Insgesamt positive Zwischenbilanz für MV-Tourismus
Mecklenburg-Vorpommern ist mit Abstand das beliebteste Reiseziel in Ostdeutschland. Unter den deutschen Küstenreisegebieten wird der Wettbewerb aber zunehmend härter. Insbesondere die Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern muss stärker um ihre Marktanteile kämpfen. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2018 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen landesspezifische Ergebnisse der Geschäftsführende Präsident des OSV, Dr. Michael Ermrich, am Donnerstag auf Gut Ulrichshusen in Tressow vorstellte.
Mecklenburg-Vorpommern konnte im vergangenen Jahr sein 2016 erreichtes Nachfrageniveau mit 30,3 Millionen Übernachtungen nicht halten. Die Zahl der Übernachtungen sank 2017 um 1,8 Prozent auf 29,7 Millionen und die Zahl der Ankünfte um 0,5 Prozent auf 7,5 Millionen.
Die aktuelle Halbjahresbilanz fiel insgesamt positiver aus. Im ersten Halbjahr 2018 stieg in Mecklenburg-Vorpommern die Zahl der Ankünfte um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, die Übernachtungen verharrten mit einem Plus von 0,3 Prozent auf Vorjahresniveau. Die Betriebe meldeten im ersten Halbjahr 2018 3,3 Millionen Gästeankünfte und 11,8 Millionen
Übernachtungen.
Gäste zufrieden
Die Gäste in Mecklenburg-Vorpommern sind insgesamt hoch zufrieden. Das Land erreichte 2017 einen Trust Score von 82,7 Punkten, das sind 0,1 Punkte mehr als 2016 und übertrifft wie bereits 2016 leicht den ostdeutschen Trust Score (82,5 Punkte), bleibt aber nach wie vor knapp unter dem deutschlandweiten Wert (82,8 Punkte). Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf über 30 Onlineplattformen für Hotels zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.
„Erfolg im Tourismus braucht eine konsequente Qualitätsorientierung und kundennahe Ausrichtung“, betonte Ermrich und forderte die Touristiker auf, vorhandene Informationsquellen zu nutzen: „Mit dem Sparkassen-Tourismusbarometer möchten wir auch aufzeigen, welche Chancen die Digitalisierung bietet, Informationsquellen zu erschließen. Denn um zu wissen, was Gäste wollen, brauchen wir ein leistungsfähiges Tourismusmonitoring und ein flexibles Datenmanagement.“
Der Trust Score erreichte 2017 überdurchschnittlich hohe Werte in Vorpommern (83,4 Punkte), in der Mecklenburgischen Schweiz/Seenplatte (83,3 Punkte) und auf Rügen/Hiddensee (83,2 Punkte), gefolgt von den leicht unter dem Landesdurchschnitt liegenden Reisegebieten Westmecklenburg (81,6 Punkte) und Mecklenburgische Ostseeküste (81,3 Punkte).
Das Tourismusbarometer sieht kaum Serviceprobleme bei den Hotels. Der Service erreicht in Mecklenburg-Vorpommern Werte von etwa 90 Punkten. Die Kunden bewerten die Außenanlagen gut ebenso wie das Essen und Trinken. Negativbewertungen werden bei Zimmern und Preisen abgegeben und insbesondere bei der WLAN-Versorgung (unter 60 Punkte).
Reisegebiete mit Gewinnen und Verlusten
Die Halbjahresbilanz in den Reisegebieten Mecklenburg-Vorpommerns fällt unterschiedlich aus. Im ersten Halbjahr 2018 verzeichneten nur Westmecklenburg (+ 6 Prozent) und die Mecklenburgische Ostseeküste (+ 3,3 Prozent) Zugewinne bei den Übernachtungen. Stagnation bzw. leichte Rückgänge verbuchten die Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte (- 0,1 Prozent) und Vorpommern (- 0,6 Prozent). Weiterhin rückläufige Übernachtungszahlen musste Rügen/Hiddensee (- 3,7 Prozent) verkraften.
Wachsende Nachfrage aus dem Ausland
Insgesamt wird der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern durch eine stabile Nachfrage größtenteils von Gästen aus Deutschland getragen. Ein wenig dynamischer zeigt sich die Nachfrage aus dem Ausland. Während in Mecklenburg-Vorpommern im ersten Halbjahr 2018 gegenüber dem Vorjahreszeitraum die Nachfrage aus Deutschland quasi stagnierte, + 0,9 Prozent mehr Ankünfte und Stagnation bei den Übernachtungen, lag die Auslandsnachfrage bei 7,9 Prozent mehr Ankünften und 8,1 Prozent mehr Übernachtungen.
