Kulturausschuss berät über FDP-Thesenpapier zur bildenden Kunst!

Hans Kreher, kulturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, erklärt zur Beratung des FDP-Thesenpapiers zur bildenden Kunst im Rahmen der morgigen Sitzung des Kulturausschusses:

„Die FDP-Fraktion hat mit Experten aus dem ganzen Land ein Thesenpapier erarbeitet. Darin werden die Missstände im Bereich der bildenden Kunst benannt und es werden konkrete Vorschläge zur Beseitigung dieser Missstände gemacht.

In MV fehlt eine nachhaltige und verlässliche Förderung der breiten Basis in der bildenden Kunst. Dies gilt für die Begabtenförderung, die Verknüpfung von Kultur und Wirtschaft, die Einbindung von Kultur in den Hochschulen und Ausbildungsstätten. Das Potential von Kultur, insbesondere das der bildenden Kunst, wird in Mecklenburg Vorpommern nicht annähernd ausgeschöpft. Es geht um harte Standortfaktoren, die dem Land nicht nur ein gutes Image verleihen, sondern um brachliegende Synergien zwischen Wirtschaft, Bildung und Kultur.

Diese Kulturinitiative ist im Zusammenhang mit den vorausgegangenen Aktivitäten der FDP-Landtagsfraktion zu Film- und Medien und dem Antrag Theater- und Orchesterlandschaft zu sehen. Wir wollen mit unserem Engagement den Anfang zu einer neuen Kulturinitiative in MV machen. Dabei wartet die FDP-Fraktion nicht darauf, was die Landesregierung vorschlägt, sondern macht selbst konstruktive Vorschläge.“

Bildende Kunst auf Breite Basis stellen

Kunst und Kultur sind wichtige Impulsgeber für die gesellschaftliche Entwicklung. Das Potential von Kultur, insbesondere das der bildenden Kunst, wird in Mecklenburg  Vorpommern nicht ausgeschöpft. Es handelt sich dabei nicht um eine schöngeistige
Debatte oder um eine Bitte um Almosen für die Künstler im Lande. Es geht um harte  Standortfaktoren, die dem Land nicht nur ein gutes Image verleihen, sondern um  brachliegende Synergien zwischen Wirtschaft, Bildung und Kultur. Die Kulturanalyse  für MV (2004) hat dies bereits herausgestellt und muss nun ergänzt werden.

Thesen zur nachhaltigen Förderung der bildenden Kunst in MV:

1.  MV braucht ein nachhaltiges Konzept für die bildende Kunst: Die Anerkennung und Verbindlichkeit gegenüber kulturellen Leistungen allgemein und gegenüber der bildenden Kunst im Besonderen muss verbessert werden. Der ausschließlich freiwillige Charakter dieser Leistungen bei den Kommunen führt zur Erosion der Landeskultur. Besonders die langfristig  angelegte Basisarbeit in der bildenden Kunst von Künstlern und Kunsterziehern vor Ort muss verstärkt werden. Ehrenamtlich Engagierte alleine können diese Aufgabe nicht leisten. Dies gilt u. a. für die Begabtenförderung, die Verknüpfung von Kultur und Wirtschaft sowie die Einbindung von Kultur in den Hochschulen und Ausbildungsstätten.

2.  Das Land und die Kommunen müssen Vorbildcharakter haben: Land und die Kommunen sollten sich verpflichten die Allgemeinbildung im kulturellen Bereich zu sichern und zu verbessern. Dabei müssen Sie ihr Engagement in den Bereichen Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum verstärken wie z. B. mehr Ausschreibungen, Maßnahmen zur Anerkennung der Kunst und der Künstler sowie Ausstellungen in diesem Bereich. Auch Modelle wie der ‚Stadtschreiber’ ließen sich als Modell ‚Stadtkünstler’ realisieren. Das Land und die Kommunen (in Zusammenarbeit mit privaten Geldgebern) sollten mehr Wohn- und Ausstellungsflächen schaffen um bildende Künstler zu fördern.

3.  Bildende Kunst darf nicht als permanenter Steinbruch für Sparmaßnahmen dienen: Kulturelle Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft sind ständig im Bestand bedroht, weil Haushaltskürzungen häufig bei den sog. „freiwilligen Leistungen“, zu denen die Kultur gehört, vorgenommen werden. Eine kontinuierliche Arbeit im Bereich bildender Kunst wird dadurch immer schwieriger oder gar unmöglich gemacht. Es fehlt die Einsicht, dass Kultur nicht Teil von Subventionen sondern Teil der Investitionen im Haushalt des Landes und der Kommunen ist.

