Zwischen Meisterschaft und Olympia-Qualifikation

Nachgefragt bei Jennifer Geerties vom Schweriner SC/Ein sportlicher Rück und Ausblick 2015/16

Erst kam der Neujahrskater 2015. Dazwischen gab es viele Ereignisse in Politik, Kultur, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport, erfreuliche, traurige oder bewegende. Aber nun ist es schon wieder so weit. Erst kommt der Nikolaus, dann der Weihnachtsmann und letztendlich der Silvesterkarpfen – und schon ist 2015 Geschichte.

In Schwerin gab es ebenfalls jede Menge Geschehnisse, Veranstaltungen oder sonstige Dinge, die mal mehr, mal minder zu Emotionen, zum Nach- oder sogar Mitdenken animierten. Alles aufzuzählen würde bedeuten, Eulen nach Athen zu tragen oder zumindest Spatzen nach Neumühle (Stadtteil von Schwerin – red.Anm.).

Geflogen wurde in der Landeshauptstadt M-V zudem. Einige erhielten „Blaue Briefe“. Andere nicht. Diejenigen, die solche „Briefe“ eigentlich erhalten müßten, bekamen sogar Gehalts- oder Diäten-Erhöhungen. Na ja, das Leben ist halt nicht gerecht.

Geflogen wurde auch im Schloßgarten. Die Schmetterlinge waren mitunter eine echte Plage.

Schmetterlinge gab es auch woanders. Am Lambrechtsgrund. In einer Halle. Dort waren sie aber keine Plage, ganz im Gegenteil. Schnieke sportive Damen schmetterten Bälle übers Netz, dass sogar die Ehrengästen aus Politik, Wirtschaft und sonstigen „sinnfreien“ Bereichen des täglichen Lebens, vor Staunen oftmals die Kinnlade hängen ließen.

Tja, die Volleyballerinnen des Schweriner SC, die sind schon eine Klasse für sich.

Dass diese jedoch nicht nur wendig, sportlich und kraftvoll sind, beweist Jennifer Geerties, die einmal einen Blick über das Volleyball-Parkett hinaus riskiert…

J.Geerties, Jahrgang 1994, über das Jahr 2015, die Stadt Schwerin, ihre Ziele mit dem SSC sowie der deutschen Nationalmannschaft und die Ambitionen für 2016

„Einige unvergessene Momente…“

Frage: Jennifer, das Volley-Jahr ist bald Historie. Was waren für Dich ganz persönlich die nachhaltigsten Momente auf dem Volleyball-Parkett 2015?

Jennifer Geerties: Da gibt es einige unvergessene Momente – sowohl mit dem SSC als auch mit der Nationalmannschaft. Das erfolgreiche Viertelfinale 2015 mit dem Schweriner Sportclub im Europapokal gegen das italienische Top-Team Igor Gorgonzola Novara bleibt in nachhaltiger positiver Erinnerung. Ansonsten waren die internationalen Einsätze mit dem deutschen Team bei den Europaspielen in Baku und bei den EM in den Niederlanden/Belgien  absolute sportliche Höhepunkte. Leider mußten wir uns bei den Europaspielen  (2:3 gegen Polen) und bei den EM (2:3 gegen die Türkei) denkbar knapp im Viertelfinale geschlagen geben. Es waren aber dennoch sehr gute Turniere unserer Mannschaft.

Frage:  Was ist für Dich das Faszinierende, gerade beim Schweriner SC Volleyball spielen zu können. Was macht für Dich überhaupt der Reiz an dieser Sportart aus?

Jennifer Geerties: Ich habe einfach viel Spass beim Volleyball, mag gern zusammen mit anderen Mädeln zusammen um den Erfolg kämpfen und finde die Sportart einfach attraktiv. Gerade für Schwerin – mit der großen volleyballsportlichen Tradition – spielen zu dürfen, ist für mich eine Ehre. Zudem gibt es in der Stadt eine echte Volleyball-Begeisterung, der Zuspruch ist da und in der Arena ist immer „volle Hütte“.

Frage: Was waren für Dich ansonsten – jenseits des Volleyballsportes – die Sport-Höhepunkte des Jahres 2015?

Jennifer Geerties: Mich interessiert insbesondere der Wintersport, vor allem Biathlon. Klasse, dass sich die deutschen Biathletinnen zuletzt so eindrucksvoll in der Weltspitze zurück meldeten…

Frage: Das vergangene Jahr bot zahlreiche freudige, traurige und nachdenkliche Momente. Welche Ereignisse bewegten Dich?

