Grimme Preis für „DDR ahoi“

Produzent aus MV erhält den Grimme Preis „Information und Kultur“ für DDR ahoi!

Hoferichter & Jacobs aus Greifswald hat den renommierten Grimme Preis für Information und Kultur gewonnen. „DDR ahoi! – Kleines Land auf großer Fahrt“ und „DDR ahoi! – Unterwegs auf allen Meeren“ wurde gemeinsam mit dem MDR und dem NDR–Landesfunkhaus Mecklenburg produziert. Auch die Wirtschaftliche Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern unterstützte die Produktion durch eine Förderung.

„DDR ahoi! hat Zuschauerrekorde gebrochen und wurde bisher unzählige Male ausgestrahlt, auch auf dem Filmfest Wismar 2010 wurde er vor „richtigen Seefahrern“ gefeiert. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter, denn ein dritter Teil entsteht gerade. Das bewährte Team arbeitet wieder zusammen, Lutz Pehnert spürt den persönlichen Geschichten der Helden auf See nach, dabei wird eine Brücke geschlagen zwischen den Jahren auf See und ihrem heutigen Leben. Wir dürfen also sehr gespannt sein auf DDR ahoi! – Helden der See „, freut sich Sabine Matthiesen, Leiterin der Kulturellen Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern. Der dritte Teil wird seine Premiere in Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen von FiSH – Festival im Stadthafen Rostock am Samstag, dem 14. Mai auf der großen Leinwand feiern. Weitere Informationen dazu gibt es unter www.mdr.de/damals/

Die Begründung der Jury:

Für die Bürger der DDR hielt die staatliche Propaganda eine besonders beeindruckende Zahl bereit. Irgendwann hatte das kleine Land – durch welche Berechnungsvolten auch immer – statistisch den bedeutenden Platz 10 unter den größten Industrienationen der Welt errungen. Das mag heute absurd anmuten und war es wohl auch damals schon. Mit dem nicht minder absurd wirkenden, aber wohl zu Recht eingenommen 1. Platz in der Reihe der europäischen Seefahrernationen wurde hingegen kaum Staat gemacht.

Lutz Pehnert ist, getragen von einer dichten Teamleistung bei Redaktion und Produktion, mit seiner zweiteiligen Dokumentation ein Film gelungen, der das Publikum kenntnisreich in bislang eher unbekannte Gewässer führt: die DDR-Seeschifffahrt auf den Weltmeeren, mit Handelsflotte und Hochseefischerei, mit Aufstieg und Niedergang. Mit Hilfe einnehmender Zeitzeugen – allesamt vormalige Seeleute und Seefrauen – und ihrem unprätentiösen und reflektierten Schnack und einer facettenreichen, mehrschichtigen Kompilation aus dokumentarischem und nichtdokumentarischem zeitgenössischen Bildmaterial, zeichnet der Autor die historische Entwicklung nach und geht dabei nicht selten aufschlussreiche Ab- und interessante Nebenwege. Aufbauwille und Parteiauftrag, Überwachung oder späte Abwicklung finden ebenso Platz wie Eheprobleme, Frauen an Bord, Sturm oder Tod auf hoher See.

Der Film schafft es, sowohl den Menschen mit ihren verschiedenen Motivationen, Erfahrungen und Erinnerungen Raum zu geben, als auch deren Einbettung in die essentiellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die ihr Dasein auf See ermöglichten und bestimmten, aufzubereiten. Seine Geschichten erzählt er kurzweilig und mitunter amüsant und immer von leichter Hand, ohne das Schwere und Pro-blematische aus dem kritischen Blick zu verlieren. Jenseits von DDR-Nostalgie kann er sich so einige Anflüge von Seefahrersehnsucht und Seefahrerromantik leisten.

Am Ende macht der Film deutlich: Über die Weltmeere fuhren lauter kleine DDR-Gebilde. Die gesellschaftlichen Normen, Möglichkeiten und Grenzen, die es daheim und im Großen gab, wurden auf jedem Schiff mit auf große Fahrt genommen. Und dennoch existierte jenseits davon für die Menschen an Bord die Perspektive, das Land und seine bedrückende Enge zumindest temporär verlassen zu können. Blendet man den DDR-Hintergrund aus, ist das ein seit Jahrhunderten bestehendes zentrales und damit universelles Motiv für die Seefahrt.

DDR Ahoi! (MDR/NDR)
Produktion: Hoferichter & Jacobs GmbH, Olaf Jacobs
Lutz Pehnert (Buch, Regie) erhält stellvertretend für das Team den Grimme Preis 2011 „Information und Kultur“
Erstausstrahlung: 25. und 26.5.2010, 22.05 Uhr / Sendelänge: 2 Folgen, je 45 Min.

Inhalt:
Für die DDR waren die Voraussetzungen, eine Seefahrernation zu werden, denkbar ungünstig. Am Ende des Zweiten Weltkrieges gibt es auf dem Territorium der sowjetischen Besatzungszone kein einziges fahrtüchtiges Schiff. Trotz der katastrophalen Ausgangsbedingungen beschließt die DDR-Führung, den Ostseezugang wirtschaftlich zu nutzen und eine Fischerei- und Handelsflotte aufzubauen.