Allerdings hat der internationale Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern nach wie vor eine geringe Bedeutung. Der Anteil von Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland an der Gesamtzahl der Übernachtungen in Mecklenburg-Vorpommern lag im ersten Halbjahr 2018 lediglich bei
3,2 Prozent und im gesamten Jahr 2017 bei knapp 3,4 Prozent.
Gäste suchen das Besondere – Strategien für Beherbergungsmarkt
Betriebe müssen sich fragen: Was verlangen die Gäste? Gefordert sind hier auch Tourismusorganisationen, Branchenverbände und die öffentliche Hand. Sie können und müssen den Wandel im Beherbergungsmarkt strategisch unterstützen. Als Zukunftstrends benennt das Tourismusbarometer neben Low Budget Konzepten individuelle Angebote mit spezifischen Themenkonzepten. Auch die Ausrichtung als Luxusbetriebe und die Kettenhotellerie sind erfolgversprechende Strategien.
Budgetangebote: Moderne Low Budget Hotels haben sich mit durchdachten Geschäftsmodellen vom verstaubten Image entfernt und erreichen heute einen beachtlichen Teil des Branchenumsatzes. In der Regel bieten die Betriebe ihren Gästen nur Leistungen an, die tatsächlich von ihnen erwartet und benötigt werden. Viele Betriebe verzichten auf ein Hotelrestaurant und der Rezeptionist ist häufig auch für die Bar verantwortlich. Somit kommen die betriebsinternen Prozesse mit weniger Personal aus und sind hochstandardisiert. Dabei bieten sie oftmals modernes Design und Ambiente. Erfolgsfaktoren von Budget-Betrieben sind Prozessstandards, Effizienz, hohe Zimmerzahl und ein optimales Preis- / Leistungsverhältnis.
Konzeptbetriebe: Die Gäste wünschen sich eine klare Positionierung und möchten authentische Erlebnisse. Anbieter brauchen ein eigenes „Thema“ oder müssen die Angebote auf die besonderen Wünsche von Zielgruppen, z. B. Familien mit Kindern oder Radler, ausrichten. Hier gibt es Nachholbedarf. Nur 51 Prozent aller Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern vermarkten ein klares Profil, ostdeutschlandweit sind es immerhin 63 Prozent der Betriebe. Erfolgsfaktoren von Themen- und Konzeptbetrieben sind eine Nischenstrategie, der Zielgruppenfokus, Authentizität und die Vermeidung von Standards.
Luxusbetriebe: Hauptzielgruppe für Luxusangebote sind erfahrene und kaufkräftige Reisende. Luxusreisende verlangen authentische, individuelle und genussorientierte Angebote. Dabei sind nicht nur große Hotels gefragt, auch kleinere, exklusive Boutique-Hotels, private Ferienhäuser und Glamping sind unter Luxusreisenden beliebt. Das ist auch eine Chance für kleinere Betriebe und private Anbieter.
Erfolgsfaktoren für Luxusbetriebe sind erlebnisreiche und prestigeträchtige Angebote, Individualität und Exklusivität, ein hohes Maß an Service, Top-Ausstattung und beste Lage.
Kettenbetriebe: Der Anteil der Markenhotellerie in Mecklenburg-Vorpommern liegt bei 7 Prozent, im gesamten Bundesgebiet sind es 13 Prozent, ostdeutschlandweit 6 Prozent. Selbst an der Küste sind die Marktanteile der Kettenhotellerie gering. So hat die Ostseeküste nur einen Marktanteil von 9 Prozent, Vorpommern 8 Prozent, Rügen/Hiddensee 7 Prozent. Im Binnenland liegen diese noch niedriger, so in Westmecklenburg bei 6 Prozent und in der Mecklenburgischen Schweiz/Seenplatte bei 4 Prozent. Erfolgsfaktoren für Kettenbetriebe sind ihre Finanzkraft, die Markenbildung, die Standardisierungsmöglichkeiten und die Diversifizierung.
Chancen für Betriebe
Die Beherbergungsbetriebe, wie Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen oder Campingplätze, haben zukünftig gute Marktchancen, die es verstehen die genannten Erfolgsfaktoren auf den eigenen Betrieb zu übertragen. Diese Betriebe können ihre Marktstellung festigen, wenn sie in die Inszenierung des Themas sowie in die feste Verankerung und Vernetzung in der Region investieren.
Pressemitteilung / Ostdeutscher Sparkassenverband