Rostock: Neue Forschungshalle eingeweiht

Großer Tag für das Land M-V, für die Universität Rostock und die Studierenden

Freitag, 13. April 2012 – Ein Glückstag für die Universität Rostock. Auf dem Campus Südstadt wird der 572 Quadratmeter große Neubau einer Forschungshalle für die Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik offiziell eingeweiht. Wissenschaftsminister Mathias Brodkorb erinnert an den langen Weg bis zum Bau der Halle. „Alle wollten das Projekt, doch es war wegen der fehlenden Finanzierung nicht möglich. Erst durch die Konjunkturkrise standen aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm der Bundesregierung gut drei Millionen Euro bereit „. „Die Lehr- und Forschungsbedingungen verbessern sich damit für die Ingenieurwissenschaften gravierend“, freut sich Rektor Prof. Dr. Wolfgang Schareck. Er gibt sich stolz auf die „älteste ingenieurwissenschaftliche Fakultät“ Deutschlands, die an der Uni Rostock seit über 60 Jahren beheimatet ist. Drittmittel bringen Wirtschaftskraft, denn hier wird nicht nur Grundlagenwissenschaft betrieben, sondern auch für die Industrie geforscht.

Ganz direkt profitieren von der Forschungshalle sechs von 21 Lehrstühlen an der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik, die in die Planung des Neubaus intensiv eingebunden waren und spezifisch ausgewiesene Teilflächen erhalten: Strömungsmaschinen, Konstruktionstechnik/Leichtbau, Meerestechnik, Schiffstechnische Konstruktion, Konstruktionstechnik / CAD und Fertigungstechnik.

„Diese Forschungshalle ist ein erster, sehr bedeutender Schritt für die Entwicklung des Maschinenbaus an der Universität“, sagt Altdekan Prof. Dr. Alfred Leder. „Es gab einen großen Mangel an Forschungsplätzen“, erinnert Prof. Leder. Große Unterstützung für die Idee eines Forschungsbaus fand er beim damaligen hochschulpolitischen Sprecher der SPD und jetzigen Bildungsminister Mathias Brodkorb. „Er hatte erkannt, wie wichtig die Fakultät für das Land ist und leidenschaftlich für den Forschungsbau gekämpft.“ Der Altdekan bekam für seine Ideen viel Gegenwind. Die Innensanierung sollte vorangetrieben werden, nicht der Neubau. Mit Schopenhauer konnte der Altdekan heute schmunzelnd feststellen:  „Neue Ideen werden erst belächelt, dann bekämpft und wenn sie sich durchgesetzt haben, waren immer schon alle dafür.“ So dankte Leder neben Minister Brodkorb heute auch  ganz besonders Rektor Prof. Schareck und Dekan Prof. Egon Hassel, „die von Anfang an voll und ganz hinter dem Projekt gestanden haben“.

Professor Leder hat für seinen Lehrstuhl keine Flächen der Forschungshalle in Anspruch genommen und andere Bereichen den Vortritt gelassen. „Doch symbolisch soll die Halle ihm gehören“, sagte der Minister. Er überreichte der Universität ein Messingschild, auf dem der Name des Altdekans eingraviert steht. Die Forschungsgalle wird also künftig den Namen von Prof. Alfred Leder tragen. Die neue Halle ist so konzipiert, dass ein Anschlussbau lückenlos erfolgen kann. Prof. Leder hat eine entsprechende Skizze in der Schublade. „Der zweite Bauabschnitt mit einer Fläche von 900 Quadratmetern ist wichtig, denn wir brauchen weitere Flächen für weitere Lehrstühle und die Standortwerkstatt, die noch unzulänglich untergebracht ist.“

Der Minister setzt auf die naturwissenschaftlich-technischen Studienfächer. „Sie sind das Rückgrat der Volkswirtschaft. Wir werden Geld in die Hand nehmen, und für diese Fächer verstärkt werben“, kündigt er an. Eine Million Euro soll in dem Bereich investiert werden. Auch in den Schulen will das Land die Anstrengungen erhöhen, um Mädchen und Jungen mehr für Technik und damit technische Studienfächer zu interessieren.

Der Forschungsneubau bringt der Fakultät auf einen Schlag mehrere Alleinstellungsmerkmale. „Durch den neuen Schallmessraum sind wir europaweit die Einzigen, die dank der Unterstützung des Landes und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) akustische Untersuchungen von großen Maschinen durchführen können“, freut sich Prof. Hendrik Wurm, Experte für Strömungsmaschinen. Akustik ist ein wesentliches Thema für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. „Was laut ist, bringt Nachteile“, weiß Prof. Wurm. Seine Forscher finden jetzt in der neuen Schallschutzkammer wie Detektive genau heraus, wo Geräusche erzeugt werden und wie man sie minimieren kann. Das ist nicht das einzige Highlight in der neuen Halle. Wurm verweist auf ein ebenfalls für die Wirtschaft interessantes Projekt, der Reduzierung des Rammschalles. Ein Problem, das vor allem beim Aufstellen von Windkraftanlagen auftritt.

Professor Gerhard Scharr (Konstruktionstechnik/ Leichtbau) bringt einen anderen Aspekt ins Gespräch. „Das Umfeld für Forschung ist auch für Studenten wichtig. Es ist interessanter, Studenten in eine moderne Halle zu führen, als bisher in Kellerräume“. Der Lehrstuhl arbeitet u.a. an einem Projekt zur 3D-Verstärkung. Weil Verbundwerkstoffe für die Industrie, beispielsweise den Flugzeugbau, immer größere Bedeutung erhalten, soll die 3D-Verstärkung noch effektiver werden. Die Rostocker Forscher suchen deshalb nach Möglichkeiten für die Verstärkung der Verbundwerkstoffe. Professor Patrick Kaeding (schiffstechnische Konstruktion) wird in der Halle hydraulische Prüfstände betreiben. Dadurch wird es möglich, die Versagenslast von stahlbaulichen Großstrukturen zu ermitteln. Das wird für die Wirtschaft immer wichtiger, um die Sicherheit, beispielsweise von Schiffen zu bestimmen. Der Lehrstuhl für Konstruktionstechnik / CAD von Professor Klaus Brökel ist in der Gleitlagerforschung aktiv. War es bislang aber nur theoretisch. Jetzt wird in der Halle ein Versuchsstand für Gleitlager aufgebaut. Das gab es bislang noch nicht. Die Wirtschaft wartet auf Ergebnisse.

Professor Mathias Paschen (Meerestechnik) wird in der neuen Halle einen Drucktank zur Verfügung haben. Darin können Drücke für 6.000 Meter Wassertiefe simuliert werden. So kann beispielsweise die Alterung von Materialien unter Wasserbedingungen effektiver getestet werden.
Der Entwurf für die neue Halle stammt aus den Federn der Rostocker Architekten Bastmann + Zavracky. Sie erhalten viel Lob an diesem Tag, weil sie das Projekt sehr gut auf die Bedürfnisse der Fakultät abgestimmt haben. Entstanden ist ein gestalterisch gelungener Baukörper, der sich in die Liegenschaft aus städtebaulicher und denkmalpflegerischer Sicht gut einfügt. Die insgesamt 47 Bauaufträge konnten vorwiegend an regionale Firmen vergeben werden.

Quelle: Universität Rostock