Baubeginn der Hähnchenmastanlage in Klein Daberkow

Bürgerinitative Pro Landleben Brohmer Berge will klagen

Das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte hat für die zwei geplanten Hähnchenmastanlagen in Klein Daberkow im Landkreis Mecklenburg-Strelitz eine vorzeitige Baugenehmigung erteilt. Das Amt begründet die vorzeitige Baugenehmigung mit dem Naturschutz. Die Investoren wollten mit dem Bau beginnen, bevor Bodenbrüter Erdarbeiten unmöglich machten.

Unstimmigkeiten schon im letzten Jahr

Bereits 2010 sorgte die Planung des Bauantrags der Hähnchenmastanlagen in Klein Daberkow – beide Mastanlagen sind für je 200.000 Hähnchen ausgelegt – für landesweite Diskussionen. So sollen in dem 6,7 Millionen Euro teuren Tierzuchtprojekt jährlich rund 3,2 Mio Hähnchen produziert werden. Laut Tierschützern und Agrarökonomen eine nicht bedarfsorientierte Überproduktion und zurückzuführen auf den Positionierungswettstreit der großen Geflügelkonzerne auf dem Absatzmarkt – Hähnchen als Spekulationsobjekt von sogenannten „Heuschrecken“.

Für harsche Kritik sorgte auch der Subventions-Antrag von rund 1 Mio Euro der beiden auftretenden GmbHs, der Mecklenburger Hähnchen GmbH (vormals Martijn Ritzema) und der Kreckower Agrar GmbH (Geschäftsführer Friedrich-Ernst Wilfarth). Denn nur da die Anlage von den zwei Unternehmen je zur Hälfte betrieben wird, ist diese überhaupt subventionsfähig – alleingenommen wäre sie zu Groß für Förderungen. Fraglich dabei ist auch die Tatsache, dass beide Unternehmen ihren Sitz unter der selben Adresse haben –  17348 Woldegk, Pfarrhof 1, Wilfarth’s Privatgut. Nachzulesen in der amtlichen Bekanntmachung des STALU MS Dienststelle Neubrandenburg vom 26.01.2010.

Weiterhin hielten es die Antragsteller nicht für notwendig, ein Brandschutzkonzept vorzulegen. So wurde in den Antragsunterlagen die laut Bauordnung geforderte maximale Brandabschnittsgröße als auch das maximal zulässige Volumen nicht eingehalten. Für die Überschreitung der maximalen Brandabschnittsgröße wurde eine Abweichung beantragt. Auch Massnahmen, wie etwa Filter in die Anlagen einzubauen, die die Bürger vor gefährlichen Stäuben und Keimen aus den Massentierhaltungsanlagen schützen, fehlten bisher.

„Land fördert zweifelhafte Unternehmenskonstellationen“

Für die Bürgerinitiative Pro Landleben Brohmer Berge ist es gerade wegen massenhafter Einwände und nachgewiesener Mängel vollkommen unverständlich, dass in Mecklenburg-Vorpommern für die beiden Massentierhaltungsanlagen vorzeitiger Baubeginn erteilt wurde. Es wird kritisiert, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern industriellen Mastanlagen aus Steuergeldern in Millionenhöhe bezuschusse und zweifelhafte Unternehmenskonstellationen fördere.

„Es ist nicht einzusehen, dass die Bürger solche Anlagen auch noch mitfinanzieren, obwohl nur Nachteile für sie zu erwarten sind. Gegen die 400.000er Hähnchenmastanlage in Klein Daberkow wird auf jeden Fall Klage eingereicht werden“ so die Bürgerinitative Pro Landleben Brohmer Berge.

Rückgang der Bio-Legehennehaltung

Bündnis 90 / Die Grünen sehen eine Gefahr im Rückgang der Bio Legehennehaltung in Mecklenburg-Vorpommern. So ist trotz rasant ansteigender Nachfrage nach Bioprodukten im Land ein starker Einbruch bei der ökologischen Haltung von Legehennen zu verzeichnen. Während bundesweit die Bio-Legehennenplätze um weniger als vier Prozent zurückgingen, betrug der Rückgang in MV rund 17 Prozent.

„Mecklenburg-Vorpommern hat die Chance, die Weichen auf Ökohaltung zu stellen, die sich mit dem Ende der herkömmlichen Käfighaltung in den letzten Jahren ergeben hat, nicht genutzt“, kritisiert Claudia Schulz, landwirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen. “Selbst von einem gleichberechtigtem Nebeneinander der Förderung von ökologischer und konventionell Haltung kann in Mecklenburg-Vorpommern keine Rede sein.“

von Patrick Dettmann