Backhaus: 2 Buchenwaldgebiete in M-V für Nominierung als UNESCO-Weltnaturerbe vorbereitet

„Mecklenburg-Vorpommern wird heute seiner besonderen Verantwortung für die Buchenwälder gerecht. Das Land hat im bundesweiten Vergleich führende Konzepte für den Schutz der Buchenwälder durch Nutzung und durch Schutz vor Nutzung entwickelt“, sagte der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus heute in Hohenzieritz anlässlich der Auftaktveranstaltung UNESCO-Weltnaturerbe in Mecklenburg-Vorpommern.


Der in Mecklenburg-Vorpommern auf großer Fläche favorisierte Ansatz „Schutz durch Nutzung“ vereint nach Auffassung des Ministers wichtige Grundsätze im Umgang mit den heimischen Buchenwäldern. „Die Nutzung von Buchenwäldern sichert im strukturschwachen ländlichen Raum Arbeitsplätze und versorgt die holzverarbeitende Industrie mit dem wertvollen nachwachsenden Rohstoff Buchenholz“, heißt es im Grußwort. Darüber hinaus sichere die Nutzung langfristig die notwendigen finanziellen Ressourcen zur Erhaltung und Pflege des Waldes. „Die Buchenwaldnutzung stellt ein Musterbeispiel für eine nachhaltige, naturverträgliche und multifunktional ausgerichtete Landnutzung dar“, betonte Minister Dr. Backhaus. Durch die Anpassung der Buchenbewirtschaftung an natürlich ablaufende Prozesse würde es gelingen, mit reduziertem gesellschaftlichen Ressourcenaufwand einen hochwertigen naturnahen Lebensraum zu entwickeln und dabei gleichzeitig den gefragten Rohstoff Holz in ausreichender Menge und Qualität zu produzieren.

„Wir machen uns aber nichts vor, so naturnah eine forstliche Nutzung der Buchenwälder auch gestaltet wird, so schneidet diese doch erheblich in den Lebenszyklus eines Buchenwaldes im Alter von 120 bis 160 Jahren ein“, macht der Minister deutlich. „Daher haben wir für einen Teil der Buchenwälder unseres Landes den Schutz vor Nutzung gesichert“, sagte Backhaus und verwies in diesem Zusammenhang auf eine Vielzahl von Maßnahmen.

Dazu gehören unter anderem die vollständige Unterschutzstellung vorhandener Buchenwälder in Nationalparken und Naturwaldreservaten sowie in ausgewählten Bereichen von Biosphärenreservaten und Naturschutzgebieten auf einer Fläche von gegenwärtig 4.000 Hektar. Eine weitere Maßnahme ist die Unterschutzstellung von Baumflächen anderer Baumarten in den genannten Großschutzgebieten, die sich auf einer Fläche von gegenwärtig 31.000 Hektar langfristig ungestört zu Buchenwäldern entwickeln werden. Außerdem soll die beabsichtigte Übernahme von Waldflächen des Bundes durch das Land im Rahmen des Nationalen Naturerbes in der Größenordnung von ca. 10.000 Hektar außerhalb von Nationalparken und Biosphärenreservaten mit der Zielsetzung erfolgen, diese langfristig einer ungestörten natürlichen Waldentwicklung zu überlassen.

Damit besteht die Chance, dass bis zum Jahr 2020 etwa neun Prozent der Waldfläche in Mecklenburg-Vorpommern aus der Nutzung genommen sein werden“, sagte Minister Dr. Backhaus. Das Ziel der Biodiversitätsstrategie des Bundes von fünf Prozent nutzungsfreier Waldfläche bis 2020 werde in Mecklenburg-Vorpommern mit gegenwärtig vier Prozent bereits annähernd realisiert.

„Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz strebt mit der Buchenwaldnominierung ein hochwertiges Marketinginstrument für die touristische Entwicklung im Land an“, machte der Minister deutlich. Derzeit würden auf Initiative und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Thüringen, Brandenburg, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern die Nominierung von fünf unbewirtschafteten Buchenwaldflächen in Nationalparken oder Totalreservaten als UNESCO-Weltnaturerbe vorbereiten. Mecklenburg-Vorpommern ist das einzige Bundesland, das mit zwei Gebieten, im Müritz-Nationalpark und im Nationalpark Jasmund, an der Meldung beteiligt ist.

„Wir kommen damit unserer besonderen Verantwortung für die Buchenwälder auch im internationalen Maßstab nach. Die UNESCO-Welterbekonvention ist eines der wichtigsten internationalen Übereinkommen zum Schutz von Natur- und Kulturgütern und sichert den Schutz der vorgeschlagenen Buchenwälder als Teil des Naturerbes der gesamten Menschheit“, sagte Minister Dr. Backhaus.

Hintergrund:
Heute beträgt der Anteil von Buchenwäldern an der Gesamtwaldfläche im Land 12 Prozent. Sämtliche Urwälder sind gerodet, nur auf vergleichsweise jungen Oberflächen im Kliffbereich des Nationalparks Jasmund existieren noch ungenutzte primäre Buchenwälder. Die Spanne der unterschiedlichen Buchenwald-Ausprägungen reicht von der extrem armen Variante auf podsolierten Küstendünen bis zum Orchideen-Buchenwald auf Kalkgestein. An der Küste sind Buchenwälder mit starker ozeanischer Ausprägung mit Stechpalme und Eibe charakteristisch, im Südosten des Landes hingegen subkontinentale Ausprägungen mit Elsbeere. Die Buchenwälder in Mecklenburg-Vorpommern sind Hort der natürlichen Vielfalt, Lebensraum für mehr als 6.800 Tierarten sowie mehr als 4.300 Pflanzen- und Pilzarten.