Rückblick auf das turnsportliche 2015

Nachgefragt bei Peer Schmidt

Bei den gerade beendeten WM in Geräte-Turnen in Glasgow gab es den fast schon obligatorischen kontinentalen Dreikampf zwischen Europa, Asien und Amerika. Asien erkämpfte dabei die „Pole Position“ mit 17 Medaillen, darunter 7 x Gold, vor Europa mit 16 Medaillen, darunter 5 x Gold, und dem amerikanischen Doppel-Kontinent mit 12 Medaillen, darunter 5 x Gold. Also, es ging – kontinental betrachtet – „sehr eng“ zu…

Überragend war wieder einmal Japans Kohei Uchimura, der nach 2009, 2010, 2011, 2013, 2014 und 2015 seinen sechsten WM-Titel im Einzel-Mehrkampf  der Herren „holte“. In London 2012 hatte Kohei Uchimura dort auch Gold gewonnen. Auch am Reck gab es 2015 goldene WM-Momente für Kohei Uchimura, der auch den WM-Sieg 2015 mit der japanischen Mannschaft errang. Sein Landsmann Kenzo Shirai distanzierte zudem die Konkurrenz am Boden.

Japan bei den Herren die Nummer eins, die USA bei den Frauen

Ist Japan gegenwärtig die Nummer eins im globalen Herren-Turnsport, so sind die US-Amerikanerinnen derzeit die Allerbesten im Frauen-Turnsport. Simone Biles erturnte ihren dritten WM-Titel im Einzel-Mehrkampf der Frauen und freute sich außerdem über Gold mit dem US-Team, am Schwebebalken und am Boden.

Wie sind die WM-Ergebnisse in Glasgow nun zu bewerten?! Und zudem: Wie ist es um den Turnsport in M-V, speziell in Rostock,  2015 bestellt?!

Nachgefragt bei Peer Schmidt vom Hanse-Turn-Verein in Rostock

Frage: Herr Schmidt, die WM in Glasgow sind schon wieder Historie. Wie beurteilen Sie die Resultate aus internationaler und nationaler Sicht?

Peer Schmidt: Die Ergebnisse in Glasgow widerspiegeln die Wertigkeit und den Status dieser Sportart in der Gesellschaft der jeweiligen Länder. Entsprechend hoch sind die Förderungen dort, was auch immer wieder eine hervorragende Nachwuchsarbeit zulässt. Deutschland ist da ebenfalls auf einem guten Weg.

Frage: Die so genannten „fetten Jahres“ im deutschen Turnsport scheinen vorbei, wie bereits Fabian Hambüchen vor den WM äußerte… Fehlt der Nachwuchs?!

Peer Schmidt:  Es fehlt nicht der Nachwuchs, sondern ausreichende Mittel und hochqualifizierte Top-Trainer. Gerade die DTB-Turn-Talentschulen in Deutschland, wo der Altersbereich  5-10 Jahre im Grundlagenbereich ausgebildet werden soll, sind vorort überwiegend auf sich selbst gestellt. Hier gibt es mit Sicherheit noch jede Menge Möglichkeiten der Förderung.

Frage: Welche Leistungen imponierten Ihnen ansonsten bei den WM 2015?

Peer Schmidt: Die Turnerinnen der USA sind momentan das Maaß aller Dinge. Die Höchstschwierigkeiten an allen Geräten sind sensationell. Ich persönlich stelle aber in Frage ob das noch“ weibliches Kunstturnen“ ist. Eine Nastia Lukin mit ihrer äußeren Erscheinung und Ausstrahlung hat mir seinerzeit wesentlich mehr imponiert.

Frage: Von den WM zu M-V… Wie bewerten Sie die Situation im Geräteturnen in M-V, speziell in Rostock,  anno 2015?

Peer Schmidt: Nun es gibt 6-7 Vereine die den Turnsport in MV auf Breitensportbasis betreiben und fördern. Wir der Hanseturnverein Rostock e.V. sind da mit unserer DTB-TTS allein auf weiter Flur. Das ist sehr schade, da wir dadurch gezwungen sind weite Wege nach Berlin-Brandenburg für unsere Leistungssportlichen Vergleichs- Wettkämpfe zu gehen. Für uns ein erheblicher Mehraufwand den wir selber finanzieren und absichern müssen.

Die momentane Flüchtlingssituation stellt uns zusätzlich vor große Probleme. Unsere Trainingsstätte, die Rostocker Kunstturnhalle, wurde mit zusätzlichen Sportgruppen belegt. Ein effizientes Leistungstraining ist somit momentan unmöglich.

Frage: Welche turnsportlichen Herausforderungen stehen 2015 noch an? Welche Ziele hat der Hanse-Turn-Verein für 2016?

Peer Schmidt: Die Wettkampfsaison 2015 ist mit den Landesmeisterschaften der AK 10-15 am 15.11.2015 gerade zu Ende gegangen. Für unsere  Nachwuchs-Turnerinnen im AK- Bereich 6-15 war es ein sehr erfolgreiches Jahr. Bei allen Wettkämpfen übers Jahr wurden mehrere Gold, Silber und Bronze-Medaillen errungen. Unsere Zusammenarbeit mit den TTS in Berlin-Brandenburg und dem Landes-Leistungszentrum in Berlin trägt Früchte und wird auch in 2016 ungemindert fortgesetzt werden. Seitens des Berliner-Trainingszentrums besteht nach wie vor großes Interesse an unseren kleinen Nachwuchstalenten. Eine entsprechende Delegierung dorthin bleibt oberstes Ziel für uns und unsere Turnerinnen.

Vielen Dank!

Marko Michels