Deutsche Herren mit dem Wolgaster Johannes Sellin im EM-Halbfinale
Wer hätte das gedacht?! Deutschlands Handball-Herren sind wieder absolute Weltklasse. Bei den EM in Polen feiert das DHB-Team einen Erfolg nach dem anderen. Ging das Auftaktspiel gegen Spanien noch mit 29:32 verloren, so waren die deutschen Handballspieler mit dem gebürtigen Wolgaster und ehemaligen HSV Insel Usedom-Akteur Johannes Sellin danach nicht mehr zu stoppen: 27:26 gegen Schweden, 25:21 gegen Slowenien, 29:19 gegen Ungarn, 30:29 gegen Russland und aktuell gegen Dänemark 25:23 gegen Dänemark. Das Halbfinale ist erreicht – eine klasse Leistung des jungen Teams…
Das passende Jubiläumsgeschenk zu zwei denkwürdigen Handball-Turnieren, die schon 80 Jahre und 50 Jahre zurückliegen…
Das olympische Turnier 1936 im Feld-Handball
Denn: Vor 80 Jahren stand Handball. damals Feld-Handball, erstmals auf dem olympischen Programm. In Berlin 1936 wetteiferten Deutschland, Ungarn, die USA, die Schweiz, Österreich und Rumänien um den Erfolg und die Medaillen. Leider zogen seinerzeit Dänemark, die Niederlande, Schweden und Polen ihre Meldungen zurück, so dass das erwähnte Sechser-Feld übrig blieb.
Das deutsche Team setzte sich in der Vorrunde souverän gegen Ungarn mit 22:0 und die USA mit 29:1 durch und auch in der Finalrunde war Deutschland gegen Ungarn mit 19:6, gegen die Schweiz mit 16:6 und gegen Österreich mit 10:6 ebenfalls äußerst spielstark. Damit erkämpfe die deutsche Mannschaft den Olympiasieg im Feldhandball vor Österreich, der Schweiz und Ungarn.
Letzte WM im Feld-Handball 1966
Natürlich gab es auch Weltmeisterschaften im Feld-Handball. Deren letzte Auflage, die siebente, fand vor 50 Jahren, im Jahr 1966, in Österreich statt. Deutsche Teams waren auch damals, wie 1936, dominant.
Westdeutschland und die DDR bestimmten das sportliche Niveau des Turniers maßgeblich und distanzierten die Kontrahenten aus Österreich, Polen, der Schweiz und den Niederlanden jeweils relativ klar. Im entscheidenden Spiel trennten sich Deutschland-West und Deutschland-Ost 15:15. Das Torverhältnis der „Bundis“ war mit plus 51 allerdings deutlich besser als jenes der DDR mit plus 41. Westdeutschland wurde Weltmeister, die DDR Vize-Weltmeister.
In der damaligen DDR-Auswahl waren unter anderem auch Klaus Langhoff sowie „Jimmy“ Prüsse, beides Spieler des SC Empor Rostock, und Paul Tiedemann, der 1980 als Trainer die DDR zum Olympiasieg im Hallen-Handball führte, aktiv.
Klaus Prüsse, der sowohl auf dem Feld als auch in der Halle mit der DDR sehr erfolgreich war, meinte zur „Umstellung“ ab Ende der 1960er Jahre: „Mir machte damals die Umstellung nicht viel aus. Wir spielten zu jener Zeit von April bis August auf dem Feld, dann in der Halle. Etwas kompliziert war eher die Umstellung von der Halle zum Großfeld, denn dort musste ich plötzlich ein `Fußball-Tor` hüten.
