Zwischen touristischen Rekorden und innovativem Mittelstand – MV

Erstmals mehr als 29 Millionen Übernachtungen


Im Zusammenhang mit dem 25. Tourismustag des Landes am 26. November in Rostock bilanziert die Tourismusbranche einen guten Jahresverlauf in einem insgesamt schwierigen Umfeld. „Wir werden in diesem Jahr erstmals die Marke von 29 Millionen Übernachtungen erreichen und übertreffen. Dieses Ergebnis ist umso höher einzuschätzen, als dass es in einem harten Verdrängungswettbewerb zustande gekommen ist. Die Branche steht vor immer neuen und vor immer größeren Herausforderungen“, sagte Sylvia Bretschneider, Präsidentin des Landtages und des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern.

Wirtschaftsminister Harry Glawe betonte: „Keine andere Wirtschaftsbranche wird mit Mecklenburg-Vorpommern so eng verknüpft wie der Tourismus. Unser Land hat sich als Reiseziel ein positives Image hart erarbeitet. Das war kein Selbstläufer. Es gab Investitionen in touristische Einrichtungen und Hotels, aber auch in touristische Infrastruktur wie Radwege, Wasserwanderrastplätze, Strandpromenaden oder zoologische Einrichtungen.“ Insgesamt hat das Wirtschafts- und Tourismusministerium von 1990 bis heute über 1.550 touristische Infrastrukturmaßnahmen gefördert. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf 1,35 Milliarden Euro, die Förderung betrug rund 890 Millionen Euro. In die rund 3.200 Hotels und touristischen Einrichtungen wurden fünf Milliarden Euro investiert, unterstützt vom Wirtschafts- und Tourismusministerium mit 1,4 Milliarden Euro.

Von Januar bis September wurden in den gewerblichen Betrieben zwischen Ostsee und Seenplatte 24,7 Millionen Übernachtungen gezählt, ein Wachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 2,7 Prozent. Damit behauptet sich Mecklenburg-Vorpommern als führendes Urlaubsland und hält mit der positiven Entwicklung im Deutschlandtourismus Schritt, für den in den ersten neun Monaten des Jahres ein Übernachtungsplus von 3,2 Prozent bilanziert wurde. „Besonders erfreulich ist, dass wir Zuwächse haben, obwohl die Sommermonate Juni und Juli wettertechnisch eher durchwachsen waren. Das zeigt auch, dass wir mit wetterunabhängigen Angeboten stärker punkten können“, so Glawe.

Gute Gesamtbilanz spiegelt sich in den meisten Monatsergebnissen wider

Das Jahr 2015 verlief fast durchweg positiv, wie der Blick auf die Monatsergebnisse zeigt. Lediglich im April und Juni mussten leichte Rückgänge bei den Übernachtungen gegenüber 2014 verkraftet werden, was sich jedoch insbesondere mit der Verschiebung von Feiertagen und Ferien erklärt. In den Monaten Januar, Februar, Mai und August konnten jeweils Übernachtungsspitzenwerte im Vergleich zu allen Vorjahren erzielt werden. Und auch der Herbst verlief vielversprechend. Die Zahl der Gäste in Herbstmonaten ist nach Erkenntnissen des Landestourismusverbandes weiter gestiegen. Schon innerhalb der vergangenen zehn Jahre nahm die Übernachtungszahl in den Monaten September, Oktober und November überproportional um 25,1 Prozent zu. Im genannten Zeitraum des Jahres 2004 wurden 5,2 Millionen Übernachtungen registriert, zehn Jahre später bereits 6,5 Millionen Übernachtungen.

Bei den Reiseregionen liegen nach den ersten neun Monaten 2015 Fischland-Darß-Zingst (+12,5%), Rügen/Hiddensee (+4,4%), das vorpommersche Festland (+3,9%), Usedom (+2,9%) und die Mecklenburgische Ostseeküste (+2,1%) auf Wachstumskurs. Westmecklenburg (-2,0%) und die Mecklenburgische Schweiz/Seenplatte (-1,4%) müssen im bisherigen Jahresverlauf leichte Rückgänge verkraften, was aber insbesondere mit dem Wegfall von Hotelkapazitäten zu tun hat. Von den Städten vermelden Greifswald (+9,3%), Stralsund (+4,4%), Wismar (+2,7%) und Rostock (+2,1%) Übernachtungszuwächse. Schwerin (-6,8%) und Neubrandenburg (-5,3%) haben jedoch recht deutliche Verluste im Vergleich zum Vorjahr.

