Zwischen Bled und Daegu

Weltmeisterliches auf Tartanbahn und Ruderstrecke

Gerade gingen die WM im Kanu-Rennsport in Szeged für das deutsche Team mit sechs WM-Titeln, u.a. für Paul Mittelstedt vom SC Neubrandenburg, glanzvoll zu Ende, da nahen bereits die nächsten sportlichen Großereignisse …

Ruder-WM in Bled

Endlich geht es in diesem Sommer auch im Rudersport weltmeisterlich zu. Im slowenischen Bled wird zwischen dem 28. August und 4. September um Titel und Medaillen in 27 Entscheidungen (einschließlich Leichtgewichts-Rudern / Rudern für Athleten mit Handicap) gekämpft. In allen 14 olympischen Bootsklassen ist auch der Deutsche Ruderverband vertreten und 23 deutsche Ruder-Boote „wollen“ es bei den Welt-Titelkämpfen 2011 insgesamt „wissen“.

Bled ist übrigens zum vierten Mal WM-Gastgeber im Rudersport (Elite) – nach 1966, 1979 und 1989 – und war auch stets ein „medaillenträchtiges Wasser“ für deutsche Ruderinnen und Ruderer. Bei den ersten WM 1966 gab es für die DDR 3 x Gold und 2 x Bronze und für die Bundesrepublik 1 x Gold und 1 x Bronze.

In der Königsklasse, dem Achter, belegte das DDR-Boot damals in der Besetzung Joachim Böhmer, Wolfgang Schulz, Jörg Lucke, Kurt Wunderlich, Erich Wunderlich, Klaus-Dieter Bähr, Peter Hein, Hans-Jürgen Bothe und Hartmut Wenzel Rang drei, die Bundesrepublik mit Horst Meyer, Dirk Schreyer, Michael Schwan, Ulrich Luhn, Peter Hertel, Rüdiger Henning, Lutz Ulbricht, Peter Kuhn sowie Peter Niehusen wurde sogar Weltmeister.

MV-Medaillen bei den WM 1979 und 1989

Auch bei den WM 1979 jubelten DDR-Boote – und Mecklenburger und Vorpommern waren darunter. So siegte der Männer-Doppelvierer in der Besetzung ASK Vorwärts Rostock/SG Dynamo Potsdam/SC Magdeburg: Peter Kersten, Klaus Kröppelien, Karl-Heinz Bußert bzw. Joachim Dreifke, der Vierer ohne des DHfK Leipzig mit dem gebürtigen Rostocker Siegfried Brietzke, der Herren-Achter in der Besetzung  SG Dynamo Potsdam/SC Magdeburg/ASK Vorwärts Rostock/SC Dynamo Berlin: Dietmar Schiller, Jörg Friedrich, Werner Wenzl, Bernd Höing, Friedrich-Wilhelm Ulrich, Ulrich Karnatz, Bernd Krauß, Ortwin Rodewald sowie Klaus-Dieter Ludwig und der Frauen-Doppelzweier des SC DHfK Leipzig mit der gebürtigen Greifswalderin Cornelia Linse und Heidi Westphal, die in Gnoien geboren wurde.

Bei den WM 1989 gab es dann auch WM-Medaillen für Ruderinnen und Ruderer „Made in M-V“. So erruderte die Rudergemeinschaft vom SC Berlin-Grünau/ASK Vorwärts Rostock/SC Einheit Dresden (Hans Sennewald, Thomas Bänsch, Holger Rose, Mario Kliesch, Thomas Woddow, Roland Schröder, Mario Grüssel, Stephan Schulz bzw. Peter Thiede) Silber im Achter hinter dem bundesdeutschen Boot.

Im Frauen-Doppelzweier schaffte das Duo der Rudergemeinschaft vom SG Dynamo Potsdam/SC Dynamo Berlin Jana Sorgers, die aus Neubrandenburg stammt, und Beate Schramm Gold. Den WM-Titel gab es im Jahr 1989 auch für zwei Ruderinnen des SC Dynamo Berlin Judith Zeidler und Kathrin Haacker, die ihre Wiege in Wismar hatte.

WM-Silber 1989 holte letztendlich ebenfalls der DDR-Frauen-Achter mit der Rudergemeinschaft vom SC Dynamo Berlin/SC Berlin-Grünau/SG Dynamo Potsdam/SC Einheit Dresden/SC Magedeburg: Liane Justh, Ute Wild, Ina Grapenthin, der aus Schwerin stammenden  Annette Hohn, Anja Kluge, Katrin Schröder, Ramona Balthasar, Martina Walther sowie Daniela Neunast.

