Alkohol unter Kontrolle – Projekt „HaLT“

Implementierung von 6 HaLT-Standorten in Mecklenburg-Vorpommern.

HALT-FlyerImmer früher fangen Jugendliche mit dem Trinken an. In den vergangenen Jahren ist das durchschnittliche Einstiegsalter auf 14,5 Jahre gesunken. Laut der jüngsten Drogenaffinitätsstudie der BZgA ([1]) trinken die 12- bis 15-Jährigen im Durchschnitt bereits 15,3 g reinen Alkohol pro Woche und die 16- bis 17-Jährigen schon 89,1 g, das sind rund 14g mehr als die 22- bis 25-Jährigen.

Gerade die Pubertät ist eine schwierige Phase. Die Jugendlichen wollen sich vom Elternhaus lösen, haben aber in der Welt der Erwachsenen noch große Schwierigkeiten, sich zu behaupten. Alkohol wirkt enthemmend, entspannend und hilft so dabei, sich über Verbote hinwegzusetzen. Er schmeckt den Jugendlichen zwar nicht unbedingt, doch wenn der Wodka mit Cola oder Red Bull gemixt wird, mundet er angenehmer. Wer als Jugendlicher mithalten will, muss auch mittrinken. Wer nichts trinkt, kann schnell zum Außenseiter werden.

Friedrich Wilhelm Bluschke, Vorstandsvorsitzender der AOK Mecklenburg-Vorpommern mahnt:“ Alkohol trinken ist eine gesellschaftliche Realität und wird Kindern und Jugendlichen überall vorgeführt. Sie kommen immer früher mit Alkohol in Kontakt – eine Zeiterscheinung, die sehr ernst zu nehmen ist.“ Fast 500 stationäre Einweisungen im Jahr 2008 allein bei der AOK Mecklenburg-Vorpommern wegen akuten Alkoholrausches von 12- bis 25-Jährigen sprechen eine deutliche Sprache. „Gerade deshalb ist uns die Präventionsarbeit so wichtig und muss weiter gefördert werden“,  unterstreicht Bluschke.

„Das sind alarmierende Zahlen, die wir nicht einfach zur Kenntnis nehmen sollten, um dann zur Tagesordnung überzugehen“, sagt Manuela Schwesig, Ministerin für Soziales und Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern. „Elternhaus, Schule, Arbeit, Freizeit: Wir müssen an vielen Punkten ansetzen, um dem Trend entgegenzuwirken.“ Die Botschaft, so die Ministerin, müsse lauten: „Bier, Wein und Schnaps lösen keine Probleme, Bier, Wein und Schnaps schaffen Probleme.“

Doch der Alkoholkonsum wird in unserer Gesellschaft toleriert, er ist Bestandteil der Erwachsenenwelt. In Deutschland wird Alkohol sehr stark beworben – zum Beispiel mit Bildern von Sportlern. Feiern und Spaß mit Alkohol hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert.

„Alkohol ist sehr billig. Eine Flasche Wodka ist mit 3,99 € im Angebot billiger als eine Kinokarte und das darf nicht sein“, sagt auch Rainer Siedelberg, Geschäftsführer der LAKOST.

Ziel einer effektiven Alkohol-Prävention ist es deshalb, die Jugendlichen so früh wie möglich zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol zu motivieren. Dazu braucht es zum einen entsprechende Rahmenbedingungen und zum anderen  glaubwürdige Vorbilder in der Erwachsenenwelt.

Hier setzt HaLT mit dem proaktiven Baustein an. Schlüsselbegriffe für diesen Projektbaustein sind Verantwortung und Vorbildverhalten von Erwachsenen im Umgang mit Alkohol, die konsequente Einhaltung des Jugendschutzgesetzes an Festen, in der Gastronomie und im Einzelhandel sowie eine breite Sensibilisierung der Bevölkerung.

Der reaktive Baustein bietet Jugendlichen, die mit einer Alkoholvergiftung in eine Klinik eingewiesen wurden, ein Gesprächsangebot in der Klinik und im Anschluss ein Gruppenseminar, den so genannten ‚Risikocheck’, in dem der eigene Alkoholkonsum kritisch hinterfragt wird und Wege zu einem risikoarmen Konsum aufgezeigt werden.

Mit HaLT gelingt die systematische und frühzeitige Ansprache von Kindern und Jugendlichen, die mit einer schweren Alkoholvergiftung stationär behandelt werden müssen. Grundlage hierfür sind neue Partnerschaften mit dem Aufbau von funktionierenden Schnittstellen zwischen Medizin und Suchtprävention.

HaLT wurde durch die Prognos AG wissenschaftlich begleitet und bezüglich seiner Effekte evaluiert und stellt dem Projekt ein gutes Zeugnis aus: HaLT ist effizient, effektiv und günstig.