Moorschutzkonzept mit Infrastrukturkorridoren

Moorschutzkonzept mit Infrastrukturkorridoren führte Renaturierung des Polder Kamp zum Erfolg

Nach dreizehnjähriger Planungs- und Realisierungszeit übergibt heute der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus das Vorhaben „Renaturierung Polder Kamp“ nahe Anklam offiziell seiner Bestimmung. „Der ungewöhnlich lange Zeitraum mag Indiz sein für die Schwierigkeiten, die hier zu meistern waren, steht aber ebenso für eine Lösung, die den verschiedensten Interessenlagen vor Ort gerecht werden soll“, sagte der Minister. Er erinnerte an die kritische Ausgangssituation, die durch die Sturmflut vom November 1995 offenkundig wurde, und den hieraus erwachsenen Handlungsbedarf.

Die Ortslagen Kamp und Anklamer Fähre erreichbar zu halten und gleichzeitig die Infrastrukturversorgung der Region zu sichern, war die eine Herausforderung, die Renaturierung unter Beachtung von Biodiversitätskriterien und Europäischen Normvorgaben im Naturschutz die andere. „Gelöst werden konnte dies durch die Einbindung des Vorhabens in das Moorschutzkonzept des Landes“, erläuterte Dr. Backhaus den beschrittenen Weg. „Mit der Anlage eines so genannten Infrastrukturkorridors auf der einen und der Neuregulierung des hydrologischen Systems im südlichen Peene-Äastuar auf der anderen Seite, die rund 360 Hektar Niedermoorfläche vernässt, werden die Anforderungen erfüllt.“ Dabei wurden die Belange des benachbarten Polders Gnevezin-Bargischow bereits berücksichtigt.

Mehr als 6 Mio. Euro hat das Land an Fördergeldern aus Programmen zum Schutz und zur Entwicklung von Mooren und zur Verbesserung von Verkehrsverhältnissen der Gemeinden für die bisherigen Maßnahmen bereit gestellt, darunter auch für die Ersetzung der 110 KV-Leitung durch eine Trasse mit hochwassersicheren Masten. Weitere Fördermöglichkeiten bestünden über die entsprechende Richtlinie des Landes auch für die vom Minister befürwortete Verlängerung des Infrastrukturkorridors bis zur Ortschaft Gnevezin.

Landesweit seien inzwischen mehr als 35 Moorschutz-Projekte in der Umsetzung bzw. unmittelbar vor dem Abschluss. Von 2000 bis 2008 wurden 22 Mio. Euro an Fördermitteln genutzt, um die Vernässung von Niedermooren auf einer Fläche von rund 8 000 Hektar zu ermöglichen. 2 100 Hektar hiervon wurden aufgekauft, da sie dauerhaft aus der Nutzung zu nehmen waren. „Inzwischen ist klar, dass Moorschutz nicht nur eine spezielle und wichtige Form des Natur- und Ökosystemerhalts ist, sondern zugleich einen stattlichen Beitrag zum Klimaschutz beisteuern kann“, stellte Dr. Backhaus heraus. Er verweist einmal mehr darauf, dass in den aktiven Mooren weltweit ebenso viel Kohlenstoff gebunden ist wie in der lebenden Biomasse auf den Kontinenten zusammen.

Im Herbst 2008 werde der Minister ein neues Moorschutzkonzept für das Land Mecklenburg-Vorpommern vorstellen, dass neben der stärkeren Beachtung von Klimaaspekten auch interessante Ansätze für eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung bestimmter Niedermoorflächen beinhalten soll. „Wir müssen unsere Moore und ihre einzigartige Artenstruktur und -vielfalt umfassend schützen, wir sollten aber solche von hoher Bodennässe geprägten Standorte auch auf ihre wirtschaftliche Nutzbarkeit hin überprüfen und entwickeln, sofern dies naturverträglich möglich ist“, blickt Minister Dr. Backhaus bereits ein Stückweit voraus.