Jennifer Geerties: Besonders traurig und nachdenklich stimmten mich die Attentate in Paris, das ging mir schon sehr nah. Aber auch die Flüchtlingsproblematik bewegt mich. Es macht betroffen, dass so viele Menschen ihre Heimat aufgrund von Kriegen, Terror und Armut verlassen müssen. Da darf und kann man ganz einfach nicht wegsehen und muß Unterstützung sowie Hilfe bieten. Die Lage ist sehr ernst…

Frage: Schwerin kann anmutig, liebevoll sein – oder auch kratzbürstig… Was liebst Du an Schwerin? An welchen „Stellen“ sagst Du: Hey, das müßte geändert werden…

Jennifer Geerties: Schwerin ist als eine Landeshauptstadt sehr klein, aber nicht zu klein. Alles ist sehr übersichtlich und gut erreichbar. Und Schwerin bietet neben einer reizvollen Natur auch viel Kultur und hat zahlreiche sportliche Angebote. Ich selbst fahre ja gern Rad, dafür eignet sich Schwerin sehr gut. Gegenwärtig bin ich oft auf dem Weihnachtsmarkt, mag diese weihnachtliche Stimmung.

Frage: Zwischen Sport, Politik und Kultur… Was macht für Dich Schwerin aus?

Jennifer Geerties: Für mich als Volleyball-Spielerin ist Schwerin vor allem eine sportliche Stadt, die idyllisch gelegen ist. Ich bin gern im Schloss oder im Schlossgarten. Das macht Schwerin auch für mich aus – dieses sagenhafte Märchenschloss.

Frage: Angenommen Du wärst für einen Monat Oberbürgermeisterin… Wie würde Dein Sofortprogramm aussehen?

Jennifer Geerties: Ich würde versuchen, mehr junge Leute in die Stadt zu holen und versuchen, eine Uni und noch mehr Bildungseinrichtungen/Berufsschulen zu errichten… Ich selbst hätte gern ein Studium in Schwerin! Zurzeit studiere ich aber an der Hochschule Wismar Betriebswirtschaftslehre.

Was würde ich ansonsten in Schwerin noch verändern?! …Mehr Radwege und auch mehr Parkplätze schaffen.

Frage: Die Flüchtlingsproblematik ist das Thema des Jahres… Du spielst im SSC-Team – auch eine multikulturelle Truppe, unter anderem mit Spielerinnen aus den USA, Kanada, Brasilien, usw…. Warum klappt das Miteinander in einem Sport-Team, während es im täglichen Leben exorbitante Probleme gibt? Wie ist da Deine Meinung?

Jennifer Geerties: Das hängt damit zusammen, dass alle ein gemeinsames Interesse, ein gemeinsames Ziel haben – den sportlichen Erfolg für das Team. Vor allen Dingen reden wir intensiv miteinander, auch wenn es Probleme gibt. Und: Wir verstehen uns als eine Einheit, die funktionieren muß, denn nur so ist der Erfolg machbar. Das Schöne bei uns ist zusätzlich, dass wir auch jenseits des Volleyballsportes viel miteinander unternehmen. Das ist in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens leider nicht so.

Letzte Frage: Was wünscht Du Dir vom olympischen 2016? Welche Hoffnungen und Erwartungen hegst Du? Wie feiert übrigens eine grazile  Volleyballerin Weihnachten und den Jahreswechsel – ohne Entenbraten, Kekse und Schoki?

Jennifer Geerties: Bereits ab 4.Januar 2016 beginnen ja die Vorbereitungen für die Olympia-Qualifikation mit der deutschen Nationalmannschaft in Schwerin. Rio ist natürlich das große Ziel, das wir erreichen möchten.

Mit dem Schweriner SC will ich hingegen so weit wie möglich im Europapokal kommen – das Erreichen des Halbfinales sollte machbar  sein. Dann gilt es zusätzlich, sich eine gute Position für die Play-Offs in der Meisterschaft zu schaffen und Platz eins in der Tabelle zu verteidigen. Denn: Wir wollen ja um „die Schale“ mitspielen!

Weihnachten werde ich zu Hause verbringen und das weihnachtliche Essen genießen – nicht zu üppig, aber Weihnachten ist nur einmal im Jahr! Große Silvester-Partys wird es aber nicht geben, denn die Olympia-Quali wartet ja…

Vielen Dank, schöne weihnachtliche Feiertage bzw. einen optimalen Jahreswechsel 2015/16 und maximale Erfolge im neuen Jahr – persönlich, beruflich und sportlich!

Marko Michels

 

Last but not least: Im CEV-Pokal gewannen die SSC-Spielerinnen am 15.Dezember nach dem 3:1 im Hinspiel auch das Rückspiel gegen Mariza Plowdiw (Bulgarien) mit 3:0 (25:11, 25:20, 25:17) in Schwerin und stehen damit im Viertelfinale. mm

 

Weitere Informationen zum Schweriner Sportclub gibt es unter: www.schweriner-sc.com .

 

Marko Michels