Beeindruckende Wassersprünge in Rostock und in Baku

Nachgefragt bei Rostocks Erfolgstrainerin Monika Dietrich

Für die Wasserspringerinnen und Wasserspringer war das Jahr 2015 bereits äußerst ereignisreich und weitere wichtige Wettkämpfe stehen noch auf dem Programm.

Bei den EM in Rostock konnte das russische Team die meisten Medaillen (dreimal Gold, sechsmal Silber, zweimal Bronze) erkämpfen. Die deutsche Mannschaft erreichte je zweimal Gold, Silber und Bronze, wobei die EM-Titel für Patrick Hausding/Sascha Klein ((Synchronspringen Zehn-Meter-Turm) und für Martin Wolfram (Einzel Zehn-Meter-Turm) ganz besondere Highlights darstellten.

Auch bei den Wassersprung-Konkurrenzen in Baku, an denen Athletinnen und Athleten zwischen 14 Jahren und 18 Jahren teilnahmen, fanden viel Zuspruch. Dort war das britische Team mit viermal Gold, einmal Silber, einmal Bronze am besten. Die deutsche Mannschaft kam dort auf einmal Gold, einmal Silber, dreimal Bronze.

In ausgezeichneter Form präsentierte sich dabei Saskia Oettinghaus vom WSC Rostock. Saskia erkämpfte zusammen mit der gebürtigen Berlinerin Louisa Stawczynski (Dresdner SC von 1898) Gold im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett und holte dazu noch Bronze im Einzel vom Drei-Meter-Brett.

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Vor Ort war auch Rostocks Erfolgstrainerin Monika Dietrich, die in Baku als Kampfrichterin fungierte.

Nachgefragt bei Monika Dietrich

M.Dietrich über die Wassersprung-Events im Juni in Rostock und in Baku

„Aus eigener Kraft und mit viel Eleganz die Goldmedaille ersprungen…“

Frage: Es war, es ist viel los in puncto Wasserspringen. Die EM in Rostock waren dabei ein erster Höhepunkt… Wie lautet dazu Ihr Resümee? Mit Patrick Hausding und Tania Cagnotto schrieben ja ein Springer bzw. eine Springerin weiter Wassersprung-Geschichte…

Monika Dietrich: Die EM in Rostock haben uns als Ausrichter alles abverlangt und ehrlich, wir sind froh, dass sie vorbei sind.

Die deutschen Wasserspringer hatten einen schlechten Start in die EM , aber dann kamen noch sehr gute Leistungen. Patrick Hausding ist natürlich immer eine feste Größe im Wasserspringen. Daran ändert sich auch nichts, wenn er mal vom 3 Meter-Brett keine Medaille erspringt.

Im Turmspringen der Herren hat mich Martin Wolfram total überzeugt . Besonders hat mich beeindruckt , dass er nach langer Pause im Turmspringen so eine geniale Wettkampfserie hinlegen konnte. Für alle Sportler ist Martin ein Zeichen dafür, dass nach langer verletzungsbedingter Pause nicht alles vorbei sein muss mit dem Leistungssport. Die deutschen Wasserspringer sind stolz auf Martin.

Überrascht war ich von der Qualität im Kunstspringen der Damen. Diese Konkurrenz war voller Spannung und überzeugte durch ein hohes Niveau.

Im Kunstspringen der Herren beeindruckte mich der Franzose Matthieu Rosset, der beide Disziplinen für sich entscheiden konnte, obwohl die Konkurrenz aus Russland und der Ukraine stark war.

Ein besonderes Dankeschön möchte ich noch an die Rostocker Zuschauer richten. Sie haben am Eröffnungstag für eine tolle Stimmung gesorgt.

Frage: Von Rostock nach Baku… Bei den „Europaspielen“ setzte Saskia Oettinghaus die große Rostocker Wassersprung-Tradition fort. Was zeichnet aus Ihrer Sicht Saskia aus? Wie verliefen Saskias Wettkämpfe in Baku aus Ihrer Sicht?

Monika Dietrich: Saskia hat mit Louisa Stawczynski eine starke Partnerin im Synchronspringen an ihrer Seite. Die beiden deutschen Springerinnen sprangen ein solides Programm mit dem einen oder anderen Highlight.