Schwächeres Wachstum aus dem Ausland / Mehr Durchschlagskraft und bessere Erreichbarkeit nötig

Auch der Tourismus aus dem Ausland entwickelte sich in diesem Jahr weiter, wenn auch nach wie vor auf überschaubarem Niveau: Zwischen Januar und September wurden 877.000 Übernachtungen internationaler Gäste verbucht, was einem Wachstum von 2,1 Prozent entspricht. Zuwächse bei den Übernachtungszahlen verbuchten von den Hauptmärkten Österreich (+12,4%), die Schweiz (+2,8%) und Dänemark (+1,1%). Die im Jahresverlauf entstandenen Übernachtungsrückgänge aus den Niederlanden konnten im August und September fast ausgeglichen werden (-0,9%). „Die Touristiker arbeiten in Zusammenarbeit mit den Flughäfen Heringsdorf und Rostock-Laage derzeit mit Hochdruck an verbesserten Möglichkeiten der Fluganreise aus Österreich und der Schweiz für das kommende Jahr. Ich bin optimistisch, dass wir die erfolgversprechenden Verhandlungen in Kürze in gute Nachrichten verwandeln können“, sagte Glawe weiter. Bekannt wurde inzwischen, dass der Nachtzug aus der Schweiz, der CityNightLine, im kommenden Jahr auf seinem Weg von Zürich nach Binz auf Rügen erstmals auch in Rostock und in der Mecklenburgischen Seenplatte (Neustrelitz) Halt macht. Zwischen Anfang Juni und Ende September fahren jeweils freitags Züge aus der Schweiz an die Ostsee. In der Hauptreisezeit zwischen Ende Juni und Ende August gibt es samstags eine zusätzliche Verbindung.

Branche steht vor vielfältigen Herausforderungen / Investitionsbereitschaft steigern

„Vor Augen haben wir ein insgesamt gutes Gesamtbild, mit dem Mecklenburg-Vorpommern seine Wettbewerbsfähigkeit unterstreicht“, so Sylvia Bretschneider weiter. Die Jagd nach neuen Bestwerten stehe allerdings nicht im Vordergrund. Wichtiger sei es, jene Tourismusbereiche zu stärken, die Beschäftigung und Perspektiven schaffen und nachhaltig, innovativ sowie wertschöpfend sind. Ohnehin gebe es keinen Grund, sich von Euphorie den Blick verstellen zu lassen, denn neben Positivzahlen gebe es auch Bereiche, die deutliche Entwicklungspotenziale haben. Dies beträfe zum Beispiel die Erreichbarkeit und die Mobilität, die zu geringe Durchschlagskraft auf Fernmärkten, die zum Teil besorgniserregende Qualität von Radwegen, die Versorgung mit schnellem Internet oder den Fachkräftemangel, der die Angebots- und Servicequalität gefährde. Zudem sank laut dem aktuellen Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes die Investitionsbereitschaft in Mecklenburg-Vorpommern trotz vergleichsweise guter Geschäftslage. Sie ist zugleich nicht höher ausgeprägt als in umsatzschwächeren Tourismusregionen Ostdeutschlands. „Wir sollten die Alarmsignale hören:Investitionen in Qualität, Infrastruktur und Fachkräfte waren, sind und bleiben der Schlüssel zum Erfolg“, erklärte Sylvia Bretschneider. Unternehmen, Kommunen und auch die Landkreise dürften dabei nicht nachlassen. Auch Wirtschaftsminister Glawe mahnte: „Wir müssen das Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern weiter entwickeln. Der Kapazitätsausbau ist weitestgehend abgeschlossen. Ansatzpotenzial sehe ich vor allem in der Saisonverlängerung, der Steigerung der Servicequalität, mehr Kundenorientierung und der verstärkten Erschließung touristischer Potenziale im Binnenland.“

Gegenwärtig wird im Wirtschafts- und Tourismusministerium an der neuen Tourismuskonzeption für Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet. „Es geht darum die Tourismusmarke Mecklenburg-Vorpommern weiter aufzubauen und dabei die aktuellen Rahmenbedingungen im Blick zu haben“, sagte Glawe. Zu den Themen der Konzeption zählen vor allem der Ausbau und die Förderung des saisonal übergreifenden Tourismus, ländliche Räume, grenzüberschreitende Kooperationen, Werbung um ausländische Gäste und barrierefreier Tourismus. Vorgeschaltet ist der konzeptionellen Erarbeitung eine Evaluierung der volkswirtschaftlichen Effekte und Beiträge des Tourismus für die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Die Ergebnisse sollen im Sommer 2016 vorliegen.

