Cholesterinsenkende Lebensmittel

Teuer, meist überflüssig – und trotzdem gekauft – Kennzeichnung ist ungenügend

Viele Verbraucher konsumieren cholesterinsenkende Lebensmittel, obwohl es gar nicht nötig wäre. Besonders bedenklich: Verbraucher, die cholesterinsenkende Medikamente einnehmen, ver­zehren diese Lebensmittel oft ohne Rücksprache mit ihrem Arzt. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der Verbraucher­zentralen und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Angesichts ungeklärter gesundheitlicher Folgen und des wachsenden Marktes entsprechender Produkte fordert die Neue Verbraucherzentrale in Mecklenburg und Vorpommern politi­sche Konsequenzen: Diese Lebensmittel müssten mit deut­lichen Warnhinweisen gekennzeichnet werden. Eine Präsentation dieser Lebensmittel mit medizinischem Zusatznutzen ist separat vom übrigen Sor­timent nötig. Für die Sicherheitsbewertung und damit die Genehmigung weiterer Produkte ist ein wissenschaftliches Gesamt­konzept erforderlich.

Gegenstand der Befragung war der Verzehr von Margarine, Käse, Joghurt­drinks, Diätmilch und weiteren Produkten, die mit Pflan­zensterinen angereichert sind. Pflanzensterine tragen zur Senkung des Cholesterinspiegels bei. Für Personen, die keinen erhöhten Cholesterinspiegel haben, ist der Verzehr angereicherter Produkte aber nicht zu empfehlen. Kleinkinder, Schwangere und Stillende sollten sie vorsorglich nicht verzehren, weil sie die Vitaminauf­nahme einschränken können. Außerdem ist ungeklärt, ob der langfristige Konsum ein Gesundheitsrisiko birgt.

Wichtigstes Ergebnis der Studie: Fast die Hälfte der Konsumenten von Lebensmitteln mit Pflanzensterinen haben keinen nachgewiesenen erhöh­ten Cholesterinspiegel – sie verzehren damit ohne Grund regelmäßig Lebensmittel, die ihre Blutwerte beeinflussen. Ein Problem gibt es auch bei Käufern, die wegen ihres erhöhten Cholesterinspiegels in ärztlicher Behandlung sind. Viele von ihnen konsumieren diese Lebensmittel ohne Rücksprache mit ihrem Arzt, obwohl das auf den Packungen ausdrücklich angeraten wird. Sie riskieren damit unerwünschte gesundheitliche Wirkun­gen.

Die Ergebnisse der Studie sind brisant. In einem weitgehend gesättigten Markt versprechen die Lebensmittel mit Zusatznutzen der Industrie stei­gende Marktanteile. Derzeit laufen zahlreiche Genehmigungsverfahren für weitere Produkte.

Mit Pflanzensterinen angereicherte Lebensmittel werden zur Zeit nur mit fol­genden Hinweisen versehen sein: „Für Verbraucher, die ihren Cholesterin­spiegel senken möchten“ sowie „senkt nachweislich den Cholesterinspie­gel“. Sie müssen außerdem Warnhinweise tragen, die Kindern unter fünf Jahren, Schwangeren und Stillenden vom Verzehr abraten und die vorhe­rige Konsultation des Arztes empfehlen, wenn cholesterinsenkende Medi­kamente genommen werden.

„Wir fordern eine deutlichere Kennzeichnung“, so Uta Nehls von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern. Es muss klar werden, dass es hier nicht um x-beliebige Fitness- oder Light-Produkte geht. Es sind vielmehr Lebensmittel, die wie Arzneimittel funktionieren.

Wie wurde die Verbraucherbefragung durchgeführt?

Die Verbraucherbefragung wurde vom Institut für Markt und Gesellschaft (imug) Ende 2006 durchgeführt. Auftraggeber waren das Bundesinstitut für Risikobewertung und die Verbrau­cherzentralen. Insgesamt befragte das imug-Institut anhand eines Fragebogens 1002 Verbraucher in 33 Lebensmittelgeschäften in ganz Deutschland. Alle befragten Verbraucher zählen zu den Käufern mit Pflanzensterinen angereicherter Lebensmittel.