Die Konkurrenz hingegen sprang etwas nervös durchs Programm und machte einen Fehler nach dem anderen.

Unsere Mädchen haben aus eigener Kraft und mit viel Eleganz die Goldmedaille ersprungen. Das war sensationell.

Am nächsten Tag gingen die beiden jungen Damen in der Einzelkonkurrenz vom „Dreier“ dann getrennte Wege. Saskia erwischte einen nicht so guten Vorkampf, aber im Finale bewies sie Nervenstärke und zeigte, wie sicher sie ihre Serie beherrscht. Bronze im Kunstspringen vom 3 Meter-Brett! Herzlichen Glückwunsch!

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Frage: Sehr stark in Baku präsentierten sich die britischen Springerinnen und Springer… Wer beeindruckte Sie von diesen besonders?

Monika Dietrich: Ich möchte keinen Springer aus dem Team hervorheben. Mich beeindruckt viel mehr die Tatsache, dass die Briten in allen Altersbereichen sehr viele gute Springer haben.

Bei der EM in Rostock nahmen sie erfolgreich mit dem B-Team teil. Die erste Reihe bereitete sich auf die WM vor.

In Baku hatten sie Sportler am Start, die schon sehr schwierige Programme sprangen.

Frage: Sie waren ja Kampfrichterin in Baku… Wie lautet dazu Ihr persönliches Resümee?

Monika Dietrich: In Baku waren 26 internationale Kampfrichter vertreten. Darunter waren viele jüngere, die bei diesen Wettkämpfen Erfahrungen sammeln sollten.
Dementsprechend ging das Wertungsgefüge manchmal auch etwas durcheinander.

Die Vielzahl der Kampfrichter machte es möglich, dass in zwei Gruppen gewertet werden konnte. Eine sinnvolle Entscheidung bei 35 Startern und einem Vorkampf von vier Stunden.

Frage: Kaum ist Baku vorbei „rufen“ schon die WM vom 24.Juli bis 9.August in Kazan. Dann gibt es noch die FINA-Weltserie und den FINA-Grand Prix im Wasserspringen… Welchen Stellenwert haben da eigentlich „Europaspiele?

Monika Dietrich: Der Stellenwert der Europaspiele ist wohl noch nicht ganz klar.

Es gibt große Unterschiede zwischen den einzelnen Sportarten und deren Stellenwert innerhalb der Spiele.

In einigen Sportarten waren die Europaspiele Qualifikation zu den OS 2016. Im Wasserspringen dagegen hatte der Wettkampf den Status einer Jugendeuropameisterschaft der A-Jugendlichen.

Mir gefällt die Vorstellung, dass Europa in bestimmten Abständen seine kontinentalen Spiele hat, so wie zum Beispiel auch Asien.

Allerdings sehe ich ein finanzielles Problem. In Baku war alles sehr gigantisch. Perfekte Sportstätten, viele Helfer und eine aufwändige Organisation.

Ich bin sicher, dass am Konzept der Spiele noch gearbeitet werden muss.

Ebenso muss man versuchen, den gesamten Wettkampfplan für die Sportler gut zu strukturieren. Momentan gibt es zu viele Zwänge, die den einen oder anderen Wettkampf auf einen ungünstigen Termin drängen oder eine sinnvolle Planung von Belastung und Erholung für Sportler in einer kleinen Sportart unmöglich werden lassen.

Vielen Dank, erst einmal gutes Relaxen von den Herausforderungen in Rostock bzw. in Baku und noch erfolgreiche Wassersprung-Wettkämpfe im Sportsommer 2015!

Marko Michels

Fotos (Monika Dietrich, Wasserspringer-Club Rostock): Saskia Oettinghaus aus Rostock gewann zusammen mit Louisa Stawczynski (Berlin/Dresden) bei den „Europaspielen“ 2015 in Baku im Wasserspringen die Goldmedaille in der Disziplin „Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett“. Zweite wurden Marija Polykowa/Jelena Tschernych (Russland) und Platz drei belegten Diana Schlestjuk/Marharyta Dschussowa (Ukraine).