicht Karin Knöfel ihre Hoffnungen. „Ideen für Musikstücke haben die Jugendlichen genug,“ lacht Fridolin Zeisler „und natürlich würde ich die Arbeit auch im nächsten Jahr sehr gerne wieder auf mich nehmen.“ Der Zuspruch der Lehrer und Schüler, ihr Fleiß sowohl im Vorfeld als auch am Gitarrentag und vor allem ihre Begeisterung am gemeinsamen Musizieren sind für den Musikschullehrer der Motor für sein Engagement.

fz