Nun Bled 2011 im Blick

Für M-V steigen in diesem vorolympischen Jahr nun Stephan Krüger (ORC Rostock) im Männer-Doppelzweier, Marie-Louise Dräger (ORC Rostock) im Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier, Felix Drahotta (Rostocker RC) im Männer-Zweier, die gebürtige Rostockerin Marlene Sinnig (jetzt Crefelder RC) im Frauen-Zweier sowie Nadja Drygalla und Ulrike Sennewald (beide ORC Rostock) im Achter in die WM-Boote. Zudem ist Marcus Klemp (Ribnitz) Ersatz-Ruderer im Handicap-Bereich.

Insbesondere im Achter-Bereich sind die Erwartungen hoch, aber vielleicht können die Ruder-Protagonisten von heute ja an die Erfolge der Ruder-Protagonisten von einst, von 1989, anknüpfen. Damals gab es Gold und Silber für die noch getrennt rudernden Deutschen aus Ost und West bei den Herren. Und Silber bei den Frauen für das DDR-Boot. Vielleicht gelingt es ja Ulrike Sennewald und ihren Kolleginnen, an den Erfolg des Vaters von 1989, Helmut Sennewald, anzuknüpfen … Das wäre nicht nur traumhaft, sondern „echtes Silber“.

Auch Leichtathletinnen und Leichtathleten bei WM in Südkorea in Aktion

Einen Tag vor den Ruderinnen und Ruderern, die ihre Welttitelkämpfe ab 28. August in Bled austragen, wird es dann auch für die Leichtathletinnen und Leichtathleten bei den WM in Daegu/Südkorea „ernst“.

Bei den 13. Weltmeisterschaften der Leichtathletik-Geschichte seit Helsinki 1983, können und wollen auch fünf Sportlerinnen und Sportler aus M-V klasse Leistungen zeigen. Julia Mächtig vom SC Neubrandenburg startet im Siebenkampf, Martina Strutz vom Hagenower SV im Stabhochsprung, Ralf Bartels vom SC Neubrandenburg im Kugelstoßen und Mark Frank vom 1. LAV Rostock im Speerwerfen. Willi Mathiszik (früher 1. LAV Rostock, nun Wattenscheid) wird über die 110 Meter-Hürden antreten.

Der Kampf um die Medaillen wird für das Quintett sehr schwer. Aber im Sport ist bekanntlich nichts unmöglich … Die besten Chancen auf Edelmetall hat dabei Kugelstoß-Recke Ralf Bartels, der schon WM-Bronze 2005 und 2009 erkämpfte.

1983 in Helsinki war noch die gebürtige Wismarerin Marita Koch, für den SC Empor Rostock startend, mit Gold über 200 Meter, in der 4 x 100 Meter-Staffel und in der 4 x 400 Meter-Staffel jeweils der DDR sowie mit Silber über die 100 Meter die erfolgreichste Athletin der ersten Leichtathletik-WM. Bei den letzten WM 2009 in Berlin erkämpfte die gebürtige Rüganerin Steffi Nerius Gold im Speerwerfen. Also für Mecklenburgerinnen und Mecklenburger sowie Vorpommerinnen und Vorpommern geht bei Leichtathletik-Welttitelkämpfe immer „irgend etwas“.

… Unvergesslich der Diskus-Weltmeistertitel von Jürgen Schult (Schwerin) 1987 oder der Schweriner-Rostocker Doppelsieg 1987 im Zehnkampf – dank Torsten Voss und Christian Schenk. Nur zwei Leichtathletik-WM-Höhepunkte für M-V von vielen …

Sehr jung ist die Geschichte der Leichtathletik-WM, wenn man daran denkt, dass die Leichtathletik seit 1896 Kernsportart auch der Olympischen Spiele der Neuzeit ist. Zwar fanden in den 1960er Jahren Erdteilvergleiche Europa-USA statt und seit 1977 gibt es den Leichtathletik-Weltcup (seit 2010 Continental-Cup), aber eben erst seit 28 Jahren Weltmeisterschaften.

Aber nun gilt es für die 75 nominierten Athletinnen und Athleten des DLV, ein Jahr vor Olympia 2012, so richtig das Selbstvertrauen zu stärken. Das geht wohl am besten mit möglichst viel Edelmetall …

M. Michels