Start der neuen Sonderausstellung im phanTECHNIKUM
Wann immer so ein Schiff – aus buntem Kunststoff geformt – in der Badewanne schwamm, war es allen anderen Spielsachen überlegen.
Heute können wir unser eigenes Bild der Seefahrt mit historischem Plastikspielzeug erschaffen – mit Fischerbooten und Überseedampfern, mit Frachtkähnen und Autofähren, mit stolzen Schlachtschiffen, Rennbooten und Segeljachten… Bevor Erfinder etwas erfinden, spielen sie.
Bevor die Macher die Ausstellung „Leinen los“ erfanden und danach ca. 200 Exponate historischer Spielzeugschiffe in aller Welt gefunden haben, spielten sie mit mechanischen Blechspielzeugen.
Sebastian Köpcke und Volker Weinhold – beide Fotografen und Ausstellungsmacher aus Berlin – verrieten, dass sie sich nach der Ausstellung „Mechanische Tierwelt“ Gedanken über ein neues Thema machten.
Sie dachten an etwas Maritimes, das es so noch nicht gegeben hat. »Leinen los! – Spielzeugschiffe auf großer Fahrt!« heißt die neue Sonderschau, die gestern im phanTECHNIKUM in Wismar vor Anker ging.
150 Boote und Schiffe aller Art zeigen sich von ihrer besten Seite. Die bunten Miniaturen sind allesamt aus Kunststoff gefertigte Originale internationaler Hersteller von 1910 bis in die 1980er Jahre.
Als erstes fällt das Mississippi ShowBoat ins Auge – wahrscheinlich auch, weil man mit den Radschaufeldampfern eine besonders romantische Vorstellung verbindet.
Das Spielzeugschiff aus den 1950ern entstammt einer Zeit, in dem Spielzeug aus Plastik ganz groß in Mode kam. Ein Blick in die Vergangenheit versprechen sie allesamt, der Fischkutter, das Feuerlöschboot, der Atomeisbrecher, der Ausflugsdampfer und auch Autofähre von Renwal aus den USA.
Kreuzfahrt ist das große Thema unserer Zeit, das schon vor vielen Jahren Geschichte schrieb. Als Spielzeug finden sich in der Ausstellung verschiedenste Passagierschiffe, wie z.B. „USS United States“, die „Ile de France“ oder das FDGB-Urlauberschiff „Fritz Heckert“.
Neben den „Großen“ entdeckt der Besucher auch winzig „Kleine“. Bei diesen lassen sich zwar nicht mehr die einzelnen Fenster pro Deck zählen, aber auf alle Fälle die Schornsteine auf dem Oberdeck! Und wer hätte gedacht, dass Passagierschiffe auch als Trillerpfeife getarnt für jede Menge Krach sorgen können?
Die Ausstellung ist – lässt man sich auf sie ein – ein Erlebnis der Superlative. Unter den Segelbooten ein Schiff aus der DDR, bei dem die Seilschaften immer noch einwandfrei funktionieren. Das wohl kleinste Boot in scheint das Lotsenboot von 1979 sein, das (… in jedem 7ten Ei…) als besondere Kinderüberraschung heute vielleicht noch in der einen oder anderen Schatztruhe zu finden sein mag.
Nicht viel größer zeigen sich die historischen Segelboote aus den 1950ern. Sie waren einst beliebte Sammel-Beigaben in den Sanella-Margarinen.
Inspiriert wurden die Spielzeughersteller auch durch die Filmwelt. Wer erinnert sich nicht an Sean Connery in seiner Rolle als James Bond. In „Thunderball“ kämpfte er in sagenhaften Unterwasserfahrzeugen gegen das Böse. Wenig später bauten diese Spielzeughersteller nach. Auch ein Indianerboot und ein Wikingerschiff finden sich zwischen all den besonderen Spielzeugen.
Eines der ältesten Objekte ist ein U-Boot, das um 1910 in den USA aus Zelluloid hergestellt wurde. Und auch ganz „echte“ Schiffe und Boote finden sich wieder. Mit dem Hydroplane „slo-mo-shun IV“ stellte Stanley S. Sayers 1952 mit 287 km/h einen Geschwindigkeitsrekord auf. Heute steht das Hydroplane im Technikmuseum in Seattle und aktuell im Kleinformat als Spielzeugschiff im Technischen Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern in Wismar.
An den Wänden ziehen die brillanten Fotografien der Schiffe die Blicke des Betrachters auf sich. Sie überraschen mit phantasievollen Farbenspielen und erinnern nicht zufällig an die große Zeit der Seefahrt, an Kapitänsbilder, Hafenfotografie und Reiseplakate der Vergangenheit.
Dokumentarische schwarz-weiß-Fotografien aus dem Sammlungsbestand des Technischen Landesmuseums schlagen die Brücke von der spielerischen Träumerei zur Realität.
Fragt man Sebastian Köpcke nach seinem Lieblingsexponat, so erfährt man, dass es ihm das Hausboot von Idealtoys aus den 1950ern besonders angetan hat. Vielleicht auch hier ein Hinweis auf Wunsch nach Wirklichkeit im echten Leben? Das fragen wir ihn das nächste Mal…
Andrej Quade, Museumsdirektor im phanTECHNIKUM: „Wir freuen uns besonders ein maritimes Ausstellungsthema zu präsentieren. In dieser spielerischen Seite der Schifffahrt, können Jung und Alt in einer Erlebniswelt zusammenfinden, etwa: „mit diesem Schiff habe ich als in der Badewanne gespielt und mit jenen bin ich zu See gefahren.“
Die Ausstellung im phanTECHNIKUM lädt bis zum 29.04.2019 zu interessanten Einblicken, Drauf- und Ansichten zu „Leinen los“ ein. Eine Ausstellung für Groß und Klein, die bei den Erwachsenen Erinnerungen wach werden lässt und im Gespräch „…weißt Du noch“ ein Lächeln in die Gesichter zaubert.
In der Dauerausstellung wird u.a. Schiffstechnik gezeigt, wie den 12 Tonnen schweren Dieselmotor des Segelschulschiffes der Deutschen Marine „Gorch Fock“.
Zu den Ausstellungsmachern:
Sebastian Köpcke (*1967) und Volker Weinhold (*1962) leben und arbeiten als Fotografen, Gestalter und Ausstellungsmacher in Berlin. Die beiden Künstler verbindet seit mehr als zwei Jahrzehnten das lebendige Interesse, historische Themen im Alltag zu entdecken, um diese auf eigene Weise zu interpretieren. Die fotografische Inszenierung erwies sich dabei als ein probates Mittel. Ihre Ausstellungen gehen erfolgreich auf Tour durch Museen im In- und Ausland.
Ausstellungszeitraum: vom 23.Oktober 2018 bis 29.April 2019
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr (am 24./25.12. geschlossen bzw. am 31.12./1.1. ebenfalls geschlossen)
Pressemitteilung des phanTECHNIKUM Wismar