4.  Leuchttürme in der bildenden Kunst brauchen eine solide Basis: Bei der Eventförderung fehlt z.B. ein landesweites Konzept für die Museen und eine Verknüpfung der wirtschaftlichen, touristischen und kultur- bzw. landespolitischen Ziele. Auch hier ist eine verbesserte Einbindung der Basisarbeit beim täglichen Engagement um die bildende Kunst nötig. Events haben sonst keinen nachhaltigen (Bildungs-)Wert.

5.  Fördermethoden sind kein Selbstzweck. Sie müssen dem kulturellen und wirtschaftlichen Mehrwert dienen: Die Praxis der fast ausschließlichen Projektförderung stellt sich oft als zu einseitig und innovationshemmend dar. Schematische Abgrenzungen in der
Kulturförderung müssen kritisch überprüft werden. Auch hier braucht das Land neue Ansätze zur Förderung der Basisarbeit. Mehr Stipendien und Preisgelder können z. B. die Qualität in der bildenden Kunst sichern und steigern.

6.  Bildende Kunst braucht eine ganzheitliche Begabtenförderung: Bildende Kunst wird an den Schulen nicht in dem Maße ernst genommen wie Sprachen, Mathematik und naturwiss. Fächer. Häufig gibt es weder Fachlehrer noch eine Möglichkeit der Vertiefung an den Schulen. Begabtenförderung sollte mit Schulbeginn stattfinden. Dafür braucht man qualifiziertes Personal und einen Rahmen, der Begabungen fördern und vertiefen kann. Begabtenförderung beginnt mit Breitenförderung. Sie kann bei jedem Kind eine Begabung finden und stärken. Dies sollte nicht nur ein elementarer Bestandteil von Bildungs- und Kulturpolitik sein, sondern ist auch ein wirksamer Bestandteil von Gewalt- und Extremismusprävention.

7.  Bildende Kunst braucht Lernorte und Ausbildungsstätten: Die Kunstfachbereiche an den Hochschulen in Wismar und Greifswald müssen gestärkt und nicht noch weiter geschwächt werden. Durch die vielen Strukturveränderungen im Hochschulbereich droht das Caspar-David-Friedrich-Institut arbeitsunfähig zu werden. Hier muss dringend gegengesteuert werden. Zur Unterstützung und Ergänzung des Aus- und Weiterbildungsangebotes, wäre die Gründung einer (privaten) Hochschule (in Schwerin) zu prüfen.

8.  Synergien zwischen bildender Kunst, Bildung, Tourismus und Wirtschaft werden zu wenig genutzt: Die Qualität kultureller Veranstaltungen generell und besonders im Bereich der bildenden Kunst wird zu einseitig nach Besucherzahlen bemessen. Der Multiplikatoreffekt kultureller Veranstaltungen wird nicht genügend erkannt und ausgeschöpft. Der Zusammenhang zwischen „kreativer Wirtschaft“ und „produktiver Kunst“ muss stärker herausgestellt und befördert werden.

9.  Privates Engagement verstärken Das öffentliche Bewusstsein im Bereich der bildenden Kunst wird im Vergleich zu den Bereichen Sport und Musik viel zu wenig angesprochen. Durch verstärkte Aufklärung und verbesserte Kommunikation, könnte weit mehr privates Engagement geweckt werden. Professionalität und Managementkompetenz der Verantwortlichen müssen verstärkt werden. Es sollten mehr Möglichkeiten zum aktiven Handeln geschaffen werden. Bildende Künstler brauchen mehr Öffentlichkeit. So sollten z.B. mehr Kunstvereine und Galerien initiiert und gestärkt werden sowie Kunstforen zum gegenseitigen Kennenlernen
und Gedankenaustausch.

10.  Förderung muss neue Wege beschreiten Bisherige Grenzen bei der Förderung müssen wörtlich und im übertragenen Sinne überwunden werden. Wir brauchen mehr Landesgrenzen übergreifende Initiativen und noch mehr Interesse bei jungem Publikum, um den Markt der Ideen und Erfahrungen zu erweitern. Bei der Förderung von Kunst können auch indirekte Maßnahmen Impulse schaffen, die den Verkauf von Kunst fördern. Künstler und Finanzdienstleister sollten hier über intelligente Vermögens- und
Bildungswerte nachdenken.