Nordic Yards mit ungedeckten Krediten finanziert?

12.12.2009: Moskau/Hamburg/MVregio Wurde der Kauf der insolventen Wadan Werften im August 2009 mit ungedeckten Krediten finanziert? Der Ex-Werftenbesitzer der Wadan Yards in Wismar und Rostock, Andrej Burlakow, sitzt seit dem 30. November 2009 im Moskauer Untersuchungsgefängnis „Butyrka“.

Ihm wird Betrug im besonders schweren Maßstab vorgeworfen. Sein Geschäftspartner Ewgeny Zaritzky soll Moskauer Polizeiangaben zufolge per internationalen Haftbefehl gesucht werden.

Laut offiziellen Angaben soll Burlakow als Chef einer Leasing-Firma ungedeckte Kredite an diverse Briefkastenfirmen unter anderem in der Schweiz vergeben und somit das Unternehmen in den Bankrott getrieben haben.

Moskauer Ermittler berichten weiter, dass unter Anderem auch ungedeckte Kreditmittel in zweistelliger Millionenhöhe an die schweizerische Briefkastenfirma Gevor IV in Zug geflossen sein sollen. Besitzer der Gevor IV ist seit August 2009 der jetzige Werfteneigener Vitaly Yusufow, Sohn des ehemaligen russischen Energieministers Igor Yusufow. Sie wurde im Oktober 2009 in Nordic Yards AG umgewandelt und hat ihren Sitz nach wie vor im schweizerischen Zug. Verwaltet wird die AG von einer Treuhand namens von Flüe AG. Diese war auch schon Verwalter von der alten Gevor IV AG. Bei der von Flue AG gab man sich auf Anfrage von MVregio News sehr wortkarg und teilte mit, im Interesse der Mandanten dürfe man keine Auskünfte geben.

Auf eine weitere Anfrage von MVregio News, ob Yusuofow jun. von den ungedeckten Krediten an Gevor IV wusste und ob er die Kredite bestätigen könne, erklärte eine Sprecherin von ihm am Samstag (12-12-2009), dass der Kaufpreis in Höhe von 40 Mio EUR mit Eigenkapital finanziert sei und dass Yusufow in keiner Beziehung zu Burlakow stehe. Die Sprecherin fügte hinzu, man hoffe, in Kürze die Behauptungen aus Moskau dementieren zu können. Für ein persönliches Statement zu den Vorgängen um die Gevor IV hätte sie Herrn Yusufow jedoch noch nicht erreichen können.

Sollte sich der Verdacht von ungedeckten Krediten an die Gevor IV – jetzt Nordic Yards Holding AG – erhärten, dürfte Yusufow jun. einiges zu erklären haben. Er hatte als Vorstand der Gevor IV für rund 40 Mio EUR die insolventen Wadan Yards Werften gekauft. Das Geld hat die Gevor IV von ihren Konten im September 2009 an Odebrecht überwiesen. Einschlägige Kreise fragten sich schon damals, woher der 29-Jährige Yusufow jun. soviel Geld hat und wer die wirklichen Drahtzieher dieses Geschäftes gewesen sein könnten. Er selber gab dazu nie eine konkrete Erklärung ab.

Die Landesregierung sowie der Insolvenzverwalter der Wadan Yards Werften Marc Odebrecht dürften dann ebenfalls in erheblichen Erklärungsnotstand geraten. Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel höchstpersönlich auf dem deutsch-russischen Gipfel in Sotschi im Juli 2009 für den Verkauf an den Sohn des ehemaligen Energieministers Igor Yusufow eingesetzt hatte. Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) meinte damals: „Mit der Botschaft von der Schwarzmeerküste an die Ostseeküste eröffnen sich für den Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern neue Perspektiven und Chancen.“

Moskauer Polizeibehörden hatten den Multimillionär Burlakow bereits seit Monaten im Visier. Für seinen Einstieg bei der einst drittgrößten deutschen Werft mit ehemals rund 2600 Mitarbeitern soll er ebenfalls „illegale Gelder“ sowie Mittel der staatlichen Investmentfirma FLC West abgezweigt haben, berichteten der SPIEGEL und MVregio News.

Quelle: MVregio News