„Wenn einer den Sternenhimmel sieht…“

Nachgefragt bei Dr. Tobias Röwf, Vorstandsvorsitzender der Sternwarte Greifswald

Das neue Jahr ist längst gestartet und auch in der Sternwarte Greifswald hat das „Leben“ seit den ersten Januartagen wieder „neu begonnen“. In den „restlichen“ knapp 360 Tagen 2017 stehen dort zahlreiche Veranstaltungen auf dem Programm. Dr. Tobias Röwf sprach mit uns über das zurückliegende Jahr, Ziele und Vorhaben für 2017 und über seine Sicht des „Sternenhimmels“.

Das Jahr 2016 ist längst Historie. Wie verlief das 2016er Jahr für die Sternwarte Greifswald? Wie viele Besucher kamen? Welche Veranstaltungen begeisterten besonders?

Dr. Tobias Röwf: Das Jahr 2016 war ein gutes Jahr. Da sind einerseits die Jugendweihe-Gruppen, die etwas über die Entstehung des Lebens auf der Erde oder auf Exoplaneten, das heißt Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, in Erfahrung bringen wollten und anderseits die Kindergarten-Gruppen, die einfach einmal wissen wollten, wie das mit der Mond-Rotation um die Erde ist, und warum wir immer nur die selbe Seite des Mondes sehen. Fast schon obligatorisch kommt der verliebte Student, der seiner Angebeteten in einer Privatführung – zu deren Geburtstag oder zum Valentinstag – die Sterne auf die Erde holt. Teilweise war der Besucher-Andrang bei den regulären Führungen so groß, dass wir eine zweite Führung anhängen mussten.

Gruppen-Foto des Teams der Greifswalder-Sternwarte beim Ausflug nach Lund 2016 (Foto: Dr. Tobias Röwf)

Die interne Vereinsarbeit konnte dank der zahlreichen Ehrenamtlichen wesentlich ausgebaut werden und der Zusammenhalt ist jetzt stärker als je zuvor. Wir brauchen demnächst einen neuen Schatzmeister und auch astronomisch interessierte Laien, die sich für das Durchführen von Führungen begeistern können, sind herzlich willkommen. Mitmacher sind immer gefragt! Übrigens: Wussten Sie, dass ehrenamtliche Tätigkeiten das eigene gesundheitliche Wohlbefinden fördert? Das „Treppen-Auf- und Absteigen“ gibt es als Gratis-Fitness-Training in der Sternwarte mit dazu…

Was die Highlights  2016 betrifft… Der Höhepunkt war der Ausflug mit der Fähre in unsere schwedische Partnerstadt Lund zu Anders Johansen und seinem sehr gastfreundlichen Team, wo wir neben der Lunder-Sternwarte und einem der modernsten Planetarien Europas die altehrwürdige astronomische Groß-Uhr aus dem 14. Jahrhundert im Dom besichtigten. Auch die Besucherzahlen in der Sternwarte Greifswald entwickelten sich 2016 erfreulich. So zählten wir 1.397 Besucher bei 76 Veranstaltungen, worüber wir sehr dankbar sind.

Was werden die Veranstaltungshöhepunkte 2017 sein?

Dr. Tobias Röwf: Aktuell sind wir dabei, das richtige Handhaben des neuen H-alpha-Filters zum Beobachten der spektakulären Sonnenausbrüchen (Protuberanzen) mit allen Referenten zu üben, so dass wir diese neue spannende Beobachtungsmöglichkeit mehr und mehr unseren Besucherinnen und Besuchern präsentieren können.

Außerdem werden wir in diesem Jahr den 25. Jahrestag unserer Vereinsgründung feiern. Diesen Jahrestag wollen wir mit einem Sommerfest sowohl in der Sternwarte als auch vor dem Physikalischen Institut in Greifswald unter anderem mit einem Bastel-Nachmittag für Kinder sowie mit einem kleinen Band-Auftritt einiger unserer Sternwarten-Mitglieder feiern. Da wird so richtig die Post abgehen!

In der Regel finden am ersten und dritten Donnerstag eines jeden Monats öffentliche Führungen statt, wofür keine Anmeldungen notwendig sind. Die Beobachtungsobjekte reichen von den Planeten über die Sonne bis hin zur einzigen mit bloßem Auge sichtbaren Nachbargalaxie in 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung, der Andromeda-Galaxie.

Wie sieht der Jahresauftakt aus?

Dr. Tobias Röwf: Vor der Mitgliederversammlung des Greifswalder Sternwarte e.V. findet am Sonnabend, den 21. Januar 2017 pünktlich um 10:00 Uhr im Greifswalder Jahn-Gymnasium (Bonhoeffer Platz 1, Eingang über den Hof – Sonnenuhr) der Eröffnungsvortrag „Sternwarten der Welt – Das Rathenower Brachymedialteleskop“ statt.

