Interview mit Diana Sperling, Handball-Trainerin der TSG Wismar

Zwischen Wiederaufstieg und Klassenerhalt

Dem Handball-Damen-Team der TSG Wismar gelang in dieser Saison der sofortige Wiederaufstieg

Vor 15 Monaten übernahm Diana Sperling, „TSG-Eigengewächs“ und Handballerin aus Leidenschaft, das Trainer-Amt in Wismar. Sie war Nothelferin in schwieriger Situation, konnte den Abwärtstrend 2008 aufhalten, jedoch nicht den Abstieg der TSG in die Regionalliga.

Nun, in der Saison 2008/09, gelang der sofortige Wiederaufstieg in die zweite Bundesliga. In der vergangenen Spielzeit lief jedoch längst nicht alles nach Wunsch …

„Alle leisteten ihren persönlichen Beitrag  !“

Mit Wismars TSG-Trainerin Diana Sperling im Gespräch

Frage: Frau Sperling, die Saison steht vor dem Finale. Der sofortige Wiederaufstieg in die zweite Bundesliga ist bereit geschafft. Nun gilt es, den nordostdeutschen Meistertitel in der Regionalliga zu erkämpfen. Wenn Sie nun  persönlich bereits  auf diese Saison zurückblicken: Wie lautet Ihr Resümee ?

Diana Sperling: Unterm Strich kann man natürlich positiv sagen: Wir haben das Saison-Ziel geschafft. Wir wollten sofort wieder in die zweite Liga aufsteigen, das erreichten wir auch. Die kürzliche Auswärts-Niederlage gegen Buxtehude II ist schade, zu einem Zeitpunkt, als wir schon wussten, dass wir definitiv wieder in der zweiten Bundesliga sind.

Was ich in diesem Zusammenhang für die gesamte Saison sagen muß, ist leider, dass das Team immer nur so viel getan hat, um den Aufstieg zu sichern. Es war zumeist nur ein Mindesteinsatz, um unser Saison-Ziel zu realisieren.

Ich denke, dass in dem einen oder anderen Regionalligaspiel für uns noch mehr drin gewesen wäre. Es wurde hierfür nur das Notwendigste getan. Ich hoffe, dass uns das in der zweiten Liga „nicht auf die Füße fällt“ …

Frage: Sie blieben – bis auf die beiden Niederlagen gegen das zweite Team von Buxtehude – in dieser Saison ungeschlagen. Dennoch gab es enge Spiele, einige Siege ohne überzeugende Leistungen. Steigerungen in der kommenden Saison sind unausweichlich. Geht es mit diesem Kader ? Wird es Verstärkungen geben (müssen) ?

Diana Sperling: Wir werden uns schon allein deswegen verstärken müssen, da wir auch Abgänge haben. Das muß selbstverständlich kompensiert werden. Was an guten Spielerinnen geholt werden kann, ist natürlich eine Frage der Finanzen und die Zeiten sind diesbezüglich ja nicht gerade rosig. Dennoch, Wismar ist eine Hochburg des Frauen-Handballsportes und man konnte mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zumindest die zweite Liga halten.

Aber: Mit dem bestehenden Kader werden wir die zweite Bundesliga nicht halten können, drei Abgänge haben wir definitiv. Wir haben auf jeden Fall zwei Abgänge aus den Aufbaureihen. Dann hätten wir nur noch vier Spielerinnen in den Aufbaureihen – zu wenig, um den Klassenerhalt in der kommenden Saison zu ermöglichen.

Frage: Einige Spielerinnen sorgten 2008/09 bei der TSG für Power und Leidenschaft, aus subjektiver Sicht seien nur Franca Kühne, Steffi Laas oder Eva-Maria Kollecker oder Anne Hermann genannt. Wie sieht die Trainerin Diana Sperling die Leistungen „Ihrer Mädchen“ ? Hat die Trainerin Diana Sperling „Ihre Lieblinge“ ? Gibt es für Sie eine Spielerin der Saison ?

