Die Suche nach dem Anfang und dem Ende

Radka Denemarková, Trägerin des ersten Usedomer Literaturpreises, liest gemeinsam mit Jaroslav Rudis in Zinnowitz

Seebad Ahlbeck – Auf eine Suche nach sich selbst und dem Ort, von dem alles ausgeht und an dem alles enden wird, begeben sich die Romanfiguren der tschechischen Autoren Radka Denemarková und Jaroslav Rudis. Am  Donnerstag, 19 Uhr, im Hotel Usedom Palace in Zinnowitz lesen die beiden Schriftsteller aus ihren Romanen „Ein herrlicher Flecken Erde“ und „Grandhotel“. Dabei trifft ein deutsch-jüdisch-tschechisches Schicksal der Nachkriegszeit auf eine anrührende Geschichte gestrandeter Menschen im Sudetenland.

Die tschechische Schriftstellerin Radka Denemarková schuf mit ihrem Roman „Ein herrlicher Flecken Erde“ ein ergreifendes Werk über die deutsch-jüdisch-tschechische Kriegs- und Nachkriegsgeschichte. Im Zentrum steht das Schicksal einer Frau, die in ihrem Leben durch mehrere Höllen gehen musste: von den Nazis als Jüdin gequält, von den Tschechen als Kollaborateurin vertrieben, schließlich von den ehemaligen Nachbarn als habgierige Alte abgestempelt, als sie, 50 Jahre später, den Familie rehabilitieren will. Doch trotz aller körperlicher und emotionaler Wunden führt Gita Lauschmannová den Kampf gegen Unrecht und für Verständigung weiter. Ebenso kompromisslos wie ergreifend schildert dieser preisgekrönte Roman die menschliche Seite der unmenschlichen Geschichte.

Radka Denemarková erhielt für den Roman den wichtigsten tschechischen Literaturpreis, Magnesia Litera Preis, für die beste Prosa. Am Sonntag zur Abschlussveranstaltung der Usedomer Literaturtage wird Radka Denemarková und ihrer Übersetzerin Eva Profousová der erste Usedomer Literaturpreis verliehen.

Jaroslav Rudis lässt in „Grandhotel“ ein spannendes wie unterhaltsames Bild der tschechischen Provinz, ihrer böhmischen Geschichte und der Gegenwart entstehen und streut dabei teilweise groteske Alltagsszene mit Blicken in die deutsche Vergangenheit ein. Der Roman, 2009 in deutscher Sprache erschienen, wurde bereits verfilmt und war auf der Berlinale 2007 zu sehen. Der 1997 geborene Autor studierte Geschichte, Journalistik und Germanistik und kam mit einem Journalisten-Stipendium nach Berlin, wo er seinen Debütroman „Der Himmel unter Berlin“ schrieb. „Grandhotel“ ist sein zweiter auf Deutsch herausgegebener Roman.

Auf Literarische Inselrundfahrt begeben sich am Freitag, 1. April, von 10 bis 16 Uhr, die Schauspieler Hildegard Alex und Axel Wandtke. Beginnend in der Villa Irmgard lesen sie in der Gedenkstätte Golm, in der Evangelischen Kirche Benz und in Swinemünde Lyrik und Kurzprosa von polnischen, tschechischen und deutschen Schriftstellern.

Im Anschluss daran, 16 Uhr, stellen Vera Schneider und Klaus Johann im Hans-Werner-Richter-Haus ihr Lesebuch über Johannes Urzidil vor, das unter dem Titel „HinterNational“ 2010 beim Deutschen Kulturforum östliches Europa erschienen ist. Johannes Urzidil (1896-1970) gilt als jüngster Dichter des berühmten „Prager Kreises“ um Max Brod, Franz Kafka und Franz Werfel. Schon als Kind fühlte sich der Spross einer deutsch-tschechisch-jüdischen Familie „hinternational“. Als sogenannter Halbjude emigrierte er nach der Besetzung seiner Heimatstadt nach New York, wo er blieb und seine erfolgreichsten Bücher schrieb. Zu seinen Hauptwerken gehören „Goethe in Böhmen“, „Die verlorene Geliebte“ und „Prager Triptychon“.

Karten und Informationen: 038378.34647 sowie  www.usedomer-literarturtage.de