Im Blickpunkt: Short Track in Rostock

Hoffnungsvolle Kurzbahn-Eisschnellläufer in der Hansestadt

Aika Klein ist nach Olympia 2010 leider zurückgetreten, aber dennoch dürften die Rostocker Kurzbahn-Eisschnellläuferinnen und –Eischnellläufer durchaus optimistisch sein. Talente gibt es beim ESV Turbine ja immer noch genug.

Nachgefragt bei Landestrainer Arian Nachbar

„Wir bleiben optimistisch!“

Frage: Der Wintersport hat zwischen Januar und März zahlreiche internationale Meisterschaften zu bieten. Auch die Short Tracker sind natürlich „am wintersportlichen Zug“, mit z.B. den EM in Heerenveen oder dem Weltcup-Finale in Dresden.
Wie beurteilen Sie das europäische und deutsche Leistungsniveau im Short Track? Mit wem rechnen Sie besonders?

Arian Nachbar: Nach dem Rücktritt von zahlreichen erfahrenen Sportler, wie zum Beispiel Aika Klein, ist das aktuelle DESG-Short Track-Gespann zwar geschwächt in die Saison gestartet. Aber: Das junge Team hat noch vier Jahre bis zu den nächsten Olympischen Spielen, in denen es reifen kann. Deshalb brauchen die jungen Athletinnen und Athleten eben diese Wettkämpfe, wie eine EM, WM oder die World Cups, um Erfahrungen zu sammeln.

Viele Sportlerinnen und Sportler sind in den letzten Jahren nie oder selten über die Einzelstrecken gestartet. So auch Torsten Kröger und Hannes Kröger unser Rostocker Geschwister-Paar, die zwar im Kreise der Nationalmannschaft in Dresden trainieren, aber für den ESV Turbine Rostock e.V. die Fahnen im In- und Ausland hoch halten. Ich bin fest davon überzeugt, dass alle Athleten bei den anstehenden Wettkämpfen ihr Bestes geben werden.

Frage: Das Weltcup-Finale findet in sechs Wochen in Dresden statt. Was zeichnet den Short Track-Standort Dresden aus? Was macht Dresden für die Herren und Damen auf den Kufen so attraktiv?

Arian Nachbar: Ja, es finden nach dem Neubau der Dresdner Eissporthalle viele hochkarätige Wettkämpfe in Dresden statt, wie zum Beispiel Europameisterschaften, World Cups und in diesem Jahr sogar ein World Cup-Finale. Auch an diesen Wettkampftagen wird es wieder viele tausende interessierte Zuschauer in die Halle ziehen, um das deutsche Team anzufeuern. Das wäre in der alten Eishalle von Dresden nicht denkbar gewesen.

Durch den Bau einer Eishalle mit zwei Eisflächen, integrierten Umkleidekabinen für alle Sportarten, Krafträumen, Trainerbüros sowie saubere Umgebungsbedingungen, was wiederum für eine hohe Eisqualität sorgt (Weltrekord-Eis!) zieht es viele National-Teams in Sachsens Hauptstadt. Zusätzlich kann die Eishalle auch im Sommer für Veranstaltungen genutzt werden, was eine weitere Einnahmequelle für die Stadt bedeutet.

Frage: Wie stellt sich eigentlich die Situation am Short Track-Standort Rostock Anfang 2011 dar? Mehr Optimismus oder mehr Nachdenklichkeit?

Arian Nachbar: Unser Optimismus ist weiterhin ungebremst, auch wenn sich die Bedingungen in der Rostocker Eissporthalle zunehmend verschlechtern und unsere Chancen konkurrenzfähig zu bleiben eher sinken. Durch die schon erwähnte doppelte Eisflächen-Nutzung wäre allen Rostocker Eissport-Vereinen geholfen, zeitlich parallel laufende Trainingsgruppen auf die Eisflächen zu schicken.

Derzeit können wir das Sichtungs- und Anfängertraining zu so ungünstigen Trainingszeiten anbieten, dass viele Eltern ihre Kinder nicht bringen können. Es wurden in der Problematik „Eishallen-Sanierung oder Umbau“ schon Gespräche mit der Stadt, dem Land, der Deutschen Eisschnelllauf Gemeinschaft und dem Bund geführt.

Sogar bei einem Besuch durch Abgeordnete der Bürgerschaft wurde Entsetzen über die Zustände in der Eishalle geäußert. Alle haben sich für dringende Veränderungen am Bundesstützpunkt und Landesleistungszentrum Short Track – Eisschnelllauf geäußert, und wir können nur hoffen, dass sich, in den nächsten ein bis zwei Jahren, dahingehend etwas entscheidend zum Positiven verändert, damit uns der einzige Eislaufstützpunkt im Norden Deutschlands, der zahlreiche Olympiateilnehmer, Europameister hervorgebracht hat, nicht auch noch geschlossen wird.

Frage: Welche Ambitionen hegen die Rostocker Leistungsträgerinnen und Leistungsträger 2011?

Arian Nachbar: Wenn ich für Torsten und Hannes sprechen darf, wäre nach meiner Meinung für Beide ein Einzelstart bei der EM und beim World Cup-Finale in Dresden ein Meilenstein. Bei einer ansteigenden Form von Nathalie Prescher gehen wir von einer Teilnahme bei der Junioren-Weltmeisterschaft aus. Entscheidend ist der Star-Class-Wettkampf in Odense (07. bis 09. Januar 2011), das Star-Class-Finale in München (04. bis 06. März 2011) und die Trails in München (29. Januar 2011).

Bei meinen Landeskadern konzentrieren wir uns auf den letzen Junioren-Challenge-Wettkampf (11. bis 13.Februar 2011 in München). Ich hoffe, dass sich dort noch ein paar meiner Athleten noch für die Deutsche Meisterschaft der Junioren qualifizieren werden. Die Deutsche Meisterschaft findet am 26. und 27. März 2011 in Oberstdorf statt und bildet unseren Saisonhöhepunkt. Am Ende der Saison (02./03. April 2011) entscheiden die Ergebnisse der Landesmeisterschaft über einen Platz im Landeskader von Mecklenburg-Vorpommern.

Frage: Bei den deutschen Short Trackern wurde der Bundestrainer gewechselt. Nach dem Kanadier Eric Bedard ist nun der Amerikaner Mike Kooreman am „Kufen-Ruder“. Wie beurteilen Sie den Wechsel?

Arian Nachbar: Ich kann über die Arbeit und das Auftreten von Eric Bedard als Bundestrainer, aber auch früher als Sportler nur Gutes berichten. Gleichzeitig habe ich auch großes Vertrauen in die Arbeit der DESG. Diese hat sich viel Zeit mit der Besetzung der neuen Bundestrainerstelle gelassen, und das bestimmt aus gutem Grund. Persönlich hatte ich leider noch keinen Kontakt mit Mike Kooreman, aber das wird sicherlich beim Trainerseminar in Liebenberg passieren.
Mein Wunsch ist es, dass dieser Bundestrainer länger im deutschen Team verbleibt. Das Optimale wären mindestens vier Jahre, damit Athleten wie Trainer zusammen finden und vielleicht bei den nächsten Spielen in Sotschi im Jahre 2014 eine Medaille „heraus springt“.

Dann alles erdenklich Gute für 2011 – auf, mit und neben dem Eis!

M. Michels