Schicksalstag für viele Schwerstkranke

Sebastian Ratjen, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, erklärt zur heutigen Debatte im Bundestag zur Zukunft der Stammzellenforschung in Deutschland:


„Der heutige Tag kann zum Schicksalstag vieler schwerstkranker Menschen werden. Dies sollte sich jeder vor Augen halten, der diese Frage ausschließlich vom Standpunkt der Diskussion aus sieht, ob denn eine Stammzelle bereits ein menschliches Leben ist oder nicht, denn die, denen die Stammzellenforschung definitiv das Leben retten könnte und auch wesentlich verbessern, sind definitiv am Leben und am Leiden.

Ich habe vollen Respekt vor den Kritikern die davor zurückschrecken, so tief in die Entstehung des Menschen einzugreifen, aber ich möchte zu bedenken geben, dass eine ähnliche Diskussion stattfand, als sich Ärzte gegen den massiven Widerstand der Kirche zum ersten Mal trauten, den Leib eines Toten zu sezieren, um mehr über den menschlichen Körper zu erfahren.

Eines der ersten positiven Ergebnisse war die Entdeckung des Blinddarmes und damit der Ursache vieler sinnloser Tode, da man auf der Anatomie des Schweins aufbauend nicht wissen konnte, dass dieser vorhanden und die Ursache für die gefürchtete Seitenkrankheit war. Man war bereits damals durchaus in der Lage diesen zu operieren, nur Denkverbote hatten es verhindert.

Mit Sicherheit birgt diese Forschung, wie jede andere auch Missbrauchspotenzial, aber die Verantwortung gegenüber den kranken Lebenden sollte uns zu ihren Gunsten entscheiden lassen. Nicht zu vergessen, dass ein Erfolg bezüglich der Nachzüchtung ganzer Organe ein Ende des rücksichtslosen und kriminellen Organhandels bedeuten würde.“