Das größere Tor auf dem Feld verlangt von einem Handball-Torwart daher eine größere Beweglichkeit, eine größere Sprungkraft, um nicht zu sagen eine größere Akrobatik. Dennoch `angelte` ich mir oftmals auch die vermeintlich unhaltbaren Würfe. Übrigens: Auf dem Feld gab es keine 7 Meter, sondern – aufgrund des größeren Spielfeldes – 13 Meter-Strafwürfe…“
Blick zu den deutschen Handball-Frauen
Zwar sind jetzt die Handball-Herren mit Johannes Sellin aus M-V deutschlandweit im Fokus, aber auch die Frauen darf man nicht vergessen.
In der jüngeren Frauen-Handball-Vergangenheit – nach 1990 – sorgten dabei dreii Hanseatinnen für viel WM-Furore. In der goldenen WM-Mannschaft kurz nach der deutschen Wiedervereinigung, im Jahr 1993, spielten Heike Axmann, geboren 1968 in Wismar, Andrea Bölk, geboren ebenfalls 1968, aber in Rostock, bzw. Birgit Wagner, gebürtige Rostockerin, Jahrgang 1969.
Andrea Bölk war auch in den deutschen Olympia-Teams 1992 und 1996 vertreten, die Rang vier und sechs belegten. 1992 war auch Birgit Wagner dabei.
Olympische Medaillen für MV im Frauen-Handballsport hatten sich zuvor 1976 Gabriele Badorek, Hannelore Burosch, Eva Paskuy und Christine Voß (alle Empor Rostock) mit Silber sowie 1980 Sabine Röther (ebenfalls Empor Rostock) mit Bronze gesichert.
Hannelore Burosch wurde, beispielsweise, auch jeweils dreimal Weltmeisterin (1971, 1975, 1978).
Viermal WM-Gold für deutsche Handball-Teams – auch dank M-V
In den anderen deutschen Weltmeister-Aufgeboten spielten, nicht nur, aber auch, Mecklenburgerinnen:
– 1971 in der DDR-Auswahl: Hannelore Burosch, Edelgard Rothe, Petra Kahnt, Waltraud Kretzschmar, Bärbel Starke, Bärbel Helbig, Bärbel Braun, Hannelore Zober, Maria Winkler, Renate Breuer, Adelheid Dobrunz, Kristina Hochmuth, Barb Heinz, Liane Michaelis, Brigitte Lück) /
– 1975 in der DDR-Auswahl: Hannelore Zober, Eva Paskuy, Hannelore Burosch, Christine Gehlhoff, Evelyn Matz, Roswitha Krause, Christina Rost, Petra Kahnt, Christina Lange, Ursula Putzier, Sylvia Siefert, Marion Tietz, Kristina Richter, Waltraud Kretzschmar, Beate Kühn, Karin Jänicke, Liane Michaelis /
– 1978 in der DDR-Auswahl: Cornelia Elbe, Marion Tietz, Kristina Richter, Renate Rudolph, Katrin Krüger, Claudia Wunderlich, Eva Langenberg, Waltraud Kretzschmar, Petra Uhlig, Christina Rost, Hannelore Zober, Birgit Heinecke, Sabine Röther, Roswitha Krause, Evelyn Matz, Hannelore Burosch /
– 1993 in der Auswahl des wieder vereinten Deutschland: Heike Murrweiss, Bianca Urbanke, Birgit Wagner, Heike Axmann, Andrea Bölk, Gabriele Palme, Franziska Heinz, Elke Bram, Michaela Schanze, Carola Ciszewski, Sabine Adamik, Cordula David, Renate Zienkiewicz, Michaela Erler, Karen Heinrich, Sybille Gruner.
Bei den letzten WM im Frauen-Handball im Dezember 2015 in Dänemark setzte sich Norwegen vor den Niederlanden, Rumänien und Polen durch. Die DHB-Auswahl mit der gebürtigen Ribnitzerin Anne Hubinger wurde Dreizehnte, mit drei Siegen und drei Niederlagen, und hat ebenfalls viel Potenzial für künftige Herausforderungen.
Aber nun gilt es für die deutschen Handball-Herren, bei den EM in Polen zu „den höchsten Handball-Sternen“ zu greifen…
Marko Michels