Populärwissenschaftlich werde ich über das bis 2002 weltweit größten kombinierte Linsen- und Spiegelteleskop aus der Stadt der Optik berichten. Durch seine raffinierte Technik ist es bei gleichem Durchmesser nur halb so lang wie das Fernrohr der Berliner Archenhold Sternwarte! Ergänzt wird der Vortrag durch Details zum benachbarten ersten deutschen Sternenpark mit seinen 1.315 Quadratkilometern. Der Eintritt ist frei.

Ab 11:15 Uhr beginnt die Vereinsmitgliederversammlung, zu der gern alle an der Astronomie interessierte Besucher kommen können. Wir beabsichtigen, den mit 500 Euro dotierten Johannes-Conrads-Förderpreis für Astronomie erneut auszuschreiben. Dabei können Fach- und Seminararbeiten, Fotodokumentationen und Konstruktionsunterlagen eigener astronomischer Hilfsmittel eingereicht werden – gern auch Arbeiten von Schülerprojekt-Wochen. Die Gewinnerin oder der Gewinner darf dann den Festvortrag bei der nächsten Mitgliederversammlung über ihre oder seine Arbeit halten.

Welche Ziele und Ambitionen hat die Sternwarte Greifswald über das Jahr 2017 hinaus?

Dr. Tobias Röwf: Nachdem wir für die anstehende 200.000 Euro-Generalrestaurierung des weltweit einzigen Carl-Zeiss-Doppelteleskops bis zum 100. Jubiläum unserer Sternwarte im Jahre 2024 unsere Lieferantenprüfung mit Besuchen unter anderem in Rostock, Potsdam und Zürich planmäßig abgeschlossen haben, konnten wir im letzten Jahr dank zahlreicher Spenden, der Mitgliedsbeiträge und Eintrittsgelder die Modernisierung des Daystar H-alpha-Filters in den USA bereitstellen.

Als gemeinnütziger Verein benötigen wir jedoch noch weitere finanzielle Mittel, damit wir spätestens im Jahr 2023 die Generalrestaurierung in Auftrag geben können. Sie, liebe Leserinnen und liebe Leser, können uns dabei mit regelmäßigen Monatsbeiträgen in Form einer Patenschaft oder mit Einmalbeträgen gegen steuerlich absetzbare Quittungen unterstützen.

Unsere Kontoverbindung:
Greifswalder Sternwarte e.V.
IBAN: DE26 1506 1638 0000 0686 32
BIC: GENO DEF1 ANK
Volksbank Raiffeisenbank e.G. Greifswald
Im Verwendungszweck notieren Sie bitte Ihren Namen und Anschrift, damit wir Ihnen die Spendenquittung zuschicken können.

Wenn Sie als Spender öffentlich erwähnt werden möchten, bitte den Vermerk „Ja-veröffentlichen“ hinzufügen. Wenn Sie vorhaben, uns in Ihrem Testament zu bedenken, dann wenden Sie sich dazu bitte direkt an den Vorstand unter: sternwarte-greifswald@web.de.

Mein langfristiges Ziel ist es, gemeinsam mit weiteren Astronomie-Begeisterten eine großzügig ausgestattete Astronomie-Stiftung Greifswald einzurichten. Diese Stiftung soll zukünftig, ähnlich wie beim Großen Refraktor in Potsdam, aus einem Teil der jährlichen Einnahmen durch Zinseszinseffekte die regelmäßigen Wartungsarbeiten finanzieren. Der Verein wird parallel dazu alle bisherigen Satzungsaufgaben wahrnehmen, wie zum Beispiel die Besucher-Führungen, das Betreuen der Sternwarte und die Aus- und Weiterbildung im Bereich der Astronomie.

Wir haben es ausgerechnet, jeden Euro, der gespendet wird, schenkt jemand anderem eine halbe Stunde Freude – beim Beobachten mit dem weltweit einzigen Carl-Zeiss-Doppelteleskop!

Und… Wie stehen die Sterne 2017?!

Dr. Tobias Röwf: Am 25. Mai wird der Saturn uns mit seiner größten Ringöffnung erscheinen. Am 5. und 13. Juni werden wir zwei Jupiter-Mondschatten und zwei Jupitermonde beobachten können. Nicht zuletzt: Am Morgen des 13. November wird die königliche Konjunktion der hellsten Planeten Jupiter und Venus stattfinden, wobei sich vier Tage später noch die schmale Mondsichel dazugesellen wird. Vielen Dank dabei an die Kollegen von lexikon.astronomie.info für die professionelle Aufarbeitung der Daten!

 

Vielen Dank, weiterhin bestes Engagement für die Sternwarte Greifswald und maximale Erfolge bei allen Vorhaben!

Gruppen-Foto des Greifswalder-Sternwarten-Teams beim Ausflug nach Lund 2016 (Foto: Dr. Tobias Röwf)