Neue Herausforderung: Integration der aus ihrer Heimat geflohenen Menschen

Eine neue Herausforderung auch für die Tourismusbranche ist die Integration der Mecklenburg-Vorpommern erreichenden und aus ihrer Heimat geflohenen Menschen. „Die so genannte Flüchtlingskrise muss von der starken und das Land prägenden Tourismuswirtschaft noch mehr als Herausforderung aber eben auch als Chance aktiv angenommen werden“, erklärte Sylvia Bretschneider. Eine Reihe von guten Beispielen, wie Touristiker helfen und anpacken können, sei bereits vorhanden. „Im nächsten Schritt können und sollten auch wir zeigen, dass und wie Integration in das Arbeitsleben und den Alltag nachhaltig gelingen kann“, so die Verbandspräsidentin weiter. Sich der Situation nicht zu stellen, hieße, die Probleme und Risiken zu vergrößern.

Kräfte bündeln und Gäste gemeinschaftlich aktivieren / 2016 im Zeichen der Natur

Sylvia Bretschneider verwies im Zusammenhang mit dem 25. Tourismustag auf die trotz aller Anstrengungen in den vergangenen Jahren weiterhin zu geringe Bekanntheit und Durchschlagskraft Mecklenburg-Vorpommerns. „Gerade um neue Gäste aus dem Ausland aber auch dem Inland zu aktivieren, müssen wir die Kräfte zu einem gemeinsamen Auftritt bündeln.“ Das vor drei Jahren eingeführte Kommunikationskonzept des Urlaubslandes habe wichtige Impulse gegeben und die Akteure in einer zuvor nicht erreichten Weise vereint. Die auf dem diesjährigen Tourismustag präsentierten Schlussfolgerungen zum evaluierten Kommunikationskonzept geben wichtige Anstöße für die kommenden Jahre. Zudem verspricht sich die Tourismusbranche viel von dem Anfang 2016 geplanten Umzug vieler Verbände und Institutionen in das neu gebaute „Internationale Haus des Tourismus“ in Rostock. „In der Hansestadt entsteht eine zentrale Anlaufstelle für Besucher unseres Landes und Anbieter touristischer Leistungen. Das Haus ist für das Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern, für die weitere Entwicklung der Branche und die Ausrichtung und Arbeitsfähigkeit der touristischen Organisationen eine wichtige Grundlage“, erklärte Glawe.

2016 steht touristisch im Zeichen der Natur. Gemeinsam mit der Deutschen Zentrale für Tourismus und den Tourismusregionen in Mecklenburg-Vorpommern möchte der Landestourismusverband über eine Vielzahl von Maßnahmen und Instrumenten die führende Position des Nordostens in den Bereichen Natur- und Aktivurlaub unterstreichen.

Pressemitteilung / Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus M-V

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Mittelstandsbeirat tagt in Schwerin – Mittelstandsbericht 2015 vorgelegt

Wirtschaft kommt weiter voran – Export weiter ankurbeln – mehr Forschung und Entwicklung nötig

Wirtschaftsminister Harry Glawe hat am Donnerstag im Rahmen der Mittelstandsbeiratssitzung den Mittelstandsbericht 2015 vorgestellt. „Die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern kommt weiter voran. Wachstumsimpulse kommen vor allem aus dem verarbeitenden Gewerbe, der Bauwirtschaft und aus dem Dienstleistungsbereich. Reserven haben wir noch im Export. Es geht aufwärts, wir müssen aber in diesem Bereich unsere Standortvorteile noch besser überregional und im Ausland betonen. Deshalb werden wir auch weiter konsequent außerhalb unseres Bundeslandes um Investoren werben. Darüber hinaus brauchen wir eine stärkere Entwicklung hin zu Unternehmen mit eigenen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten“, sagte der Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus Harry Glawe in Schwerin.

