Deutsche Fussball-Herren „versilbert“

Erstes Fußball-Gold bei Olympia für Brasilien


Es klappte nun doch nicht mit dem zweiten deutschen Olympia-Gold im Herren-Fußball – nach dem Olympiasieg der DDR 1976.

Das deutsche Olympia-Team von Trainer Horst Hrubesch unterlag Brasilien nach Elfmeterschießen mit 4:5. Brasiliens Torhüter Weverton gelang es, den Elferschuss von Nils Petersen zu parieren. Nach der regulären Spielzeit hatte es nach Toren von Neymar (Brasilien) in der 28.Minute und von Max Meyer (DFB-Team) in der 59.Minute 1:1 gestanden. Die Verlängerung brachte keine weiteren Tore. Chancen für weitere Tore gab es allerdings bei beiden Teams. Insgesamt ein herausragendes Fußball-Olympia-Finale am 20.August im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro…

Für Brasilien war es der erste Olympiasieg im Fußball nach Platz vier 1976, Platz zwei 1984, Platz zwei 1988, Platz drei 1996, Platz drei 2008 und Platz zwei 2012.

Dieser Olympiasieg für Brasilien 2016 bedeutete zudem die siebente olympische Goldmedaille im Herren-Fußball für den amerikanischen Doppel-Kontinent nach den Erfolgen von Kanada 1904, Uruguay 1924/1928, Argentinien 2004/2008 und Mexiko 2012.

Europäische Teams triumphierten bislang siebzehn Mal, so durch Großbritannien 1900, 1908 bzw. 1912, Belgien 1920, Italien 1936, Schweden 1948, Ungarn 1952, 1964 bzw. 1968, die Sowjetunion 1956 bzw. 1988, Jugoslawien 1960, Polen 1972, die DDR 1976, die Tschechoslowakei 1980, Frankreich 1984 und Spanien 1992. Afrika war bisher zweimal durch Nigeria 1996 und Kamerun 2000 siegreich.

Meist „Nebensache“…

Olympischer Fußball und Deutschland – das lief im Gegensatz zum EM-Fußball oder WM-Fußball zumeist nur „nebenher“. Die Nicht-Zulassung von „Profis“, aber die Teilnahme von „Staatsamateuren“ verzerrte oft das reale internationale Leistungsverhältnis in puncto olympischer Fußballsport.

Auch in der Gegenwart handelt es sich ja offiziell „nur“ um ein U 23-Turnier, wobei eine maximale Verstärkung mit drei „reiferen“ Spielern möglich ist.

Dennoch: Das junge deutsche Fußball-Team von Trainer Horst Hrubesch konnte begeistern – spielerisch wie auch vom Auftreten neben dem Fußball-Platz. Zudem ist Horst Hrubesch ein echter Fußball-Typ – im positivsten Sinne des Wortes.

Sehr gutes deutsches Olympia-Turnier

Das deutsche Team, mit Max Christiansen, dem ehemaligen Akteur des FC Hansa Rostock, spielte dabei eine ansprechende Vorrunde – mit Unentschieden gegen Mexiko (2:2), Südkorea (3:3) und einem 10:0-Kantersieg gegen Außenseiter Fidschi-Inseln. Eine Gala-Vorstellung folgte dann gegen Portugal (4:0) im Viertelfinale und im Halbfinale wurde dann Nigeria mit 2:0 überzeugend bezwungen. Das Olympia-Finale 2016 im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro war ebenfalls eine ausgezeichnete sportliche Darbietung des deutschen Teams – leider mit unglücklichem Ende.

Silber 2016 ist somit nach 1964 (Bronze), 1972 (Bronze), 1976 (Gold), 1980 (Silber) und 1988 (Bronze) die sechste Olympia-Medaille für eine deutsche Herren-Olympia-Auswahl im Fußballsport.

Historisch-olympischer Fußball-Rückblick

In Stockholm 1912 nahm erstmals eine deutsche Fußball-Auswahl an den Spielen teil, gleich in der Vorrunde folgte das aus. Vorzeitig scheiterte die deutsche Fußball-Auswahl ebenfalls 1936 in Berlin. Ein hervorragender vierter Platz wurde hingegen 1952 in Helsinki erreicht, in Melbourne 1956 war allerdings wieder vorzeitig „Schluss“. In Tokyo 1964 konnte dann die erste Olympia-Medaille für eine deutsche Auswahl (DDR) im Fußball gewonnen werden. Bronze gab es seinerzeit.

In München 1972 waren sowohl die DDR als auch Westdeutschland vertreten. Die DDR holte Bronze, aber auch Westdeutschland erreichte die Zwischenrunde. Über Gold jubelte 1976 in Montreal Deutschland-Ost – der erste olympische Turnier-Erfolg im Herren-Fußball für eine deutsche Auswahl. Moskau 1980 brachte Silber für die DDR und in Seoul 1988 erkämpfte das westdeutsche Team Bronze.

Die bisherigen „Mecklenburger und Vorpommern“, die an olympischen Medaillen im Herren-Fußball beteiligt waren, sind nunmehr: Wolfgang Barthels, Herbert Pankau, Jürgen Heinsch bzw. Klaus-Dieter Seehaus (jeweils Bronze 1964), Achim Streich bzw. Dieter Schneider (jeweils Bronze 1972), Gerd Kische bzw. Hans-Ulrich Grapenthin (jeweils Gold 1976), Bernd Jakubowski, Norbert Trieloff bzw. Wolf-Rüdiger Netz (jeweils Silber 1980) und Max Christiansen (2016).

Vom Fußball zum Speerwerfen

Außerdem gab es am 20.August auch noch Speerwurf-Gold für den Thüringer Thomas Röhler im Speerwerfen. Mit 90,30 Meter verwies er Julius Yego, den Weltmeister von 2015 aus Kenia (88,24 Meter), und Keshorn Walcott aus Trinidad and Tobago (85,38 Meter), den Olympiasieger von 2012, auf die anderen Medaillen-Ränge. Aus deutscher Sicht waren bis dato vorher nur zwei Olympiasiege im Speerwerfen der Herren bei Olympischen Spielen zu verzeichnen – 1936 in Berlin durch den Greifswalder Studenten Gerhard Stöck und 1972 durch den Bayern Klaus Wolfermann… Nun folgte 2016 Thomas Röhler.

Marko Michels