„Nie war es so verrückt wie immer …“

Lesung mit Herbert Köfer in Wismar Ende Oktober

Am 29.Oktober kommt der „große alte Mann“ – und das im positiven Sinne – in die Hansestadt Wismar. Die Weiland-Buchhandlung veranstaltet mit dem früheren Nachrichtensprecher, Schauspieler auf verschiedenen TV- und Theater-Bühnen, „dem ältesten, prominenten Trabrennsportler“ und Autor eine Lesung im Zeughaus Wismar um 19.30 Uhr.

Zwar spielte Herbert Köfer einen Rentner bereits zu DDR-Zeiten in der beliebten Serie des DFF „Rentner haben niemals Zeit“, aber „so richtig“ Rentner wurde Herbert Köfer, Jahrgang 1921, nie. Ein Mime, der sich im ständigen „Unruhestand“ befindet, der immer auch etwas zu sagen hat und zu berichten weiß.

Nicht jede/jeder wird die politische Meinung Köfers teilen wollen, interessant und diskussionswürdig sind seine schriftlichen und mündlichen Beiträge allemal.

Kurz nach der friedlichen Revolution 1989/90 befragte ihn ein Journalist, wie er sich jetzt, nach der Wende, fühle ? Köfer entgegnete, dass er sich gut fühle, dass es leichter sei, Interviews zu geben, und dass man seine Antworten nicht zehnmal filtern müsse wie in der Vergangenheit.

Nicht gerade „Lobhudelei“ in Richtung Meinungsfreiheit in der DDR, in der er die Höhepunkte seines schauspielerischen Schaffens feiern konnte.

Sowohl ernsthafte und herausragende Rollen, wie die des SS-Offiziers in „Nackt unter Wölfen“, oder auch eher leichte Kost, wie die des „liebestolle“ Eishockey-Trainers in „Aber Doktor !“, gehörten zum Repertoire des vielseitigen Schauspielers.

Seine erste Bühnenerfahrung liegt mittlerweile rund 70 Jahre zurück. Seine erste Anstellung hatte er 1940/41 – nach einer Schauspielausbildung – am Stadt-Theater in Brieg.

Nach dem Krieg wurde er dann im Dezember 1952 der erste Nachrichtensprecher der „Aktuellen Kamera“, ehe er dann einer der bekanntesten Schauspieler im Osten Deutschlands wurde.

Sein Blick auf die DDR war ambivalent. Gegenüber dem ZDF meinte er im März 2008, dass er nicht damit zurecht käme, wenn er sagen würde, die DDR sei ein Unrechtsstaat gewesen. Das könne gar nicht sein, denn dann hätte er sich ja erheben müssen. Und er hätte nach der Wende mit dem Staat abgerechnet.

Ein einseitige Perspektive auf die DDR ?! Selbstkritik ausgeblendet ?! In seinen Erinnerungen fehlt in der Tat, die „große Abrechnung“, die „deutliche Kritik“ an der DDR. War der großartige Schauspieler Herbert Köfer „blind“ für das in der DDR begangene Unrecht ? Konzentrierte er sich nur intensiv auf die Schauspielkunst, so dass die „offenen Augen“ für den tristen DDR-Alltag fehlten ?

Nachdem Herbert Köfer 1995 im Ullstein-Verlag seine Erinnerungen „Das war`s noch lange nicht.“ publizierte, erschien nun 2008 sein Buch „Nie war es so verrückt wie immer …“ im Verlag „Das Neue Berlin“.

Herbert Köfer wird in Wismar – er spielte hier übrigens 2005 in der Serie „SOKO Wismar“ eine Rolle – sicherlich nicht nur aus seinem neuen Werk lesen, sondern auch die Fragen eines interessierten Publikums beantworten.

Marko Michels

F.: Veranstalter