Diana Sperling: Ich möchte eigentlich niemanden hervorheben. Es haben alle ihren Beitrag dazu beigetragen, dass uns der sofortige Wiederaufstieg gelang. Es gibt sicherlich Spielerinnen, die das Spiel mehr „tragen“, die eine besondere Verantwortung haben. Franca Kühne ist dabei eine wichtige Stütze für das TSG-Team.

Wir sind froh, dass wir Ludmilla Yermachek wieder zur Verfügung haben. Sie hat zwar gegenwärtig noch niicht das Format für die zweite Bundesliga. Trotzdem ist sie in der Torschützen-Liste oben dabei. Aber es beginnt ja bald die Vorbereitung für die zweite Bundesliga und ich bin mir sicher, dass wir in der kommenden Spielzeit wieder eine spielstarke, bundesligareife Luda haben werden.

Eine Spielerin der Saison zu nennen – so weit würde ich dann doch nicht gehen. Das ganze Team hat gekämpft und das Saison-Ziel erreicht. Da wäre es ganz einfach ungerecht, jemanden sonderlich hervorzuheben. Antje Borkowski hat sich sehr gut entwickelt und gezeigt, dass ein guter Generationen-Übergang von Mascha Bratenkowa auf Antje im Tor erfolgen kann. Antje hat bewiesen, dass sie das Zeug dazu hat, in der kommenden Spielzeit die erste Torhüterin zu sein.

Frage: Für viel frischen Wind sorgten auch Mareen Tegler, Jessica Oldenburg und Justine Steiner. Wie beurteilen Sie deren Leistungsbilanz 2008/09 ?

Diana Sperling: Jede der jungen Mädchen hat zwei  erfahrene Spielerinnen vor sich. Mareen Tegler hat zum Beispiel eine Jenny Kehl oder eine Eva-Maria Kollecker vor sich. Sie braucht nun einmal ihre Zeit, um an das Leistungsniveau einer Jenny Kehl heranzukommen.

Auch Jenny oder Eva-Maria waren mit 18 noch nicht top. Jede braucht eben ihre Entwicklung – und die erfordert Geduld. Jede muß sich ihre Einsätze hart erarbeiten. Um Zweitliga-Reife bekommt man nicht von „Heute auf Morgen“. Die jungen Spielerinnen müssen auch lernen, sich gegen Konkurrenz durchzusetzen. Spielzeit wird ihnen jedenfalls nicht geschenkt.

Sie müssen die Konkurrenz im Team annehmen, um sich weiter entwickeln zu können. Lieber jetzt eine Enttäuschung wegstecken als später – sonst werden sie den Umgang damit nie erlernen. Auf vielen Positionen wird sich in der kommenden Saison etwas verändern. Wir werden auf jeder Position zwei Spielerinnen einsetzen können, so dass die Jüngeren nach und nach ihre Chance bekommen werden. Der Kader wird nicht mehr so groß sein, wie 2008/09.

Justine Steiner hat ihr Leistungsvermögen in dieser Saison gut präsentiert. Bei Jessica Oldenburg ist es so: Sie ist eine Spielerin, die die Herausforderung braucht. Wenn sie sieht, dass das Spiel auch ohne sie läuft, nimmt sie sich gern etwas zurück und ist weniger aktiv. Sie macht ihre besten Spiele mit dem Druck, dass sie aktiv werden muß, damit wir noch gewinnen. Sie ist allerdings noch sehr jung und hat noch viele Reserven, die es gilt, aus ihr herauszuholen.

Frage: Wie ist eigentlich Ihre Meinung zur eingleisigen Bundesliga … Wird es nicht zwangsläufig zu einer „Kosten-Explosion“ führen ? Muß man um die finanzielle Substanz der TSG fürchten ?

Diana Sperling: Natürlich werden die finanziellen Belastungen zunehmen. Die Fahrkosten steigen – es sind ja letztendlich lange Fahrten in Richtung Süddeutschland zurückzulegen. Es kommen Übernachtungskosten hinzu. Aufgrund der Länge der Fahrzeiten sind auch zwei Busfahrer erforderlich.