Wirtschaftlicher Erfolg durch Mittelstand

99,5 Prozent aller Unternehmen im Land gehören quantitativ zum Mittelstand. Kleine und mittlere Betriebe sind Arbeitgeber für 80,4 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. „Grund des wirtschaftlichen Erfolges ist, dass die mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer fest in der Region verankert sind. Sie übernehmen Verantwortung für ihre Beschäftigten und deren Familien und zeichnen sich oft durch gesellschaftliches Engagement aus. Das ist gerade für das Flächenland Mecklenburg-Vorpommern von besonderer Bedeutung“, betonte Glawe weiter.

Steigerung der Wirtschaftsleistung

Die Wirtschaftsleistung ist in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2014 um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Mit rund 38,5 Milliarden Euro wurde das historisch höchste Bruttoinlandsprodukt des Landes erzielt. Auch im ersten Halbjahr 2015 ist das Bruttoinlandsprodukt angestiegen, um 1,4 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014. „Im Land entstehen wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleistungen, die mit Fleiß, Können und Kreativität entwickelt und produziert werden. So entstehen in der wirtschaftlichen Entwicklung mehr Wertschöpfung, mehr Beschäftigung und höhere Einkommen“, sagte Glawe.

Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt entstanden

Auch der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren tiefgreifend verbessert. Im Jahr 2014 betrug die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenzahl rund 93.100, dies waren rund 5.900 Arbeitslose weniger als 2013 (rund 99.000). Mecklenburg-Vorpommern erreichte damit 2014 die geringste jahresdurchschnittliche Arbeitslosenzahl seit 1991. Die Arbeitslosenquote in Mecklenburg-Vorpommern liegt aktuell bei 9,4 Prozent (Oktober 2015). Im Land ist die Zahl der Arbeitslosen auf den bislang niedrigsten Wert gesunken. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren Ende Oktober 78.100 Menschen arbeitslos gemeldet. „Der positive Trend hält an. Die kontinuierliche Ausrichtung aller Anstrengungen auf dem Arbeitsmarkt trägt heute Früchte. In vielen Branchen entstehen Jobs. Es gilt, den Fachkräftenachwuchs frühzeitig im eigenen Unternehmen auszubilden und Karriereperspektiven bei uns im Land aufzuzeigen“, forderte Glawe.

Stärkung der wirtschaftlichen Basis

„Wir arbeiten weiter an der Verbreiterung der wirtschaftlichen Basis. Forschung und Entwicklung, Handwerk, Gesundheitswirtschaft, Tourismus und das verarbeitende Gewerbe haben wir dabei besonders im Blick“, sagte Glawe. „Dafür schaffen wir die notwendigen Rahmenbedingungen, in dem wir die Mittelstandspolitik, die Investitionsförderung der gewerblichen Wirtschaft, die Technologie- und Innovationsförderung sowie den Ausbau der Infrastruktur weiter darauf fokussieren.“ So stehen unter anderem für die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen in der EU-Förderperiode 2014 bis 2020 rund 311 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung, für die Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation weitere 168 Millionen Euro.
Mittelstandsbericht Mecklenburg-Vorpommern 2015

Das Gesetz zur Mittelstandsförderung in Mecklenburg-Vorpommern sieht mindestens zweimal in einer Wahlperiode ein Bericht über die Lage der mittelständischen Wirtschaft vor.

Der Bericht stellt die Entwicklung des Mittelstands im Land, die Mittelstandspolitik der Landesregierung mit den eingeleiteten und durchgeführten Fördermaßnahmen sowie die Herausforderungen für den Mittelstand dar. Der Mittelstandsbericht 2015 kann unter www.wm.mv-regierung.de heruntergeladen werden.

Pressemitteilung / Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus M-V

Übrigens (red. Anm.): In den Seehäfen von M-V wurden nach Angaben des Statistischen Landesamtes M-V in Schwerin im Zeitraum Januar 2015 bis Juli 2015 fast 17 Millionen Güter umgeschlagen, das sind 9,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Erfreulich dabei die Entwicklung des Seehafens Rostock (rund 11,1 Prozent mehr als 2015) und des Seehafens Wismar (rund 9,7 Prozent mehr als 2015). mm

Foto/Michels: Ein beliebtes Urlaubsland mit einem robusten Mittelstand – MV (Strand auf Usedom).