Dervis Orhan – Hungerstreik vorerst beendet

Am 01. Juli 2010 um 20:15 Uhr setzte Dervis Orhan nach 9 Tagen und 11 Stunden seinen Hungerstreik vor der Ausländerbehörde in Bad Doberan vorerst aus.

Mit dieser Aktion protestierte der anerkannte Asylbewerber gegen die lange Bearbeitungszeit seines Antrags auf eine Niederlassungserlaubnis durch die zuständigen Behörden. Die erforderlichen Unbedenklichkeitsbestätigungen des Verfassungsschutzes und des Landeskriminalamtes wurden monatelang nicht bearbeitet. Dank der Unterstützung durch zahlreiche Menschen, die sich für eine schnelle Entscheidung öffentlich einsetzten, wurde heute dem Anwalt von Herrn Orhan eine Mitteilung der Ausländerbehörde zugestellt, dass alle erforderlichen Unterlagen nun vorliegen. In dem Schreiben wurde außerdem zugesichert, dass der kurdische Flüchtling die Niederlassungserlaubnis am 7.7.2010 in der Ausländerbehörde erhält.

Dervis Orhan nach der Mitteilung der Ausländerbörde: „Ich traue dieser offiziellen Schrift nicht. Wie kann ich den Behörden noch glauben, wenn sie Beschlüsse deutscher Gerichte nicht anerkennen, trotz eindeutiger Urteile für meine Rechte. Ich werde meinen Hungerstreik fortsetzen, bis ich meinen Pass mit der Niederlassungserlaubnis in der Hand halte.“

Der Unterstützerkreis hat mit voller Überzeugung die politische Demonstration von Dervis Orhan unterstützt. Sie gehen nun davon aus, dass mit dem Schreiben der Behörde ein Erfolg erkämpft worden ist. Deswegen und aufgrund seiner schweren Erkrankungen durch vorhergegangene Hungerstreiks in der Türkei, überzeugten die Unterstützer den sichtlich geschwächten Dervis Orhan seinen Hungerstreik bis zum 07.07.2010 vorerst auszusetzen. „Falls mir aus irgendeinem Grund an diesem Tag keine Niederlassungserlaubnis erteilt werden sollte, nehme ich meinen Hungerstreik wieder auf“, so Dervis Orhan wörtlich. „In dem Fall werden sich auch weitere Personen beteiligen.“

Herr Orhan bedankte sich einerseits bei Gruppen, wie der Antirassistischen Initiative Rostock, der Antifa Bad Doberan, dem Rostocker Antirepressionsbündnis und einzelnen Personen, die ihn in seinem Kampf gegen die unzumutbare und willkürliche Verzögerungstaktik verschiedener Behörden unterstützt haben. Andererseits auch bei engagierten Journalisten, die seinen Fall an die Öffentlichkeit brachten.

Die A.I.R. bedankt sich bei allen Menschen, die sich mit Herrn Orhan solidarisiert haben. „In seinem Fall haben die verantwortlichen Behörden exemplarisch vorgeführt, wie institutioneller Rassismus wirkt“, so Maja Aslandag von der Antirassistischen Initiative Rostock. „Wir werden die Vorgehensweise der Behörden – nicht nur in diesem Fall – weiterhin beobachten. Es muss alarmieren, wenn einem Menschen seine ohnehin spärlichen Rechte vorenthalten werden. Und insbesondere dann, wenn dies systematisch der Fall wäre. Ein Glück, dass es Menschen wie Dervis Orhan gibt, die beherzt protestieren und sich nicht einschüchtern lassen.“