Wir haben es satt! – Bürgerinitiativen gegen Tierfabriken

Protestrufe gegen Lebensmittelindustrie und Agrarpolitik werden lauter

Unter dem Motto: „Wir haben es satt!“ protestieren nun auch mecklenburger Bürgerinitiativen zusammen mit Landwirten, Umwelt- und Tierschutzverbänden, Vertreter aus dem kirchlichen Bereich und Vereinen wie Slow Food am 22. Januar 2011 in Berlin – während der Grünen Woche – gegen industriealisierte Tierfabriken und für Qualität der Lebensmittel. Aber auch gegen Gentechnik, Patente auf Leben und den Ausverkauf landwirtschaftlicher Flächen an Industrielle Agrarbetriebe und Investmentfonds.

Die Mecklenburger Büregrinitiative „Pro Landleben Brohmer Berge“, die am bundesweiten Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ angeschlossen ist, erklärte: „So wie Sklaverei und Kinderarbeit nicht durch ökonomische Vorteile zu rechtfertigen seien, so sei auch bei der Industrialisierung der Landwirtschaft und im Umgang mit Nutztieren eine Schranke überschritten. Es sei bezeichnend, dass sowohl Bauern als auch Verbraucher protestieren.“

So fordern in einer von “gegen-massentierhaltung.de” initiierten Protestaktion jüngst über 400 deutsche Professoren den Ausstieg aus der Massentierhaltung; insgesamt unterstützten über 19.000 Unterschriften diesen Appell bisher. Die Wissenschaftler prangern die agrarindustrielle Fleischproduktion und Viehhaltung als „mensch- und tierunwürdig“ an, weil sie Lebewesen wie Sachen an agrarindustrielle Haltungssysteme anpasse und artgerechtes Verhalten verhindere. „Wir wollen mit diesem Appell demonstrieren, dass es sich bei der Debatte um Massentierhaltung längst nicht mehr nur um ein Randthema von Tierschützerinnen und Veganern handelt“, so Friederike Schmitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am philosophischen Seminar der Universität Heidelberg und eine der Initiatorinnen der Aktion.

Der jüngste Dioxin-Skandal führte zudem zu einer weiteren Protestaktion „Agrarfabriken Stoppen“ mit bisher 70.700 Unterschriften. „Was wir vor allem brauchen, ist eine andere Politik, die Agrarfabriken mit Massentierhaltung, hohem Pestizideinsatz und Überdüngung nicht länger subventioniert. EU-Agrar-Kommissar Dacian Ciolos will die gemeinsame Agrarpolitik denn auch grundlegend reformieren. Doch Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner blockiert die Pläne der EU-Kommission, die milliardenschwere EU-Subventionen von Agrarfabriken auf jene bäuerlichen Betriebe umschichten will, die strengere Umweltauflagen einhalten.“ so der Campact e.V., Initiator der Aktion.

Ein in Mecklenburg-Vorpommern erziehlter, kleiner Fortschritt mag dabei die am 18. Januar beschlossene Einführung einer Zulassungspflicht für gewerbliche Futtermittelbetriebe, welche Futtermittel für lebensmittelliefernde Betriebe herstellen, sein. Neben der Zulassungpflicht sind außerdem eine Trennung von Produktionswegen zwischen Stoffen für die Futtermittelherstellung und Stoffen für die Nutzung zu anderen Zwecken, die Prüfung der Positivliste, die verbindlichen Vorgaben von Eigenkontrollen in den Futtermittelunternehmen und die Optimierung der amtlichen Überwachungssysteme vorgegeben.

Dass Millionenbeträger durch die Agrarpolitik hauptsächlich an die Lebensmittelindustrie und kaum an die Bauernhöfe gezahlt würden, beanstanden die Büregrinitiativen vermehrt. So erklärt die Büregrinitiative „Pro Landleben Brohmer Berge“ gar: Das Ziel internationaler Agrarkonzerne ist es, die Industrialisierung der Landwirtschaft voran zu treiben. Sie wollen grenzenlose Märkte und Milliarden-Subventionen. Das bedeutet: Gentechnik, Tierfabriken und Dumping-Exporte. Diese Agrarpolitik haben immer mehr satt!“

Ziel sei es einen Politikwechsel weg von Agrarfabriken, hin zur bäuerlichen Landwirtschaft, zu artgerechter Tierhaltung und fair produziertem Essen zu erreichen.

von Patrick Dettmann