Es sind frühere Anfahr-Termine zu den Spielorten notwendig, was auch zahlreiche Probleme mit sich bringt. Viele Spielerinnen stehen im Berufsleben, haben ihre Ausbildung, ihr Studium. Da müssen sie für die Spiele letztendlich sogar ein ganzes Wochenende opfern, was z.B. für das Lernen gedacht war.

Man braucht für die zweite Bundesliga schon ein gewisses finanzielles Polster. Inwieweit das in Wismar alles finanziell machbar ist, darüber wird unter den Verantwortlichen zu reden sein.

Frage: Sie und Ihr Mann Lars sind engagiert bei der TSG, haben noch ein Sportgeschäft und zwei kleine Kinder. Eine Dreifachbelastung, die sicherlich Tribut fordert … Geht das „alles“ so einfach ?

Diana Sperling: Es ist schon alles andere als einfach, denn im Grunde ist es sogar eine Vierfach-Belastung. Ich bin zweifache Mutter, TSG-Trainerin, Mit-Inhaberin eines Sportgeschäftes in Wismar. Das kann man alles nicht auf Dauer machen, sonst vernachlässigt man das eine zum Nachteil des anderen.

Meine eigentliche Arbeit ist ja im Innenministerium in Schwerin. Dort bin ich als Diplom-Verwaltungswirtin tätig. Die Beanspruchung durch das Sportgeschäft ist nicht all zu hoch, wir haben ja unsere Mitarbeiter, aber der Trainer-Job oder meine Aufgabe als Mutter fordern dann schon mehr. Noch bin ich ja in der Elternzeit, so dass ich in dieser Hinsicht etwas entlastet bin. Dennoch ist es natürlich eine enorme Beanspruchung.

Frage: Nach der Regionalliga ist vor der zweiten Bundesliga: Wann beginnt die Vorbereitung auf die zweite Bundesliga ? Was hoffen Sie für die Saison 2009/10 ?

Diana Sperling: Die Vorbereitungen für die zweite Liga an sich laufen ja schon seit Dezember, also dass man sich nach personeller Verstärkung umschaut. Was die eigentliche sportliche Vorbereitung betrifft: Im Anschluß an die Saison haben wir zwei Wochen frei, unternehmen mit einigen Spielerinnen – leider nicht mit allen, da einige aus beruflichen Gründen nicht können – eine Saison-Abschlußfahrt bzw. organisieren intern eine Saison-Abschlußfeier.

Dann werden wir bis ca. Mitte Juni noch trainieren und wenn die Sommerferien hierzulande beginnen, fängt schon die intensive Vorbereitung auf die nächste Saison, mit z.B. Trainingslagern oder Turnierspielen, an. Anfang August wird dann wahrscheinlich ein Trainingslager sein.

Aber am Wochenende wollen wir – mit der Euphorie im Rücken – natürlich auch gegen Neubrandenburg erfolgreich sein. Fantastisch, wie das Publikum in der letzten Saison zu uns hielt. Wir spielten ja teilweise vor Rekordkulissen.

Letztendlich haben wir den Aufstieg nicht sportlichen Gründen, sondern glücklichen Umständen zu verdanken, da sich zwei Berliner Vereine zusammenschlossen. Dennoch wollen wir mit DJ, Imbiss, Getränken und guter Laune zwar nicht uns, aber unseren Wiederaufstieg mit denFans und Zuschauern in Wismar feiern. Ansonsten hoffe ich, dass wir uns in der nächsten Saison im Mittelfeld etablieren.

Letzte Frage: Nun findet in Schwerin bis 11.Oktober die BUGA statt. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Ereignis ?

Diana Sperling: Ich bin sehr gespannt auf die Bundesgartenschau in Schwerin und freue mich schon auf die BUGA. Wir haben in unseren Reihen ja ein paar Schweriner Spielerinnen, die noch einen „engeren Draht“ zur BUGA haben …

Es wurde ja einiges angepriesen im Vorfeld der Veranstaltung, nun bin ich schon neugierig, was daraus geworden ist. Ich werde mit meiner Familie auf alle Fälle die BUGA besuchen.

Dann maximale Erfolge im letzten Saison-Spiel am 25.April gegen Neubrandenburg und vor allem für die kommende Spielzeit !

M.Michels

Foto/Michels