Rudersportliche Glücksgefühle

Ein Rückblick auf die Ruder-WM 2010

Zweimal Gold bei einer Ruder-WM – das hat was, insbesondere dann, wenn dieser Erfolg von einer sympathischen Sportlerin erkämpft wurde!

Marie-Louise Dräger vom Olympischen Ruder-Club Rostock von 1956 e.V. erkämpfte bei den Weltmeisterschaften auf dem Lake Karapiro am ersten November-Wochenende 2010 sowohl Gold im Leichtgewichts-Einer als auch im Leichtgewichts-Doppelvierer. Nun kehrte die erfolgreiche Ruderin in die Heimat zurück.

Frage: Marie, zweimal WM-Gold, da dürften Sie doch grenzenlos glücklich sein! Wie lautet Ihr Resümee zu Ihren beiden Wettkämpfen?

Marie-Louise Dräger
: Natürlich bin ich zurzeit sehr glücklich. Meine Hauptbootsklasse war der Einer. Dort wollte ich mir und dem Verband beweisen, dass ich zu den Schnellsten der Welt gehören kann, aber dass ich das Rennen so dominieren konnte, hätte ich selbst nicht gedacht. Der Doppelvierer war da nur eine Zugabe, auch wenn die Reihenfolge der Rennen anders herum war.

Frage: Sie siegten so ungemein souverän. War Neuseeland 2010 die „Antwort“ auf die für Sie unglücklich verlaufenen Regatten bei Olympia 2008 und bei den WM 2009, als Sie knapp Edelmetall verpassten?

Marie-Louise Dräger
: Ich muss ehrlich sagen, dass der Abstand zu meinen Gegnerinnen während des Rennens für mein Auge gar nicht so deutlich aussah. Ich habe jederzeit mit einer Attacke gerechnet. „Antwort“ würde ich nicht sagen, eher als „Kampfansage“ sehen, weil jetzt jeder national als auch international weiß, ich bin die Schnellste der Welt. Es ist eine Genugtuung, auch den Kritikern aus dem eigenen Land „eine Hacke“ gezeigt zu haben.

Frage: Nach Wettkämpfen, die besonders gut liefen, gibt es entsprechende „Reaktionen“ – eben so wie bei suboptimalen Resultaten. Waren die Jahre 2008 und 2009 trotz allem hilfreiche Jahre? Man sagt ja oft: Erst in der Niederlage erkennt man die wahren (Sport-)Freunde …

Marie-Louise Dräger
: In den letzten zwei Jahren hat sich die Spreu vom Weizen getrennt, und ich weiß wer in guten und in schlechten Zeiten zu mir hält. Aber ich habe meinen Freundeskreis ohnehin immer klein gehalten, und dieses wird sich auch jetzt nicht ändern.

Frage: Zurück zu den WM 2010. Wie war eigentlich die Organisation vor Ort, die WM-Atmosphäre? Die Stimmung an der Strecke – zumindest was man per TV sah – war ja prächtig.

Marie-Louise Dräger: Die Stimmung während der Rennen war phänomenal. So etwas habe ich noch nie erlebt, die „Kiwi’s“  sind in der Frage schon ziemlich verrückt. Das Land und die Leute sind sehr außergewöhnlich. Freundlich und immer hilfsbereit.

Über die Organisation kann man sich auch nicht beschweren. Die Organisatoren haben ihr Bestes gegeben. Wenn man etwas zu bemängeln hätte, dann eher an der Fairness-Kommission der FISA, die nicht reagierte. Am ersten Finaltag waren sehr unfaire Bedingungen, die ich niemanden bei Titelkämpfen wünschen würde.

Frage: Bei Ulrike Sennewald und Stephan Krüger lief es nicht wie erwünscht. Mußten Sie da mentale Aufbauarbeit leisten?

Marie-Louise Dräger: Ich hatte leider wenig Gelegenheit mit beiden ausgiebig zu reden. Während der Wettkampftage konzentriert man sich hauptsächlich auf sich und seine Bootsklasse, und der Trainer sollte sich des mentalen Aufbaus annehmen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es mich besonders geärgert hat, von jemandem tröstende Worte zu hören, dessen Wettkampf erfolgreich ausgefallen ist, darum halte ich mich da auch lieber zurück.

Frage: London 2012 ist noch weit, aber dort soll es doch dann endlich auch mit der ersehnten Olympiamedaille klappen. Wie sieht – in groben Konturen – der Fahrplan dahin für Sie aus?

Marie-Louise Dräger: Nächstens Jahr werde ich wieder in den Zweier steigen. Über die WM in Bled versuche ich dann mit meiner Partnerin, die über die nationalen Titelkämpfe ermittelt wird, dass sich das Boot auch für die Spiele qualifiziert. Genaueres steht noch nicht fest, außer erst einmal zwei Wochen Urlaub.

Dann alles erdenklich Gute weiterhin für Sie!

Die Fragen stellte: Marko Michels