Weitere Förderung durch die DFG
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat das interdisziplinäre Graduiertenkolleg 1887 „Deutungsmacht – Religion und belief systems in Deutungsmachtkonflikten“ um weitere 4,5 Jahre verlängert und stellt dazu Drittmittel in Höhe von 3,8 Millionen Euro zur Verfügung. Das Graduiertenkolleg der Universität Rostock untersucht seit 2014 die wechselseitige Abhängigkeit von Machtstrukturen und Deutungsprozessen, die sich in verschiedenen Feldern gesellschaftlicher, politischer und religiöser Kommunikation zeigen kann.
Es werden Fragen bearbeitet wie: Wer hat die Macht zur Deutung bestimmter Ereignisse oder Sachverhalte? Welche medialen und kommunikativen Strategien entfalten Deutungen, um Macht zu erlangen? Welche Deutungsmachtkonflikte treten bei konkurrierenden Geltungs- und Wahrheitsansprüchen in der pluralen Gesellschaft auf und wie werden sie ausgetragen?
Das gegenwärtige Erstarken deutungsmächtiger populistischer Strömungen, die Debatte um Wahrheit in Zeiten von „fake news“ und die Wahrnehmung religiöser Konflikte mit fundamentalistischen Bezügen unterstreichen die Aktualität des Forschungsthemas. Derzeit arbeiten 19 Doktorandinnen und Doktoranden im Kolleg.
Sie analysieren die Deutungsmachtansprüche von Algorithmen im digitalen Zeitalter, den Streit um die Deutungshoheit zwischen Schul- und Alternativmedizin, die Macht politischer Mythen, Täter- beziehungsweise Opferkonstruktionen in theologischen Verlautbarungen zum Israel-Palästina-Konflikt und Deutungsmachtansprüche in religiöser Kommunikation in Bildungskontexten.
An dem erfolgreichen Verlängerungsantrag waren unter der Leitung der Sprecherin des Kollegs, Professor Martina Kumlehn (Theologische Fakultät), zehn Mitglieder der Theologischen, Philosophischen sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät beteiligt. „Dank einer starken Teamleistung und der Unterstützung der Hochschulleitung ist es gelungen, Drittmittel in Millionenhöhe einzuwerben.
Das ist ein außergewöhnlicher Erfolg für die Geisteswissenschaften an der Universität Rostock, die damit das einzige geisteswissenschaftliche DFG-Graduiertenkolleg im Land Mecklenburg-Vorpommern unterhalten“, so Professorin Kumlehn. Sie betont weiter: „Im interdisziplinären Austausch wird deutlich, wie geistes- und gesellschaftswissenschaftliche Fragen nach den Kommunikationsbedingungen von Grundüberzeugungen (belief systems) und eine kulturbezogene Religionsforschung bzw. Theologie produktiv aufeinander bezogen werden können.“
Universitätsrektor Professor Wolfgang Schareck zeigt sich ebenfalls sehr erfreut: „Auf die Bedeutung unseres Graduiertenkollegs ‚Deutungsmacht‘ bin ich schon vom Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft Professor Peter Strohschneider angesprochen worden. Diese nationale und internationale Sichtbarkeit bei einem gesellschaftlich relevanten Thema ist für die Universität Rostock hoch bedeutsam.
Gerade in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels in einer digitalisierten und globalisierten Welt ist die Frage nach dem Verhältnis von Deutung und Wahrheit wichtiger denn je. So passt gerade dieses Graduiertenkolleg zum 600. Universitätsjubiläum 2019.“
Eingesetzt werden die Drittmittel für die Finanzierung von 12 neu zu besetzenden Doktorandenstellen sowie für ein wissenschaftlich sehr anspruchsvolles Qualifikations- und Begleitprogramm.
Pressemitteilung der Universität Rostock